Die großen Duelle um die US-Präsidentschaft

Präsidenten im Oval Office: Bush sen., Obama, Bush jun., Clinton, Carter
Fulminante Siege, bittere Niederlagen und eine Hängepartie: Ein Rückblick auf die Rennen um die US-Präsidentschaft seit Kennedy vs. Nixon.

Der US-Wahlkampf biegt in die Zielgerade: Hillary Clinton vs. Donald Trump war bestimmt einer der härtesten und auffälligsten Wahlkämpfe der US-Geschichte. Wohl noch nie hat ein Kandidat mehr polarisiert als das Raubein Trump. Provokation war im Kampf um die Aufmerksamkeit das tägliche Geschäft des Republikaners. Der Immobilien-Mogul und Reality-TV-Star wäre nicht der erste Quereinsteiger, der es ins Weiße Haus schafft. Ein Wahlsieg Hillary Clintons wäre hingegen eine Premiere. Zum ersten Mal würde eine Frau an der Spitze der Weltmacht stehen.

1960, als John F. Kennedy gegen Richard Nixon antrat, war solches noch undenkbar. Im Folgenden ein Rückblick auf vergangene Duelle ums Oval Office: Entscheidende Momente, fulminante Siege, bittere Niederlagen und ein denkbar knappes Foto-Finish.

1960: Kennedy - Nixon

Mit dem Duell John F. Kennedy gegen Richard Nixon begann 1960 auch die Ära der großen Fernseh-Wahlkämpfe. Noch heute wird die erste im Fernsehen übertragenen Diskussion zwischen den Kandidaten der beiden Großparteien als beispielhaft zitiert. Rund 70 Millionen Zuschauer sollen am am 26. September 1960 beobachtet haben, wie der Demokrat Kennedy und der Republikaner Nixon miteinander debattierten - und der telegene Kennedy den blässlich wirkenden Nixon im wahrsten Sinn des Wortes "alt aussehen" ließ. Dass es noch weitere drei Debatten gab, eine sogar mit Split-Screen, weil sich die beiden an unterschiedlichen Orten aufhielten, ist nahezu vergessen. Der "Mutter aller TV-Debatten" wird auch eine mitentscheidende Rolle zugeschrieben. Kennedy gewann mit 303 zu 219 "Wahlmännern". Bei den Gesamtstimmen (oder "Popular Vote") ging es mit 49,7 zu 49,6 Prozent wesentlich knapper aus.

Kennedys Präsidentschaft, die 35. in der Geschichte der USA, war trotz ihrer Kürze von zahlreichen historischen Ereignissen gekennzeichnet (Kubakrise, Kalter Krieg, Bau der Berliner Mauer, Eskalation des Vietnamkrieges).

1964: Johnson - Goldwater

Lyndon B. Johnson übernahm nach der Ermordung Kennedys 1963 dessen Amt als Präsident. Nach Darstellung von Jacqueline Kennedy war ihr Ehemann zu Lebzeiten "sehr besorgt" bei der "sehr unangenehmen" Vorstellung, dass sein Vizepräsident Johnson seine Nachfolge antreten könnte. Das geht aus einem 1964 aufgezeichneten Gespräch "Jackies" mit dem Historiker Arthur Schlesinger hervor, das zu ihren Lebzeiten unter Verschluss gehalten wurde.

1964 gewann der Demokrat Johnson die Wahl überlegen gegen seinen republikanischen Kontrahenten Barry Goldwater. 61,1 Prozent zu 38,5 Prozent im "Popular Vote" ist der bisher klarste Sieg in der US-Geschichte. Goldwater konnte auch lediglich sechs Südstaaten mit seiner ablehnenden Haltung bei der Aufhebung der Rassentrennung auf seine Seite ziehen. Unter Johnson wurde jegliche Diskriminierung von Afroamerikanern für illegal erklärt.

Johnson machte im Wahlkampf auch den drohenden Atomkrieg zum Thema. Sein kontroversieller Werbespot (siehe unten) zeigte derart drastische Bilder, dass er nur ein einziges Mal ausgestrahlt wurde. Johnson trieb auch die Non-Proliferation von Atomwaffen voran, was im Jahr 1968 in den Atomwaffensperrvertrag mündete.

