"I cannot breathe": Eskalation nach Floyd-Tod auch in New York

Proteste in Manhattan, New York
Quer durch die USA treiben die brutale Festnahme und der Tod George Floyds Menschen auf die Straßen. Auch in New York City, der größten Stadt der USA, ist der Protest bereits eskaliert.

Die Nacht auf Sonntag „war eine lange und hässliche Nacht im ganzen Land, wie wir wissen“, so New Yorks Gouverneur Andrew Cuomo bei einem Presse-Briefing. Bis in die Morgenstunden (Sonntag) sind 345 Demonstranten verhaftet worden, 47 Polizeiautos sind verwüstet oder zerstört worden. Wütende Demonstranten sind in allen fünf Stadtteilen mit der Polizei zusammengestoßen. Im trendigen Einkaufs- und Touristenviertel SOHO in Manhattan sind Geschäfte geplündert worden. Auf Schildern der Demonstranten war zu lesen „I can’t breathe“, „ich kann nicht atmen“ oder „black forever“. Vor einer Woche hatte sich ein weißer Polizist minutenlang auf den Hals des am Boden liegenden, mit Handschellen gefesselten 46jjährigen George Floyd in Minneapolis gekniet. Floyd war wegen des Verdachts festgenommen worden, mit einem gefälschten 20-Dollar-Schein bezahlt zu haben.

Floyds letzte Worte als Schlachtruf

Seine letzten Worte waren: „Ich kann nicht atmen“. Dieses „I can’t breathe ist zu einem Schlachtruf der Demonstranten geworden. Der Protest hat sich durch das East Village, über den Union Square und den Times Square, Columbus Circle, Jackson Heights in Queens, Flatbush Brooklyn und Teile der Bronx sowie Staten Island gezogen. Viele waren friedlich unterwegs, aber gegen Abend ist die Stimmung auch hier gekippt. Polizeiautos sind in Brand gesetzt worden, mindestens sieben Menschen sind vor dem Trump Tower auf der Fifth Avenue verhaftet worden.

In Brooklyn sind die Schaufenster des Apple Stores mit „ACAB“ beschmiert worden, („All Cops are Bastards“) und „BLM“ („Black lives matter“). In Harlem, nur wenige Straßen oberhalb des Central Parks war bis spät in die Nacht hinein das Geräusch eines kreisenden Hubschraubers zu hören. Auf den Straßen haben Demonstranten Flaschen auf Polizisten geworfen, zwei Polizisten mussten ins Krankenhaus gebracht werden. In Summe sind mehr als 30 Polizisten verletzt worden.

Einer der kritischsten Momente war, als Demonstranten zwei Polizeiautos in Brooklyn blockierten und sich die Polizisten trotzdem einen Weg durch die Menge bahnten.

Bill de Blasio, der Bürgermeister von NYC sagte bei einer Pressekonferenz, er wünschte, sie hätten das nicht getan. Aber er erklärte auch, dass die Demonstranten nicht schuldlos waren, sie hätten die Einsatzfahrzeuge nicht umstellen sollen. Der Vorfall werde auf jeden Fall untersucht, so de Blasio.

Proteste von Küste zu Küste

Im Gespräch mit anderen Bürgermeistern betroffener Städte habe sich gezeigt, dass es sich bei den gewaltbereiten Protestanten immer wieder um eine kleine Menge von Menschen handeln würde, die gut organisiert ist. Manche würden sogar von außerhalb in die Städte kommen. Sie würden sich per Internet organisieren. De Blasio sprach in diesem Zusammenhang auch von einer anarchistischen Bewegung. Die Proteste in New York sind Teil einer zunehmenden Welle von Demonstrationen, Märschen und Zusammenstößen mit der Polizei von Küste zu Küste der USA. Das Video von George Floyd’s Tod hat landesweit den Zorn über Ungleichheit und Misshandlung an die Oberfläche gebracht, nach Monaten des wirtschaftlichen Stillstands in der Coronakrise, in der 40 Millionen Menschen ihren Job verloren haben. 

Cuomo: "Gewalt funktioniert nie"

Für Andrew Cuomo, den Gouverneur des Staates New York ist es verständlich, dass die Menschen empört sind. Es sei nicht nur der Tod von George Floyd, „sondern auch der anhaltende Rassismus in diesem Land.“ Die Menschen würden zwar ein Recht darauf haben, wütend zu sein und zu protestieren, aber: „Gewalt funktioniert nie,“ so Cuomo.  Während die Nationalgarde im Staat New York bereit steht, will Bürgermeister De Blasio, auch künftig bei Chaos mit der New Yorker Polizei auskommen. Die Polizei in NYC sei effektiv und die Zahl der Demonstranten relativ gering für eine Stadt mit mehr als acht Millionen Einwohnern. De Blasio will derzeit keine Ausgangssperre in New York City verhängen. In Städten wie Rochester und Buffalo Upstate New York sind bereits hunderte zusätzliche Polizisten im Einsatz, sollte es zu weiteren Ausschreitungen kommen.

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