Knall vor der US-Wahl: Melania Trump im Schulterschluss mit Kamala Harris
Im Wahlkampf 2016 plädierte Donald Trump im US-Fernsehen offen dafür, Frauen für Schwangerschaftsabbrüche zu belangen. „Es muss eine Art von Bestrafung geben”, sagte der frühere US-Präsident, um sich bei evangelikalen Abtreibungsgegnern lieb Kind zu machen. Zuhause, bei Gattin Melania Trump, würde er dafür heute mehr als nur energische Widerworte zu hören bekommen.
In ihren nächste Woche erscheinenden Memoiren spricht sich die Ex-First Lady der Vereinigten Staaten strikt dagegen aus, dass der Staat, dass Politiker Frauen bei einer der intimsten Entscheidungen überhaupt Vorschriften machen dürfen.
„Das Recht einer Frau einzuschränken, eine ungewollte Schwangerschaft zu beenden, ist dasselbe, wie ihr die Kontrolle über ihren eigenen Körper zu verweigern”, schreibt die 54-Jährige nach bekannt gewordenen Auszügen in ihrer Biographie. „Ich bin mein ganzes Erwachsenen-Leben lang dieser Überzeugung.”
Kinderwunsch - ja oder nein; diese Entscheidung müsse „auf der Grundlage ihrer eigenen Überzeugungen und frei von jeglicher Einmischung oder Druck seitens der Regierung” allein bei der Frau bleiben. „Das Grundrecht einer Frau auf individuelle Freiheit und auf ihr eigenes Leben gibt ihr die Berechtigung, ihre Schwangerschaft abzubrechen, wenn sie dies wünscht.”
Ein handfester Skandal
Mit diesen unmissverständlichen Aussagen sorgt die gebürtige Slowenin, die im Wahlkampf ihres Mannes eine gelinde gesagt passiv-beobachtende Rolle spielt, knapp vier Wochen vor der Präsidentschaftswahl für einen handfesten Skandal.
Sie setzt sich bei einem der strittigsten Themen, die laut Umfragen über Sieg oder Niederlage am 5. November mitentscheiden können, ganz bewusst von ihrem Mann ab, der vor wenigen Wochen noch einem landesweiten Verbot von Abtreibungen das Wort redete, um religiöse Fundamentalisten zu befrieden.
Ausgangspunkt:
2022 hatte der Oberste Gerichtshof in Washington gegen vehemente Proteste das bis dahin 50 Jahre lang landesweit geltende Recht auf Abtreibung kassiert.
Die Frage, unter welchen Voraussetzungen Schwangerschaftsabbrüche gestattet sind, liegt seither in der individuellen Verantwortung der 50 Bundesstaaten. Ergebnis: Ein Flickenteppich. 13 Bundesstaaten arbeiten de facto mit Totalverboten - nur Georgia nahm dieses Verbot in der vergangenen Woche zurück. Ärzte, die das Verbot ignorieren, riskieren Gefängnisstrafen. 27 Bundesstaaten haben teils schwere Restriktionen eingeführt. Schwangere müssen oft Hunderte Meilen in einen liberaler gestimmten Nachbarstaat reisen, um eine „abortion” durchzuführen.
Als massiver Protest einsetzte und die Meinungsforschung alarmierende Zahlen zutage förderte, ruderte er aus Angst vor Wählerverlusten zurück. Trump erklärte, ein parlamentarisch denkbares Verbot würde sein Veto bekommen. Er sprach sich für nicht näher konkretisierte Fristen-Lösungen aus, die in der individuellen Verantwortung der 50 Bundesstaaten gefunden werden sollen.
Melania Trump, die nicht zum ersten Mal ohne Rücksicht auf politische Kollateralschäden für den republikanischen Präsidentschaftskandidaten ihre persönliche Meinung bekundet, rückt damit inhaltlich eins zu eins der Position von Trumps Rivalin Kamala Harris nahe.
Die demokratische Vize-Präsidentin, die in Umfragen Kopf an Kopf mit Trump liegt, hat das Thema Abtreibung weit oben auf ihre Prioritäten-Liste gesetzt. Sie weiß über 65 Prozent der Amerikaner und Amerikanerinnen auch in konservativen Bundesstaaten hinter sich, die starke Restriktionen oder gar Verbote beim Thema „abortion” kategorisch ablehnen.
Bei der Anhörung des Verfassungsrichters Brett Kavanaugh stellte Harris 2018 die fast schon legendäre Frage: „Fallen Ihnen irgendwelche Gesetze ein, die der Regierung die Macht geben, Entscheidungen über den männlichen Körper zu treffen?" Kavanaugh lief rot an, stammelte. Harris legte lächelnd nach: „Ich wiederhole die Frage.” Bis Kavanaugh leise sagte: „Mir fällt gerade nichts ein, Senatorin.”
Der eigene Körper
Bei Melania Trump hört sich das so an: „Warum sollte jemand anderes als die Frau selbst die Macht haben zu entscheiden, was sie mit ihrem eigenen Körper macht?"
Politische Analysten der Republikaner befürchten, dass die Demokraten aus dem inner-ehelichen Disput im Hause Trump massiv Kapital schlagen könnten und religiös grundierte Wähler und Wählerinnen abwandern.
In sozialen Medien wird Melania Trump kritisiert bis beschimpft. Die bekannte Anti-Abtreibungs-Aktivistin Kristan Hawkins nannte ihre Einlassungen „anti-feministisch” und „eindeutig außerhalb der Lehre unseres katholischen Glaubens”. Frau Trump „untergrabe” damit „unmittelbar vor der Wahl” die Botschaft ihres Mannes an Abtreibungsgegner. „Was für eine Schwächung.”
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