1968: Nixon - Humphrey

1968 gelang Richard Nixon im zweiten Anlauf der Sprung ins Weiße Haus. Lyndon B. Johnson hätte zwar laut der Verfassung trotz seiner zwei Amtszeiten noch einmal antreten dürfen (weil er das Amt von Kennedy erst nach der Hälfte von dessen Amtszeit übernahm), lehnte dies allerdings ab. Auf einem chaotischen Parteitag der Demokraten wurde letztlich Hubert Horatio Humphrey zum Kandidaten gekürt. Kurz davor war der aussichtsreiche Kontrahent Robert F. Kennedy, der Bruder John F. Kennedys, erschossen worden.

Nixons Sieg fiel nach der Anzahl der Gesamtstimmen knapp aus (43,4 Prozent zu 42,7 Prozent), bei den Wahlmännern setzte er sich aber klar mit 301:191 gegen Humphrey durch. Der unabhängige Kandidat George Wallace konnte 13,5 Prozent erreichen und gewann sogar fünf Bundesstaaten im Süden.

1972: Nixon - McGovern

Obwohl Nixon wegen seines Rücktritts im Zuge der Watergate-Affäre als umstrittener Präsident in Erinnerung bleibt, so holte er doch einen der größten Triumphe für die Republikaner. Seine Wiederwahl 1972 gegen George McGovern gelang mit 60,7 zu 37,5 Prozent der abgebenen Stimmen - bis heute bei den Republikanern unerreicht. McGovern, der mit seiner Forderung nach einem sofortigen Abzug aus Vietnam und einer liberalen Drogen- und Abtreibungsgesetzgebung als viel zu weit links eingestuft wurde, konnte nur zwei Staaten holen.

Der Einbruch im Watergate-Gebäudekomplex, dem damaligen Wahlkampf-Hauptquartier der Demokraten in Washington, fand bereits kurz nach dem Ende der Vorwahlen am 17. Juni 1972 statt und verschwand vergleichsweise schnell aus den Medien. Erst nach dem Wahlsieg Nixons konnte durch die Recherchen derWashington Posteine Verbindung der Nixon-Kampagne zu den Einbrechern herstellen und Nixon kam am 8. August mit einer Fernsehansprache seiner drohenden Amtsenthebung zuvor. Gerald Ford, seit 1973 Vizepräsident, führte verfassungsgemäß Nixons Amtszeit zu Ende.Fords Präsidentschaftwar mit 895 Tagen die kürzeste, die nicht durch Tod beendet wurde.

Die Verwerfungen in der republikanischen Partei vor der Nominierung Donald Trumps weckten Erinnerungen an die Situation vor dem Wahlkampf von 1976, als es sogar zu einer Kampfabstimmung am Parteitag kam. Ford gewann als amtierender Präsident die Nominierung damals nur knapp gegen seinen Herausforderer Ronald Reagan. Bei der Präsidentenwahl unterlag Ford einigermaßen knapp gegen den davor relativ unbekannten Gouverneur aus Georgia, Jimmy Carter - mit 240 zu 297 Wahlmännern. Die politische Landkarte war ziemlich klar getrennt in Ost (Carter) und West (Ford). Ford blieb somit der einzige Präsident, der nie durch ein Wählervotum ins Amt kam. Alle anderen "Einspringer" stellten sich erfolgreich der Wiederwahl.

1976 gab es auch erstmals seit 1960 wieder große TV-Debatten. Davor hatte jeweils zumindest ein Kandidat eine solche abgelehnt. Die erste Diskussion Carter - Ford verfolgten am 23. September 69,7 Millionen Menschen. Eine Aussage in der zweiten Fernsehdebatte, wonach es keine sowjetische Dominanz in Osteuropa gebe, kostete Ford womöglich den Sieg (siehe Video).

Der frühere Hollywoodschauspieler Ronald Reagan kam bei der Wahl 1980 als republikanischer Kandidat zum Zug. Er schlug Carter nach Wahlmännern ziemlich deutlich (489:49) und blieb acht Jahre im Weißen Haus. Carter war in seiner Präsidentschaft aufgrund der Wirtschaftsstagnation und der verschlimmerten Lage im Mittleren Osten (Geiselnahmen im Iran, sowjetischer Einmarsch in Afghanistan) in Ungnade gefallen. In dem Wahlkampf gab es lediglich eine Fernsehkonfrontation. Diese erreichte allerdings mit 80,6 Millionen Zusehern mehr als jedes andere TV-Duell in einem US-Wahlkampf. Reagan machte sich seine Kameraerfahrung zu Nutze, wirkte charismatischer, und stellte in seinem Schluss-Statement die entscheidende Frage: "Geht es Ihnen heute besser als vor vier Jahren?"

