TV-Duell: Pence schießt sich gegen Russland ein

Tim Kaine und Mike Pence
Kaine und Pence lieferten sich ein hartes TV-Duell. Im Gegensatz zu Trump scheint Pence wenig von Russlands Präsidenten zu halten.

Tim Kaine und Mike Pence lieferten sich eine harte TV-Debatte. Rund eine Woche nach dem Fernsehduell der US-Präsidentschaftskandidaten Hillary Clinton und Donald Trump sind auch deren Bewerber für die Vizepräsidentschaft in einer direkten Konfrontation hart aneinandergeraten. In ihrer Fernsehdebatte in der Nacht auf Mittwoch erhoben sowohl Senator Tim Kaine von den Demokraten als auch der republikanische Gouverneur Mike Pence den Vorwurf, dass das gegnerische Lager eine auf "Beleidigungen" basierende Kampagne betreibe.

Clinton vs Trump

Kaine beschuldigt Trump, von bloßen egoistischen Zielen getrieben zu sein. Der Immobilienmogul setze "immer sich selbst an die erste Stelle". Seine geschäftliche Karriere habe er "auf dem Rücken kleiner Leute" aufgebaut. Während seiner Wahlkampagne habe er dann Immigranten und Frauen beschimpft.

Pence konterte, indem er Clintons Bemerkung aufgriff, die Hälfte der Trump-Anhänger seien "beklagenswerte" Menschen. Der Gouverneur des Bundesstaates Indiana bewertete diese Äußerung als wesentlich schlimmere Beleidigung als alles, was Trump im Laufe seines Wahlkampfs gesagt habe. Die Demokratin hatte die Bemerkung allerdings im Nachhinein bedauert.

Pence griff Clinton auch heftig wegen ihrer Bilanz als frühere Außenministerin an. Während ihrer Amtszeit sei die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) erstarkt und der Nahe Osten "außer Kontrolle" geraten. Diese Entwicklungen seien das Resultat ihrer "schwachen Außenpolitik".

Pence für harte Linie gegen Moskau

TV-Duell: Pence schießt sich gegen Russland ein
FARMVILLE, VA - OCTOBER 04: Republican vice presidential nominee Mike Pence speaks during the Vice Presidential Debate with Democratic vice presidential nominee Tim Kaine at Longwood University on October 4, 2016 in Farmville, Virginia. This is the second of four debates during the presidential election season and the only debate between the vice presidential candidates. Chip Somodevilla/Getty Images/AFP ++ KEINE NUTZUNG IN TAGESZEITUNGS-BEILAGEN! NUR REDAKTIONELLE NUTZUNG IN TAGESZEITUNGEN, TAGESAKTUELLER TV-BERICHTERSTATTUNG (AKTUELLER DIENST) UND DIGITALEN AUSSPIELKAN€LEN (WEBSITES/APPS) IM UMFANG DER NUTZUNGSVEREINBARUNG. S€MTLICHE ANDERE NUTZUNGEN SIND NICHT GESTATTET.++
Pence übte scharfe Kritik an Russland. Er warf der Führung von Präsident Wladimir Putin vor, korrupt zu sein. Pence trat bei dem Duell am Dienstagabend (Ortszeit) zudem dafür ein, im syrischen Bürgerkrieg eine harte Linie gegenüber Moskau zu verfolgen. "Die Provokationen durch Russland müssen mit amerikanischer Stärke beantwortet werden", erklärte Pence. "Wenn Russland sich weiterhin an barbarischen Angriffen auf Zivilisten in Aleppo beteiligt, müssen die USA darauf vorbereitet sein, das Assad-Regime militärisch anzugreifen, um eine humanitäre Katastrophe in Aleppo zu verhindern."

Trump hatte sich in der Vergangenheit immer wieder bewundernd über Putin geäußert und sich für eine Kooperation mit Russland in Syrien stark gemacht. Allerdings fielen diese Äußerungen, bevor die USA in dieser Woche den Dialog mit Russland über den Bürgerkrieg abgebrochen hatten.

Schwerpunkt Syrien – Pence bezog Stellung

Mit seiner Forderung nach möglichen Luftschlägen gegen syrische Regierungsstellungen bezog Pence nun Stellung zu der seit mehr als zwei Wochen andauernden Großoffensive der Regierungstruppen auf das teilweise von Rebellen gehaltene Aleppo. Die Offensive wird von russischen Luftverbänden massiv unterstützt. Derzeit herrscht deshalb eine diplomatische Eiszeit zwischen Russland und den USA.

Pence und Senator Kaine forderten in der Debatte übereinstimmend die Einrichtung von humanitären Schutzzonen für die Zivilbevölkerung in Nordsyrien. Kaine griff zugleich Trump wegen dessen Äußerungen über die Führungsstärke des russischen Präsidenten Wladimir Putin an.

Pence hielt dagegen, er und Trump hätten den Kurs des russischen Staatschefs nie unterstützt. Sie hätten vielmehr nur kritisiert, dass Russland als Folge der "schwächlichen" Außenpolitik der Regierung von Präsident Barack Obama auf der Weltbühne erstarkt sei. Dies sei nichts anderes als das "Konstatieren schmerzlicher Fakten".

Trump für Kaine Gefahr für die öffentliche Sicherheit

TV-Duell: Pence schießt sich gegen Russland ein
Democratic U.S. vice presidential nominee Senator Tim Kaine speaks during his debate against Republican U.S. vice presidential nominee Governor Mike Pence (not shown) at Longwood University in Farmville, Virginia, U.S., October 4, 2016. REUTERS/Chris Keane
Kaine bezeichnete Trump als Gefahr für die öffentliche Sicherheit. Kaine bezog sich am Mittwoch auf eine Äußerung des ehemaligen US-Präsidenten Ronald Reagan, der gesagt hatte, ein "Idiot oder Irrer" mit einer Atomwaffe könne eine Katastrophe auslösen. "Und ich denke, dieses ist der Chef von Gouverneur Mike Pence", sagte Kaine. Der Republikaner Pence reagierte darauf mit einem Gegenangriff: "Senator, Senator, das war sogar unter dem Niveau von Ihnen und Hillary Clinton, und das ist schon recht niedrig."

Die Debatte in der Kleinstadt Farmville im Bundesstaat Virginia war geprägt von zahlreichen Unterbrechungen und Angriffen auf die potenziellen Chefs ihres jeweiligen Gegners. Pence zielte darauf ab, Clinton als nicht vertrauenswürdig und ihre Amtszeit als Außenministerin Barack Obamas als gescheitert darzustellen. Kaine wiederum warf Trump vor, Versprechen gebrochen zu haben, indem er sich weigert, seine Steuerunterlagen zu veröffentlichen.

Wer sind Pence und Kaine?

Pence und Kaine gelten als erfahrene Politiker, schillernde Persönlichkeiten sind sie nicht. Der 58-jährige Kaine vertritt Virginia im Senat und war früher Gouverneur des Bundesstaates. Der 57-jährige Pence ist Gouverneur von Indiana.

Während Kaine und Pence sich nur dieses eine TV-Duell lieferten, werden Clinton und Trump noch zwei Mal gegeneinander antreten. Ihr nächstes Duell steht in der Nacht auf Montag an.

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