US-Wahlkampfvideo: Chefvirologe Fauci empört über Trump

Dr. Anthony Fauci
Der erfahrene Arzt wurde mit einer „unerlaubt aus dem Kontext gerissenen“ Aussage zitiert und tobt.

Dr. Anthony Fauci hat wegen Donald Trump noch nie die Contenance verloren. Doch jetzt ist es soweit. Amerikas Chefvirologe stellt sich offen gegen den Präsidenten und dessen Wahlkampfteam.

In einem Werbespot wurde ein Zitat von ihm so zusammengeschnitten, dass der Zuseher denken muss, dass Fauci Trump lobt. Er könne sich nicht vorstellen, dass „jemand mehr tun könnte“. In dem Video heißt es weiter: „Präsident Trump erholt sich von dem Coronavirus, und ebenso tut dies Amerika.“

Der Chefvirologe, dem die meisten Amerikaner vertrauen, ist schwer verärgert, er fühlt sich in irreführender Weise zitiert. Er stellte klar, dass er in den fast fünf Jahrzehnten seines Dienstes an der Allgemeinheit noch nie einen politischen Kandidaten „öffentlich unterstützt“ habe.

„Meine Kommentare, die ohne meine Erlaubnis in der Werbekampagne verwendet wurden, wurden aus dem Kontext einer umfassenden Erklärung gerissen, die ich vor Monaten über die Bemühungen von Mitarbeitern der Gesundheitsbehörden abgegeben habe“, erklärte Fauci.

Das vollständige Zitat lautet: „Ich befinde mich praktisch jeden Tag bei der Taskforce im Weißen Haus. Es ist jeder einzelne Tag. Also kann ich mir nicht vorstellen, dass unter irgendwelchen Umständen jemand mehr tun könnte.“

US-Wahlkampfvideo: Chefvirologe Fauci empört über Trump

Trump: Dr. Faucis eigene Worte

Trump wies die Kritik seines Beraters an dem Spot zurück. Es handle sich „in der Tat um Dr. Faucis eigene Worte“, twitterte der Präsident. Seine Regierung habe einen „phänomenalen Job“ im Kampf gegen die Pandemie geleistet, wie die Gouverneure mehrerer Bundesstaaten bestätigten, fügte Trump hinzu.

Wie Hund und Katz

Der 74-jährige Donald Trump und der 79-jährige Dr. Anthony Fauci, das ist ein Gespann wie Hund und Katz. Hier der erratische Präsident, da der Wissenschafter, der komplexe Zusammenhänge in einfachen Worten korrekt erklären kann. Fauci widersprach auch schon mehrmals dem Präsidenten und stellte dessen verharmlosende oder auch gefährliche Aussagen zur Virusbekämpfung richtig.

Schon vor Monaten wollte der wahlkämpfende Präsident deshalb seinen Virologen loswerden und verunglimpfte ihn in der Öffentlichkeit. Doch Dr. Fauci ist eben eine amerikanische Institution, ihm hören die Wähler zu. Und Trump traute sich wohl deshalb nicht, den lästigen New Yorker abzuservieren, wie er es bei anderen ohne zu zögern tut. Auch deshalb wurden Faucis Worte über Mitarbeiter der Gesundheitsbehörden zu Werbezwecken missbraucht.

Trump setzte seinen Wahlkampf am Montag unbeirrt fort. Er flog nach Florida, in einen der umkämpften und wahlentscheidenden Swing States. Ob ihn seine Frau Melania, die ebenfalls positiv getestet worden und seither von der Bildfläche verschwunden war, begleitete, war bei Redaktionsschluss nicht klar.

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