Uran im Iran: Das sind die politischen Hintergründe

Eine Erklärung war bemerkenswert schnell bei der Hand. Reiner Zufall sei das gewesen, was die UN-Atominspektoren da in einer iranischen Atomanlage gefunden hätten: Fast 90-prozentiges und damit für Atombomben geeignetes Uran. Das würde eben immer als Nebenprodukt anfallen bei der Urananreicherung, betonte Irans Atombehörde.
Ein Zufall aber, der sich lückenlos in den Ablauf der jüngsten Zwischenfälle einfügt – und der ist besorgniserregend. Schon vor wenigen Wochen hatte sich Rafael Grossi, Chef der UN-Atombehörde IAEO, mit einer dringenden Warnung an die Öffentlichkeit gewandt. Der Iran habe genug hoch angereichertes Uran hergestellt, um mehrere Atombomben zu bauen. Zuvor waren die letzten Anläufe, das internationale Atomabkommen mit dem Iran wiederzubeleben – etwa in Wien – erfolglos im Sand verlaufen.
Obamas Erfolg
Das 2015 in Wien geschlossene Abkommen, der wohl größte außenpolitische Erfolg von US-Präsident Barack Obama, sollte die atomaren Ambitionen des Mullah-Regimes endgültig stoppen. Das treibt ja seit Jahrzehnten ein Programm zur Anreicherung von Uran voran, offiziell nur, um damit Atomkraftwerke zu betreiben. Westliche Geheimdienste aber, vor allem jener Israels, wollen zwingende Beweise haben, dass dahinter das Ziel steckt, Atombomben zu bauen oder zumindest alles dafür parat zu haben.
Unterirdische Anlage
Als dann Nachfolger Donald Trump das Abkommen aufkündigte, setzte das eine Eskalationsspirale in Gang. In Teheran schlägt der erzkonservative Präsident Ebrahim Raisi inzwischen eisenharte Töne an: Man werde sich nicht mit Gewalt und Druck seiner Rechte berauben lassen, also die Anreicherung von Uran. Die findet inzwischen hauptsächlich in der Anlage Fordow, unweit der Hauptstadt Teheran statt, 60 Meter unter der Erde und von Luftabwehr-Geschützbatterien bewacht.
Doch auch die USA bleiben unbeirrbar auf ihrem aggressiven Kurs gegenüber Teheran. Hatte es Joe Biden bei vielen anderen Themen sehr eilig, Entscheidungen von Vorgänger Trump aufzukündigen, blieb er in Sachen Iran stur auf dessen Linie. Die Sanktionen gegen das Mullah-Regime wurden nur noch weiter verschärft. Dass man dort auch noch Russland großzügig mit Drohnen für dessen Krieg in der Ukraine versorgte, trug zur politischen Eiszeit bei.
Die Iraner sind enttäuscht, dass die USA die Sanktionen nie wirklich gelockert haben und etwa weiterhin iranisches Vermögen im Ausland blockieren. Das Abkommen von 2015, so meint der iranische Journalist Mostafa Khoscheshm gegenüber dem TV-Sender Al Jazeera, habe nie das gebracht, was Teheran erwartet habe: „Die USA wollen die Sanktionen mit allen Mitteln beibehalten.“
Geheimes Programm: 2002 tauchen Beweise für ein geheimes iranisches Atomprogramm auf, mehrere Anlagen sind im Bau. Die UN-Atombehörde IAEO spricht vom Bruch internationaler Abkommen und verschärft ihre Kontrollen.
Ein Deal nach vielen Jahren: Nach jahrelangem Tauziehen wird 2015 in Wien das Atomabkommen mit dem Iran unterzeichnet. Es soll die Uran-Anreicherung unter Kontrolle bringen.
Trump kündigt Vertrag: US-Präsident Trump kündigt 2018 das Atomabkommen auf.
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