Den passenden gewichtigen Einzeiler, wie ihn Leinwand-Cowboys eben abgeben. hatte er kurz zuvor formuliert: „Als euer Anführer musste ich es tun. Ich weiß, es ist gefährlich, aber ich musste es tun.“
Der einsame Cowboy, der Desperado, der sich – auch weil der nächste Richter und die Armee weit weg sind – sein eigenes Recht verschafft: Trump ist nicht der erste US-Politiker, der diese Rolle besetzt. „Cowboy-Diplomatie“ ist seit den Anfängen der USA ein Grundmotiv der Politik.
Vorbild: "Der Schlächter"
Nicht umsonst verweist der Präsident gerne auf sein großes Vorbild, Andrew Jackson, der 1829 ins Weiße Haus einzog. Er hatte sich im Krieg gegen Indianer den Beinamen „der Schlächter“ wohl redlich verdient. Er hatte zwei Kugeln im Körper, als er den Amtseid schwor – und er machte gerne deutlich, dass es ihm auf eine weitere Kugel nicht ankommen würde.
Man muss nicht in die Zeit zurückblicken, als der Wilde Westen tatsächlich noch wild war. „Cowboy-Diplomatie“ hat auch die jüngere US-Politik bestimmt – und mit ihr breitbeinige Posen und martialische Sprüche. George W. Bush, dessen zwei Amtszeiten vom sogenannten „Krieg gegen den Terror“ geprägt waren, übte sich gerne darin.
"Wanted, dead or alive"
Als der Terroranschlag auf die Twin Towers Amerika den schlimmsten Schlag seiner jüngeren Geschichte versetzte, bediente sich der Präsident bei einem Western-Motiv, um Rache an Osama bin Laden zu schwören: „Es gab da draußen im alten Westen ein Plakat, auf dem stand: ,Gesucht, tot oder lebend’“.
In dieser Western-Welt, in der Bush seine Kriege inszenierte, gab es nur zwei Lager, die Guten und die Bösen – und damit auch für den Rest der Welt nur zwei Möglichkeiten, wie der Präsident mit einem seiner bekanntesten Einzeiler deutlich machte: „Man ist entweder mit uns oder gegen uns.“
Der politische Cowboy hat also wie sein Vorbild im Sattel keine Zeit für lange Sätze. Auch das konnte Trump von einigen seiner Vorgänger lernen. Ronald Reagan hatte viele Jahre den einsilbigen, heldenhaften Cowboy fürs Kino verkörpert, bevor die Rolle im Weißen Haus übernahm.
Reagan und "das Reich des Bösen"
Der Republikaner legte sich für seine Auftritte gerne sein eigenes Western-Drehbuch zurecht. Er besaß einen Zettelkasten voll mit handgeschriebenen markigen Einzeilern – und im passenden Moment bediente er sich dort. „Wenn sie das Licht nicht sehen wollen, müssen sie eben die Hitze spüren“, meinte er über politische Widersacher. Die Sowjetunion war „das Reich des Bösen“ und so begegnete er ihr auch. Knapp und unmissverständlich die Forderung, die Reagan vor dem Reichstag in Berlin an den sowjetischen Staatschef richtete: „Mister Gorbatschow, reißen sie diese Mauer ab.“
Doch zur Cowboy-Pose gehört auch die richtige Kostümierung. Natürlich ist die Grundausstattung für einen US-Präsidenten Anzug und Krawatte, aber im richtigen Moment durfte es bei Reagan auch schon einmal ein riesiger Cowboy-Hut sein.
Wenn es um Krieg und Frieden geht, zeigen sich US-Präsidenten gerne einmal im Kampfanzug. Adjustiert als Kampfpilot in voller Montur verkündete George W. Bush auf einem Flugzeugträger den Sieg über Saddam Hussein: „Mission erfüllt!“ Selbst Donald Trump, der sich vor dem Wehrdienst gedrückt hatte, trat vor Soldaten in Bomberjacke, geschmückt mit Fantasie-Abzeichen, auf.
Gouverneur am Maschinengewehr
Harmlos wirken all diese Posen gegen jene von Rick Perry, bis vor fünf Jahren Gouverneur von Texas. Der trat mit der Pistole im Halfter vor die Presse, demonstrierte öffentlich sein Können am Maschinengewehr und drohte Gesetzesbrechern, dass man sie „abknallen“ solle.
Perry scheiterte 2012 im Rennen ums Weiße Haus. Vielleicht war der Republikaner mit seinen Sprüchen sogar den Amerikanern zu viel Wilder Westen: „Der politische Umbruch“, versprach er, „kommt nicht aus Washington, sondern aus den windverblasenen Prärien im Herzen Amerikas.“
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