Ukraines Präsident: "Ich bin das Ziel Nr.1"
Zum Schlafen sind die Bewohner der Hauptstadt Kiew in dieser Nacht wohl kaum gekommen. Etwa gegen drei Uhr früh begann die russische Luftwaffe mit einer neuen Welle von Raken- und Bombenangriffen. Es gibt Berichte von zahlreichen Explosionen in der Stadt. Der ukrainische Vize-Innenminister Anton Gerachtschenko schrieb auf seinem Telegram-Account: "Die Angriffe auf Kiew mit Marschflugkörpern oder ballistischen Raketen haben wieder begonnen. Ich habe zwei starke Explosionen gehört."
Vorstoß auf Kiew
Am zweiten Tag des Krieges in der Ukraine scheint die russische Armee ihren Vorstoß auf Kiew mit allen Mitteln voranzutreiben. Auch starke Bodentruppen und Panzerverbände, die am Vortag aus Weißrussland über die Grenze gerollt waren, hatten schon am Abend das Umfeld der Stadt erreicht. Sie wurden von den ukrainischen Kräften in schwere Kämpfe, etwa um den Militärflughafen Antonow, verwickelt. Die Ukrainer meldeten, spätabends, sie hätten diesen zurückerobert.
Schwere Kämpfe vor der Hauptstadt
Ukrainische Truppen liefern sich nach Angaben des Generalstabs heftige Gefechte mit russischen Angreifern im Kiewer Gebiet. In Iwankiw rund 80 Kilometer nordwestlich der ukrainischen Hauptstadt hätten sich Fallschirmjäger einer „überwältigenden“ Anzahl russischer Truppen entgegengestellt, die mit gepanzerten Fahrzeugen vorrückten. Eine Brücke sei zerstört worden. Auf dem Flugplatz Antonow nordwestlich von Kiew werde gekämpft.
"Erwarten Panzerangriff"
Die Ukraine rechnet im Laufe diesen Freitags mit
Panzerangriffen auf die Hauptstadt Kiew. „Heute wird der
härteste Tag“, sagt Anton Heraschtschenko, Berater des
ukrainischen Innenministers. Die Verteidiger von Kiew stünden
mit Panzerabwehrraketen bereit, die von internationalen
Verbündeten stammten.
Selenskyj will ausharren
Der ukrainische Präsident Wolodymr Selenskyj machte in der Nacht klar, worum es den Russen offensichtlich ginge. "Ich bin das Ziel Nr.1", erklärte er in einer Videoansprache. in der er im Militärpullover und unrasiert auftrat. Selenskyj meinte, er werde in Kiew bleiben, und von dort aus die Verteidigung der Ukraine anführen. Sein tatsächlicher Aufenthaltsort ist derzeit allerdings unbekannt. Auch die Amerikaner stimmen mit dem Präsidenten überein, was das primäre Ziel der Russen betrifft.
"Regierung stürzen"
Russlands Präsident Wladimir Putin will nach Ansicht von US-Außenminister Antony Blinken die ukrainische Regierung stürzen. Er sei "überzeugt", dass Putin dies versuchen werde, sagte Blinken am Donnerstag im Gespräch mit dem TV-Sender ABC im Hinblick auf die Regierung von Präsident Wolodymyr Selenskyj. US-Präsident Joe Biden plant indes kein Gespräch mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin. "Diese Aggression kann nicht unbeantwortet bleiben", sagte er: "Ich plane nicht, mit Putin zu reden".
Hilferuf an NATO
Selenskyj bat die osteuropäischen NATO-Mitglieder um Unterstützung bei der Verteidigung. Er habe mit dem polnischen Präsidenten Andrzej Duda gesprochen, schreibt Selenskyj auf Twitter. Er habe auch um Hilfe gebeten, Russland an den Verhandlungstisch zu bringen. „Wir brauchen eine Anti-Kriegs-Koalition.“ Am Freitagnachmittag findet in Warschau ein Sondergipfel der neun osteuropäischen NATO-Staaten Rumänien, Bulgarien, Tschechien, Slowakei, Ungarn, Polen, Estland, Lettland und Litauen zum Ukraine-Krieg statt.
"Heldenmut"
Gleichzeitig lobte der Staatschef die Ukrainer für ihren „Heldenmut“ angesichts des russischen Vormarsches. Die ukrainischen Streitkräfte „tun alles, was sie können“, um das Land zu verteidigen, versicherte er. Russland müsse „früher oder später“ mit der Ukraine „sprechen“, um die Kämpfe zu beenden, sagte er weiter. „Je früher dieses Gespräch beginnt, desto geringer werden die Verluste für Russland selbst sein“,
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