Kinderwunsch, oder Kindermord? Kulturkampf um künstliche Befruchtung in den USA

Kinderwunsch, oder Kindermord? Kulturkampf um künstliche Befruchtung in den USA
Nicht nur Abtreibung, auch künstliche Befruchtung ist für konservative Christen in den USA ein Feindbild - und jetzt auch Thema im Wahlkampf.

Ein Kinderwunsch und all die oft verzweifelten Versuche, sich den zu erfüllen, ist für viele Paare ein schwieriges und vor allem ein sehr privates Thema. Auch für Tim und Glen Walz war es das über Jahrzehnte. Jetzt aber spricht der Kandidat der US-Demokraten für die Vizepräsidentschaft auf seinen Wahlkampfauftritten darüber - und seine Ehefrau erklärt in US-Nachrichtensendern ausführlich, welche Technik der Befruchtung sie selbst verwendet hat. Denn manche dieser Techniken sind in den USA nicht nur umstritten und ein Thema im Wahlkampf, sondern in einem Bundesstaat sogar demnächst verboten.

Rund 90.000 Kinder kommen jährlich dank künstlicher Befruchtung in den USA zur Welt. Das gefällt im - in vielen Regionen tiefreligiösen - Amerika nicht jedem. Die erfolgreichste und auch am weitesten verbreitete Technik in den USA ist die "In Vitro Fertilisation" (IVF). Eizellen werden vom Arzt entnommen, im Reagenzglas mit dem Samen des Mannes befruchtet und danach der Frau eingepflanzt. Dafür aber werden nur die am besten entwickelten Eizellen verwendet, die übrigen werden eingefroren und schließlich weggeworfen. 

Für konservative Christen aber gelten diese befruchteten Eizellen bereits als Kinder. Sie wegzuwerfen kommt daher einem Kindermord gleich. Lange eine Haltung, die sich auf diese religiösen Minderheiten beschränkte und im Alltag der meisten Amerikaner keine Rolle spielte, hat sich um das Thema künstliche Befruchtung ein Glaubenskrieg entwickelt - und der platzt jetzt auch in den US-Wahlkampf.

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