Trump: Die Präsidentschaft als TV-Reality-Show
Die Wahrscheinlichkeit, dass Donald Trump der 45. Präsident der Vereinigten Staaten wird, erschien zu Beginn des Wahlkampfes nicht groß. Die eigene Partei wetterte zu einem großen Teil gegen ihn. Trump blieb davon unbeeindruckt. Der 70 Jahre alte Mann mit der Föhnfrisur und der eigenwilligen Sprache hat den US-Wahlkampf 2016 geprägt wie kaum ein anderer. Trump startete den Wahlkampf mit dem Versprechen, es anders zu machen als alle anderen und er hielt Wort.
Er will Amerika wieder groß machen. Und reich. Und das Militär "mächtig, unglaublich". Groß ist gut, und Wohlstand ist Erfolg: So denkt Donald Trump.
Trump setzte sich im Vorwahlkampf gegen 16 Mitbewerber durch, teils hoch favorisierte Politprofis, wie Jeb Bush. Er füllte Hallen und Stadien, war omnipräsent in sozialen Medien - besonders auf Twitter - und auf klassischen Kanälen. Es war der Wahlkampf von "The Donald".
Verspottet und gefürchtet
Er pöbelte und beschwerte sich, er log und tönte, er teilte aus und verteidigte sich. Trump will eine Mauer nach Mexiko bauen, gibt den Rechtsaußen, dann wieder den Liberalen. Der Demagoge und Populist wurde zum Outlaw der US-Politik, kaum im Zaum zu halten von seiner eigenen Partei, von der halben Welt verspottet und gefürchtet zugleich. Ein Held der kleinen Leute, beliebt bei Arbeitern, die sich benachteiligt fühlen, geduldet von evangelikalen Christen und einem Teil des Establishments. Geächtet von Menschen in allen Schichten, die sich um die Sicherheit der Welt Gedanken machen.
Militärakademie, Immobilienbranche, Misswahlen, Spielcasinos
Donald Trump war schon als Kind nicht einfach. 1946 im New Yorker Stadtteil Queens als viertes von fünf Kindern geboren, schickten ihn Vater Frederick, ein Bauunternehmer, und Mama Marie mit 13 in eine Militärakademie. Donald, dessen Großvater aus Deutschland in die USA gegangen war, nutzte die Chance zur Besserung, wurde ein guter Sportler und Schüler, machte seine Abschlüsse als Betriebswirt.
Vater Frederick verdiente selber in der Baubranche Millionen. Donald stieg nach dem Studium ins Geschäft ein. 1974 wird er Präsident des Unternehmens, gibt ihm den Namen Trump Organization. Es folgen Investitionen in diverse Hotels, Casinos und Luxus-Apartment-Gebäude. Zusätzlich reich machen ihn Rechte an Miss-Wahlen, seine Rolle in der TV-Reality-Show "The Apprentice", aus der später die Serie "The Celebrity Apprentice" erwächst, mehrere Biografien, eigene Möbel- und Modemarken.
Trumps Erfolge als Unternehmer sind umstritten. Kritiker behaupten, wenn er sein Erbe auf die Bank gelegt hätte, wäre er heute reicher. Längst nicht alles läuft glatt: In vier Fällen muss er Insolvenz anmelden, kann jedoch jedes Mal erfolgreich umstrukturieren. Das Magazin Forbes siedelt sein Vermögen bei vier Milliarden Dollar an, Bloomberg bei 2,9 Milliarden, Trump selbst bei zehn.
