Der Hintergrund in Zahlen: Im Senat liegt das Durchschnittsalter bei 64 Jahren. Über die Hälfte der 100 Spitzen-Politiker und Politikerinnen hier ist älter als 65. Im Repräsentantenhaus liegt der Durchschnitt bei 58 Jahren. "Millenials" wie die 33-jährige Alexandria Ocasio-Cortez (Demokraten) stellen nur zwölf Prozent der Abgeordneten.
In der "Generation Z" ist Maxwell Frost (Demokraten) mit 26 Jahren Solitär. Die Lebenswelt von Amerikanern Ende 20 hat kaum mehr Schnittmengen mit den etablierten Entscheidern in der Hauptstadt. Nikki Haley, die ehemalige Gouverneurin von South Carolina und einzige Frau im republikanischen Bewerberpool um das Weiße Haus für 2024, pocht auf Verjüngung.
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Sie verlangt für alle Mitglieder von Parlament und Regierung verbindliche Kompetenz-Tests ab einem Alter von 75. Die 51-Jährige hat die Altersgrenze bewusst gewählt. Donald Trump, der derzeitige Favorit für die Kandidatur 2024 ihrer Partei, ist schon 77.
Einzig Mitt Romney zog diese Woche die Bremse: Der Republikaner (76) tritt 2024 nicht mehr als Senator für Utah an. "Es ist Zeit für eine neue Generation von Anführern", begründet er seine Entscheidung – auch mit Blick auf das Alter von US-Präsident Biden und Donald Trump.
Und damit drei Jahre jünger als der älteste Präsident in der Geschichte der Vereinigten Staaten.
Wann ist alt zu alt?
Joe Biden (80) hat zuletzt durch bizarre Aussetzer viel Prestige in der Bevölkerung verspielt. So dass selbst unter demokratischen Wählern über 65 Prozent der Auffassung sind, Biden sollte im nächsten Jahr der jüngeren Generation den Vortritt lassen. A
Aber er steht diesmal nicht im Vordergrund, wenn sich Amerika zum x-ten Mal fragt: Wann ist alt zu alt? Da ist zum Beispiel Dianne Feinstein. Die älteste Senatorin (Kalifornien) war im Frühjahr über Monate wegen einer Gürtelrose ausgefallen.
Als die 90-jährige Demokratin zurückkam, zeigten sich Parteifreunde über den rasant fortgeschrittenen Altersprozess erschrocken. Ihr Kurzzeitgedächtnis ist so dahin, dass die Parlamentarierin glatt vergaß, dass sie Mehrheitsführer Chuck Schumer versprochen hatte, den Chef-Posten im wichtigen Justiz-Ausschuss in jüngere Hände zu geben, berichten Eingeweihte.
Feinstein will sich im November 2024 nicht mehr zur Wiederwahl stellen. Bis dahin sind es aber noch 15 Monate; eine Ewigkeit in der US-Politik, in der viele Abstimmungen im Senat anstehen, wo die Demokraten nur eine klitzekleine Mehrheit gegenüber den Republikanern haben.
Auch dort wimmelt es nur so von "Dinosauriern". Senator Chuck Grassley etwa. Er ist 89. Seine Amtszeit läuft bis 2029. Und natürlich Mitch McConnell, der vielleicht gewiefteste Machtstratege in Washington.
Der 81 Jahre alte Senator aus Kentucky ist durch stoisches Nein-Sagen (zu Obamas Zeiten) Wegbereiter der konservativen Machtverschiebung am Obersten Gerichtshof unter Donald Trump geworden. Er gilt als unverzichtbar.
"Blackout"
Entsprechend schockiert waren seine engsten Wegbegleiter, als McConnell bei einer Presse-Konferenz einen völligen "Blackout" hatte. Mitten in seiner Rede verstummte der schwerreiche Politiker vor laufender Kamera, starrte 20 Sekunden schweigend vor sich hin. Bis andere Senatoren ihn aus der prekären Lage befreiten. Nach einigen Minuten kam McConnell zurück, vollendete seine Rede und beschied Reporter mit dem kühnen Satz: "Mir geht es gut. Alles in Ordnung."
Was natürlich nicht stimmt. Mitch McConnell war vor Monaten auf den Kopf gefallen. Die Gehirnerschütterung zog ihn wochenlang aus dem Verkehr. Er wirkt seither noch fragiler und lässt sich auf längeren Wegstrecken im Kapitol im Rollstuhl fahren. Vor wenigen Tagen „gefroren” ihm zum zweiten Mal in aller Öffentlichkeit die Züge.
Aber abdanken will er frühestens nach den Präsidentschaftswahlen im November 2024. Bis dahin müssen sich John Thune, John Barrasso und John Cornyn gedulden. Die "drei Johnnys" sind McConnells ergebene Adjutanten und nominelle Nachfolger. Sie sind zwischen 62 und 71 Jahre alt. In Washington gilt man in diesem Alter offenbar als Nachwuchstalent.
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