Bereits in seinen Werbespots stellte sich der frühere Gouverneur von Kalifornien als Wirtschaftsreformer dar, sein Steuersenkungsprogramm unter dem Titel "Reaganomics" kennzeichnete dann Reagans Innenpolitik. 1981 war Reagan 69 Jahre alt und somit jener Präsident, der beim Amtsantritt am ältesten überhaupt war.

Die Präsidentschaftswahlen von 1984 gewann Ronald Reagan erdrutschartig gegen Walter Mondale mit 525 Wahlmännern. 13 Wahlmänner der Demokraten bedeutete eine der bittersten Niederlagen in der Parteigeschichte. Mondales unpopulärer Plan, die Steuern zu erhöhen, wird als mitentscheidender Faktor gesehen. Bei den demokratischen Vorwahlen konnte Mondale noch einen vielzitierten medialen Coup landen. In einer TV-Debatte unterstellte er seinem Kontrahenten Gary Hart Substanzlosigkeit und fühlte sich an einen Werbespot der Burgerkette Wendy's erinnert: "Where's the beef?" (Wo ist das Fleisch?)
Im Video nach Minute 1:10.

Die zweite Amtszeit Reagans war von großen außenpolitischen Umwälzungen gekennzeichnet. Reagan traf sich mit dem KPdSU-Chef Michail Gorbatschow zu Abrüstungsverhandlungen. Berühmt wurden 1987 seine Worte aus einer Rede in West-Berlin: "Mr. Gorbachev, tear down this wall!” (Deutsch: "Reißen Sie diese Mauer nieder!")

1988: Bush sen. - Dukakis

Der Fall der Berliner Mauer am 9. November 1989 fiel bereits in die Amtszeit von George Bush sen. Der Republikaner war während der beiden Amtszeiten Reagans Vizepräsident. Da dieser aber nicht mehr zur Wahl antreten durfte, war erstmals seit 1968 kein amtierender Präsident im Rennen, wodurch ein spannender Ausgang erwartet wurde. Bush gewann die Wahl gegen den Demokraten Michael Dukakis letztlich souverän. Seither konnte kein Kandidat weder 426 Wahlmänner erreichen, noch 53,4 Prozent der abgegebenen Stimmen. In den statistikverliebten USA war auch Thema, dass Bush der erste amtierender Vizepräsident seit 150 Jahren war, der durch eine Wahl die Präsidentschaft erlangen konnte.

Als Dukakis' größter Lapsus blieb in Erinnerung, dass der Demokrat bei einer TV-Debatte auf eine emotionale Frage zur Todesstrafe fast roboterhaft antwortete.

Trotz der bewegten Zeiten spielte die Außenpolitik nicht die Hauptrolle im Wahlkampf. Große Themen waren Budgetpolitik und Kriminalitätsbekämpfung. In Erinnerung bleibt Bushs Bekenntnis: "Read my lips: No new taxes!" (Lest es von meinen Lippen ab: Keine neuen Steuern!) Er folgte damit den Grundpfeilern der Republikaner: Gegen die Ausweitung staatlicher Leistungen, aber auch gegen zusätzliche Belastungen der Steuerzahler. Ganz hielt er sein Lippenbekenntnis aber nicht ein, was Bush viele Amerikaner übel nahmen.

1992: Clinton - Bush sen. - Perot

Die Amtszeit George Bush' war außenpolitisch geprägt von der Wende in Osteuropa und vom Golfkrieg infolge der Kuwaitkrise. Dass man Präsidentschaftswahlen aber gewöhnlich mit nationalen Themen gewinnt, hat sein demokratischer Konkurrent Bill Clinton beherzigt. So lautete dessen inoffizielles Wahlkampfmotto: "It's the economy, stupid!" (Es geht um die Wirtschaft, Dummkopf!)

Die Clinton-Kampagne setzte daher auf den Kampf gegen die hohe Arbeitslosigkeit und verwies auf Clintons Leistungen als Gouverneur von Arkansas. Die Arbeitsmarktpolitik der Bush-Administration wurde hingegen in der Luft zerrissen.

Die Negativ-Kampagne der Republikaner wiederum warf Clinton bereits früh eheliche Untreue, Marihuanakonsum und Drücken vor dem Militärdienst vor.

Es war der erste und bis dato einzige US-Wahlkampf, in dem es Fernsehduelle mit drei Kandidaten gab. Neben Bush und Clinton wurde auch der unabhängige Kandidat und texanische Milliardär Ross Perot zur Teilnahme an den drei TV-Debatten eingeladen.

