US-Proteste: Bruder Floyds fordert Ende der Gewalt
Nach den Ausschreitungen infolge des Todes von George Floyd hat dessen Bruder Terrence Floyd ein Ende der Gewalt bei den Protesten in den USA gefordert. Die Demonstrationen müssten friedlich sein, sagte Terrence Floyd am Montag bei einer Mahnwache für seinen Bruder in Minneapolis. George Floyd hätte keine Gewalt gewollt. Terrence Floyd rief dazu auf, wählen zu gehen.
Trump-Sprecherin: "Präsident hat nicht geschwiegen"
Die Sprecherin des Weißen Hauses, Kayleigh McEnany, forderte indes ein sofortiges Ende der Unruhen in US-Metropolen. "Was wir auf Amerikas Straßen sehen, ist nicht hinnehmbar", sagte sie am Montag bei einer Pressekonferenz im Weißen Haus. "Plünderungen, Anarchie und Gesetzlosigkeit dürfen nicht toleriert werden." US-Präsident Donald Trump fordere Maßnahmen zum Schutz amerikanischer Bürger und Geschäfte. McEnany drängte die Gouverneure der Bundesstaaten, verstärkt die Nationalgarde einzusetzen.
Trump droht mit Einsatz der Armee gegen Randalierer
McEnany verteidigte Trump vehement gegen den Vorwurf, er lasse angesichts der Lage Führungsstärke vermissen und schweige zu den Missständen, die von den Demonstranten beklagt würden. Die Sprecherin hielt dagegen, der Präsident habe durchaus Führung gezeigt in den vergangenen Tagen und sei eingeschritten, wo die Gouverneure versagt hätten. "Er arbeitet hart." Außerdem habe sich Trump viele Male zu den Vorfällen geäußert und seine Anteilnahme für Floyds Schicksal ausgedrückt. "Dieser Präsident hat nicht geschwiegen."
Der 46 Jahre alte Floyd war am Montag bei einem Polizeieinsatz in Minneapolis im Bundesstaat Minnesota gestorben. Einer von vier beteiligten Beamten drückte ihm minutenlang sein Knie in den Nacken. Alle Bitten des Afroamerikaners, ihn atmen zu lassen, ignorierte er. Floyds vermutlich letzte Worte "Ich kann nicht atmen" sind nun Schlachtruf der Demonstranten. Die Proteste führten in zahlreichen Metropolen auch zu in Ausschreitungen und Plünderungen.
Weiterer Bruder Floyds fordert Gerechtigkeit
Die vier Polizisten wurden entlassen. Der Mann, der Floyd sein Knie auf den Nacken drückte, wird wegen Mordes angeklagt und ist in Untersuchungshaft. Ein weiterer Bruder von George Floyd, Philonise Floyd, hatte am Sonntag im Sender CNN gefordert, auch die anderen drei Polizisten, die beteiligt waren und nicht einschritten, müssten festgenommen werden. "Ich will Gerechtigkeit - jetzt."
Autopsiebericht belastet Polizisten
Anwälte der Familie haben einen Autopsiebericht vorgelegt, der vorläufigen Erkenntnissen der Behörden widerspricht und die Polizei schwer belastet. Unabhängige Gerichtsmediziner seien zu der Erkenntnis gekommen, dass Floyd bei dem brutalen Polizeieinsatz am Montag vergangener Woche in Minneapolis erstickt sei, teilte Anwalt Ben Crump am Montag mit.
Der von den Anwälten mit Floyds Autopsie betraute Mediziner Michael Baden sagte: "Die Autopsie hat gezeigt, dass es keine Vorerkrankung gab, die zu seinem Tod geführt oder dazu beigetragen hat."
Der offizielle Gerichtsmediziner hatte auf Grundlage vorläufiger Erkenntnisse Vorerkrankungen für Floyds Tod mitverantwortlich gemacht. Er ging davon aus, dass der 46-Jährige nicht erstickte.
Ausgangssperre auch in New York
Nach erneuten Massenprotesten in New York haben auch die dortigen Behörden eine nächtliche Ausgangssperre auch für die größte US-Metropole verhängt. Bürgermeister Bill de Blasio teilte am Montag auf Twitter mit, die Ausgangssperre gelte in der Nacht auf Dienstag von 23.00 Uhr (Ortszeit/5.00 Uhr MESZ) bis 5.00 Uhr.
Die Maßnahme werde in Absprache mit Gouverneur Andrew Cuomo ergriffen, um die Sicherheit der Bürger zu gewährleisten. Die Polizeipräsenz werde erhöht. In den USA haben bereits rund 40 Städte Ausgangssperren verhängt, darunter die Hauptstadt Washington. Am Montag verlängerten zudem der kalifornische Nobelort Beverly Hills und die Küstenstadt Santa Monica die Ausgangssperre, die bereits ab 13.00 Uhr (Ortszeit, 22 Uhr MESZ) gelten sollte.
In New York war es in der Nacht auf Montag bereits in der vierten Nacht in Folge zu Massenprotesten gekommen. Bis zu 6.000 Menschen nahmen vor allem in den Stadtteilen Manhattan und Brooklyn an den Protesten teil, wie örtliche Medien unter Berufung auf Behörden berichteten. Die meisten Proteste seien friedlich verlaufen. Einige Demonstranten hätten aber Glasflaschen und Müll auf Polizisten geworfen, Fensterscheiben eingeschlagen, Geschäfte geplündert, Autos angezündet und Feuer in Mülleimern gelegt. Die Manhattan Bridge zwischen Brooklyn und Manhattan wurde vorübergehend gesperrt.
In der stark von der Coronavirus-Pandemie betroffenen Millionenmetropole New York sollen am 8. Juni erste Beschränkungen gelockert werden, nachdem die Zahl der Neuinfektionen zuletzt immer weiter gesunken war. Das dürfe nicht durch Massenansammlungen in Gefahr gebracht werden, sagte Cuomo. "Protestiert - aber macht es klug." Er verurteilte die Gewalt, sagte aber auch, dass einige Handlungen von Polizisten den Ärger der Demonstranten weiter angefacht hätten. Das werde von der Staatsanwaltschaft untersucht.
Bürgermeister stolz auf festgenommene Tochter
Demonstrativ stellte sich de Blasio hinter seine Tochter, die bei den Massenprotesten festgenommen worden war. "Ich liebe meine Tochter sehr, ich verehre sie. Sie ist so ein guter Mensch, sie will nur Gutes in der Welt tun, sie will eine bessere und friedlichere Welt sehen", sagte der Bürgermeister am Montag.
"Sie glaubt, dass wir viele Veränderungen brauchen. Ich bin stolz auf sie, dass ihr das so wichtig ist, dass sie bereit war, rauszugehen und etwas dafür zu unternehmen", sagte der demokratische Politiker.
Die 25 Jahre alte Chiara de Blasio, Tochter des weißen de Blasio und dessen afroamerikanischer Frau Chirlane McCray, war bei einem Protest in New York in der Nacht auf Sonntag wegen unrechtmäßiger Versammlung vorübergehend festgenommen worden.
Seine Tochter habe ihm gesagt, sie habe gedacht, dass sie sich den Anweisungen der Polizei entsprechend verhalten habe, sagte de Blasio. "Sie hat sehr deutlich gemacht, dass sie friedlich protestiert und nichts getan hat, was eine negative Reaktion provozieren könnte."
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