USA: Der Fall des „Wunderkind-Führers“

USA: Der Fall des „Wunderkind-Führers“
Viele US-Medien sehen den Kurz-Sturz als Warnung, mit den Rechten zu paktieren.

Der große Bahnhof, den Sebastian Kurz in Washington bekam, liegt gerade einmal drei Monate zurück. Nach dem ausgiebigen Tête-à-Tête mit Donald Trump im Oval Office, dem anschließenden Delegationsmeeting der abendlichen Privat-Audienz daheim bei Präsidenten-Tochter Ivanka Trump und Schwiegersohn Jared Kushner waren US-Medien voller Wohlwollen über den „sehr jungen Anführer“, dem der 40 Jahre ältere US-Präsident in väterlicher Manier eine „große Zukunft“ prophezeite. Von der „Seelenverwandtschaft“, die Autoren zwischen den beiden entdeckt haben wollten, ist heute nicht mehr die Rede. Vom „Rockstar“-Status, den ein US-Spitzen-Diplomat Kurz verlieh, schon gar nicht.

Die Causa Strache und das anschließende Platzen der Mitte-rechts-Regierung in Wien hat in Washington Distanzierung und dosierte Spöttelei ausgelöst. „Wie ein geheimes Video Österreichs Wunderkind-Führer von den Beinen geholt hat“, lautete just die Überschrift einer Analyse in der Washington Post. Darin und in ähnlich gestimmten Beiträgen werden „Aufstieg und Fall“ von Kurz ursächlich mit dessen „Einladung“ an die FPÖ in die Regierung in Verbindung gebracht.

Was als Versuch gestartet sei, zu beweisen, dass „Konservative mit Nationalisten kooperieren können“, habe sich als „abschreckendes Beispiel“ für EU-Spitzenpolitiker entpuppt, die ebenfalls mit „Parteien an den Rändern“ des politischen Spektrums „flirten“. Das Leit-Kommentariat der Hauptstadt-Zeitung ging noch einen Schritt weiter. Das österreichische „Drama“ sollte Politikern, die sich ebenfalls mit der „extremen Rechten“ verbandelt haben, eine Lehre sein“.

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