Clinton gewann die Wahl letztlich klar mit 43 zu 37,5 Prozent und erlangte 370 Wahlmänner. Nach Wählerstimmen erreichte auch Ross Perot ein beachtliches Ergebnis (18,9 Prozent). Bush sen. ist der einzige Republikaner in der Nachkriegszeit, der mit seiner Kandidatur für eine weitere Amtszeit scheiterte. Bei den Demokraten erging es 1980 Jimmy Carter ebenso.

1996: Clinton - Dole - Perot

Der populäre Bill Clinton (damals 50) schaffte die Wiederwahl ziemlich klar mit 379 zu 159 Wahlmännern. Er konnte sich gegen den 72-jährigen Bob Dole, dem bei seinem vierten Anlauf erstmals die Nominierung durch die Republikaner gelang, als jüngerer, dynamischerer Kandidat positionieren. Von Anfang an hatte Clinton in dem unspektakulären Wahlkampf daher einen komfortablen Vorsprung in den Umfragen. Die beiden TV-Debatten, in denen auch die Altersfrage zur Sprache kam, erreichten mit lediglich 36,1 und 36,3 Millionen TV-Zusehern die geringsten Einschaltquoten aller großen US-Wahlkampfdiskussionen.

Ross Perot wurde diesmal als drittem Kandidaten die Teilnahme an den Debatten verwehrt. Der Milliardär erreichte auch nur 8,4 Prozent der Wählerstimmen.

Clinton war seit Franklin D. Roosevelt im Jahr 1944 der erste Demokrat, der zwei aufeinander folgende Wahlen gewinnen konnte. Er beendete somit auch eine Jahrzehnte dauernde Dominanz der Republikaner. Clintons "dritter Weg" als "New Democrat" entzog sich einer klaren ideologischen Zuordnung zwischen liberal und konservativ. Bei der Reform der Sozialhilfe verschärfte Clinton etwa die Bedingungen für Geld- und Sachleistungen. Wirtschaftspolitisch profitierte er vom Konjunkturaufschwung der 90er-Jahre.

Am Ende seiner Amtszeit machte ihm die Lewinsky-Affäre zu schaffen. Wegen seiner Aussage, er hätte "keinen Geschlechtsverkehr mit dieser Frau" gehabt, wurde ein Amtsenthebungsverfahren wegen Meineids gestartet. Clinton blieb im Amt.

2000: Bush jun. - Gore

Ungleich spannender verlief dann die Wahl im Jahr 2000. Erst 35 Tage nach der Wahl stand mit einer Entscheidung des Obersten Gerichtshofs am 12. Dezember 2000 fest, dass der Republikaner George W. Bush und nicht der Demokrat Al Gore Präsident werden konnte. Am Ende lag Bush In Florida, wo dessen Bruder Jeb Bush Gouverneur war, mit lediglich 537 Stimmen vor seinem demokratischen Herausforderer. Mit dem Urteil fielen die entscheidenden Wahlmännerstimmen Floridas an Bush. Er überschritt die magische Grenze von 270 Wahlmännern mit 271 nur ganz knapp. Trotz höchstrichterlicher Überprüfung und Anordnung von Nachzählungen ist der Wahlausgang bis heute umstritten.

Bereits im ersten Jahr seiner Amtszeit wurde George Walker Bush mit einer Katastrophe monströsen Ausmaßes konfrontiert. Am 11. September 2001 stürzten die Zwillingstürme des World Trade Centers in New York ein, nachdem zwei von Terroristen gesteuerte Linienflugzeuge nacheinander in die beiden Wolkenkratzer krachten.

Die Außenpolitik ließ Bush jun. hernach nicht mehr los. Unter seiner Ägide starteten die USA Angriffe in Irak und Afghanistan, um die mutmaßlichen Drahtzieher der Anschläge zu treffen und El-Kaida zu bekämpfen. Die Schlagworte "Krieg gegen den Terrorismus" und "Achse des Bösen" polarisierten nach außen hin. Innerhalb der USA sorgte der "War on terrorism" für Zusammenhalt und einen Hurra-Patriotismus. Mit Fortdauer der Auseinandersetzung wurden aber vermehrt ideologische Grabenkämpfe geführt, befeuert etwa durch die Filme eines Michael Moore ("Fahrenheit 9/11").

2004: Bush - Kerry

Bei der Präsidentschaftswahl 2004 kritisierte sein demokratischer Widerpart John Kerry die seiner Meinung nach rücksichtslose Außenpolitik des Republikaners. Trotz vieler ungeschickter Aktionen ("Bushismen") und einem sich verstärkenden Zweifel an der Sinnhaftigkeit des Engagements im Mittleren Osten schaffte George W. Bush, was seinem Vater nicht gelang: Die Wiederwahl. Mit 286 Wahlmänner-Stimmen konnte Bush beim Ergebnis zwar nicht deutlich gegenüber der Wahl 2000 zulegen, aber der Einfluss der "Neocons" Dick Cheney, Donald Rumsfeld oder Paul Wolfowitz blieb vier weitere Jahre erhalten.