Niemand kommt an ihm vorbei
"The Donald" war noch nie für Bescheidenheit oder sprachliche Finesse bekannt. Großspurigkeit ist sein Markenzeichen, aber das stört Trump nicht. Sie sichert ihm die Aufmerksamkeit der Medien, die er braucht und die ihn nährt. Die US-Medien sind fassungslos. Und fasziniert - auch wenn seine Radikalität mittlerweile viele für gefährlich halten. Trump sei größenwahnsinnig, heißt es in Kommentaren. Ein Napoleon. Der Putin Amerikas. Ein Clown. Vulgär. Grell. Aber kein Sender will an ihm vorbei. Trump kann machen, was er will, alles wird live übertragen, kein Kandidat bekommt mehr Aufmerksamkeit. Er ist auf allen Kanälen, und danach twittert er noch wie kein Zweiter. Kritik perlt an ihm ab, berührt ihn nicht.
Nur wenn ihm jemand ins Gesicht sagt, was er von ihm hält, zeigt er sich erstaunlich dünnhäutig, wie bei der Fox-News-Moderatorin Megyn Kelly. Sie sei eine Tussi, sagte Trump, beleidigte sie, sagte die Teilnahme an einer TV-Debatte ab, angeblich wegen ihr.
Trump darf scheinbar alles
Alle Präsidentschaftskandidaten veröffentlichen ihre Steuererklärung - Trump nicht. Dafür tönt er, mit einem Verlust von fast einer Milliarde viele Millionen Steuern gespart zu haben. Das wiederum ist typisch für Trump. Er tut Dinge, die als unanständig empfunden werden. Er hetzt gegen Ausländer, äfft Behinderte nach, sagt Dinge über Frauen, die skandalös sind. Was anderen politisch das Genick bricht, hilft ihm. "Ich könnte jemanden auf der Straße erschießen und würde trotzdem keinen einzigen Wähler verlieren", sagte er einmal.
Sein Name sein größtes Asset
Sein Biograf, Michael D'Antonio sagt über Trump: "Mir ist nie ein Mensch begegnet, der so gleichbleibend arrogant ist." Trump rede ständig über drei Dinge: Sein gutes Aussehen, seine Intelligenz und über seinen Erfolg, sagte der Autor im ZDF.
Geholfen hat ihm seine Prominenz. Schon als Unternehmer in New York war er ein gerngesehener Gast bei Parties, zu seiner Hochzeitsfeier mit dem aus Slowenien stammenden Model Melania Knauss im Jahr 2005 kam auch das Ehepaar Bill und Hillary Clinton. 2004 stieg er in die TV-Szene ein, als Star der NBC-Show "The Apprentice" - und erreichte so ein Millionenpublikum.
Echte und lancierte Affären
Immer wieder lancierte er echte oder angebliche Affären an Zeitungen, in mindestens einem Fall gab er sich als sein eigener PR-Mann namens Miller aus und gab ein Radio-Interview. Zahlreiche Affären werden ihm nachgesagt, einige soll er dazuerfunden haben. Etwa mit der späteren französischen Präsidenten-Gattin Carla Bruni. Trump bestätigte die Beziehung der New York Post, später ging Bruni an die Presse und sagte, er müsse verrückt sein, woraufhin dann auch Trump einräumte, da sei nichts dran.
Eine ähnlich offensive Medienstrategie nutzte er im Präsidentschaftswahlkampf. Trump ist am Morgen der erste, der in Morning-Shows von Radio und Fernsehen anruft, teils mitten in der Nacht wurde er seine Botschaften über Twitter los.
Belästigungsvorwürfe halten an
Trump geriet im Wahlkampf vor allem wegen anhaltender Belästigungsvorwürfe mehrerer Frauen massiv unter Druck. Die Washington Post hatte außerdem Anfang Oktober eine heimliche Aufzeichnung aus dem Jahr 2005 veröffentlicht, in der Trump sich in vulgären Worten mit sexuellen Übergriffen auf Frauen brüstet. Kurz danach meldeten sich mehrere Frauen zu Wort, die Trump sexuelle Belästigung vorwarfen. Trump wies die Vorwürfe als Lügen und Verleumdungen zurück und beschuldigte das Wahlkampfteam seiner Rivalin Hillary Clinton, ihn diffamieren zu wollen.
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