US-Wahl: Warum das nächste TV-Duell spielentscheidend sein könnte
High Noon in Utah, auch wenn es dann in dem US-Bundesstaat schon 21 Uhr (Ostküstenzeit; drei Uhr MESZ), ) sein wird: Zu diesem Zeitpunkt treffen an der Uni des US-Bundesstaates in Salt Lake City die beiden Vizepräsidentschaftskandidaten Mike Pence - die Nummer zwei im Team des Republikaners Donald Trump - und Kamala Harris - sie geht als Stellvertreterin des demokratischen Herausforderers Joe Biden ins Rennen - in einem TV-Duell aufeinander. Und es geht um alles.
Der Hauptgrund: Noch nie war es so wahrscheinlich, dass der Vize das Präsidentenamt tatsächlich übernehmen muss. Denn der amtierende Präsident Trump, immerhin schon 74 Jahre alt, ist bekanntlich an Covid-19 erkrankt. Über den genauen Gesundheitszustand des Commander in Chief schweigen sich die Ärzte aus. Und Joe Biden wäre bei einem etwaigen Sieg bei dem Urnengang am 3. November bei seiner Amtseinführung im Jänner 2021 schon 78 Jahre alt. Neun Mal in der US-Geschichte musste der Vize bereits übernehmen.
Die Corona-Krise und wohl auch der chaotische sowie verniedlichende Umgang der Trump-Administration mit der Epidemie (knapp 7,5 Millionen Infizierte und mehr als 210.000 Tote) wird wohl breiten Raum in der auf 90 Minuten angelegten Debatte einnehmen. Aus Sicherheitsgründen wurde der Abstand der beiden Diskutanten auf vier Meter ausgeweitet, eine Plexiglasscheibe trennt die Kontrahenten - das Team von Pence, der auch Leiter der Corona-Taskforce im Weißen Haus ist und damit hauptverantwortlich für das erratische Handling der Seuche, hatte dies zunächst abgelehnt.
Auch aus einem zweiten Grund könnte dieses TV-Duell spielentscheidend sein. Denn es könnte das letzte vor dem Urnengang sein. Zwar sind noch zwei Aufeinandertreffen der Senioren in ihren Siebzigern geplant (15. Oktober und 22. Oktober). Ob es tatsächlich dazu kommt, ist aber fraglich: Denn ob Trump aufgrund seiner Erkrankung dazu in der Lage ist, ist offen - obwohl er seine Bereitschaft dazu bereits öffentlich kundgab. Zudem hat Biden eine Absage des Events in den Raum gestellt: "Wenn er (Trump; Anm.) immer noch Covid hat, sollten wir keine Debatte haben." Zumal auch immer mehr Mitarbeiter im engsten Umfeld des Präsidenten positiv getestet werden. Zuletzt sein Redenschreiber Stephen Miller, dessen Ehefrau Katie Sprecherin von Pence ist.
Nach dem chaotischen Fernsehauftritt von Trump und Biden mit verbalen Untergriffen und ständigen, gegenseitigen Unterbrechungen wird erwartet, dass das Duell zwischen dem 61-jährigen Pence und der 55-jährigen Harris zivilisierter verläuft.
Schwarze und Latinos im Fokus
Die erste schwarze Vize-Präsidentschaftskandidatin, die vor allem Latinos, Schwarze und Junge für Biden zu den Wahlurnen locken soll, wird sich wohl auf die - ihrer Meinung nach - Versäumnisse der Administration hinsichtlich des Handlings der Corona-Krise einschießen und den sorglosen Umgang des Präsidenten selbst mit der Seuche sowie Fragen des strukturellen Rassismus (nach der Tötung Schwarzer durch weiße Polizisten) thematsisieren. "Trainiert" hat die wortgewaltige liberale ehemalige Staatsanwältin mit dem größten rhetorischen Talent der Demokraten, mit dem Bürgermeister von South Bend, Indianer, Pete Buttigieg - wie die 55-Jährige hatte sich auch der 38-Jährige um die demokratische Präsidentschaftskandidatur beworben.
Law and Order
Auch Mike Pence hat sich für die Konfrontation - im Gegensatz zu seinem Chef Donald Trump im Duell mt Biden - vorbereitet. Der erzkonservative evangelikale Abtreibungsgegner suchte sich als Sparingpartner Pam Bondi, Floridas ehemalige Chefanklägerin. Der 61-Jährige, der wenig Charisma versprüht, doch beim konservativen Establishment-Publikum gut ankommt, wird wohl versuchen, mit einer strengen Law-and-Order-Plitik zu punkten.
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