Der Wahlkampf war mit geschätzten 3,9 Milliarden US-Dollar der teuerste US-Wahlkampf aller Zeiten. Durch eine Neuregelung der Parteienfinanzierung ("McCain-Feingold-Gesetz") sollten die Ausgaben begrenzt werden. Dies führte aber zu gefinkelten Umgehungsstrategien, unter anderem über sogenannte "527er-Gruppen", die weiterhin unbegrenzt Gelder lukrieren konnten.

2008: Obama - McCain

Nach acht Jahren Bush-Administration haben die Kriege im Irak und in Afghanistan keine nennenswerten Erfolge im Kampf gegen islamistischen Terror gebracht. Im Jahr nach dem Ausbruch der Finanzkrise standen die Zeichen auf "Change". Der demokratische Senator von Illinois, Barack Hussein Obama, hatte sich bereits bei der Convention von 2004 mit einer bemerkenswerten Rede gegen ideologische Gräben einen Namen gemacht. "Es gibt nicht ein liberales Amerika und ein konservatives Amerika – es gibt die Vereinigten Staaten von Amerika", sagte er. Danach galt er er als aussichtsreiche Zukunftshoffnung seiner Partei.

Mit seinem "Yes We Can" (siehe Rede unten) und seinem ausgeprägten Redetalent vermittelte der damals 47-jährige Obama im Wahlkampf eine Aufbruchstimmung. Er versprach ein Ende des Irakkriegs zum frühestmöglichen Zeitpunkt, eine erschwingliche Krankenversicherung für alle US-Bürger und eine Energiewende. Mit dem damals 72-jährigen John McCain setzten die Republikaner ein völlig konträres Signal. Hinzu kam die ultrakonservative Sarah Palin als Vizepräsidentschafts-Kandidatin, die kaum ein Fettnäpfchen ausließ.

Obama gewann die Wahl souverän mit 365 zu 173 Wahlmännern. Die erstmalige Vereidigung eines afro-amerikanischen Präsidenten am 20. Jänner 2009 wurde zu einer weltweit übertragenen Feierstunde gesellschaftlicher Veränderung.

2012: Obama - Romney

Bei der bisher letzten US-Präsidentenwahl trat Amtsinhaber Obama gegen den wirtschaftsliberalen republikanischen Herausforderer Mitt Romney an. Die erste von drei Fernsehkonfrontationen verfolgten rund 67 Million Zuschauer. Es war die höchste Zuseheranzahl, die eine erste Debatten-Runde seit über drei Jahrzehnten erreichte. Romney brachte Obama, der nicht als großer Fan von TV-Debatten gilt, in die Defensive.

Die Umfragen sagten bis zur Wahl ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen den beiden voraus. Letztlich siegte Obama aber auch diesmal klar mit 332 zu 206 Wahlmännern.

Innenpolitisch hatte Obama in seiner ersten Amtszeit 2010 seine große Gesundheitsreform ("Obamacare") durchgesetzt. Außenpolitisch setzte er den versprochenen Abzug der USA aus dem Irak um. Im Mai 2011 gelang es einer US-Eliteeinheit auf Obamas Befehl, den mutmaßlichen Drahtzieher der Terroranschläge vom 11. September 2001, Osama Bin Laden, in Afghanistan aufzuspüren und zu töten.

Clinton - Trump 2016: Gespaltenes Land

Mit dem Verlust der Mehrheit der Demokraten im Repräsentantenhaus 2010, und 2014 in beiden Kammern des Kongresses wurde es für Obama zunehmend schwieriger zu regieren.

Angetreten ist Obama mit dem Anspruch, das Land wieder zu vereinen. Am Ende seiner Amtszeit erscheinen die USA gespaltener als je zuvor. Auch die Hoffnungen der Afro-Amerikaner konnten nur begrenzt erfüllt werden, Polizei-Gewalt und Gegengewalt sind an der Tagesordnung. Der harte Wahlkampf zwischen Hillary Clinton und Donald Trump ist nur ein Symptom für eine verunsicherte Nation. Unter einer Präsidentin Clinton würde Obamas politisches Erbe wohl einzementiert, mit Trump und den Republikanern würde vieles wohl wieder zurückgenommen werden.

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