EU-Angst vor Nebenwirkungen: Moskau darf Swift vorerst weiter nutzen
Die EU verhängt die bisher härtesten Sanktionen gegen den Aggressor Russland, doch der spitzeste Pfeil bleibt im Köcher möglicher Strafmaßnahmen: Russland wird vorerst nicht vom globalen Banken-Informationssystem Swift abgehängt. „Man muss sich Eskalationsstufen vorbehalten. Diese Maßnahme gilt als Ultima Ratio“, heißt es in Wiener Regierungskreisen.
Was bedeutet Swift? Swift steht für „Society for Worldwide Interbank Financial Telecommunication“ und ist das einzige wirklich globale Zahlungsnetzwerk, das den sicheren Geldfluss zwischen 11.000 Banken, Börsen und anderen Finanzinstituten in 200 Ländern ermöglicht.
Warum gilt ein Ausschluss von Swift als eine Art „wirtschaftliche Atombombe“? Bisher wurde diese Waffe nur einmal und zwar gegen den Iran im Streit um das Atomprogramm eingesetzt. Ohne Swift-Zugang wird ein Land de facto von der globalisierten Wirtschaftswelt abkoppelt und sein Import- wie Exportgeschäft schwer beschädigt. Russische Banken und Konzerne wären von internationalen Geldströmen abgeschnitten und könnten ihren Zahlungen – wenn überhaupt – nur über teurere, unsichere Umwege nachkommen.
Wären Schäden für die EU zu befürchten?Ja, daher schreckt die EU vor diesem Schritt zurück. Fraglich wäre etwa, wie die EU ohne Russland am anderen Swift-Ende für russisches Gas zahlen sollte und ob Moskau dann überhaupt noch lieferte. Ein Swift-Ausschluss der Rohstoff-Großmacht könnte zudem Chaos an den Weltbörsen auslösen. Der Schritt könnte laut Wifo-Expertin Elisabeth Christen aber auch einen unfreiwilligen Schuldennachlass für russische Kreditnehmer bedeuten. Diese würden wohl ihre offenen Rechnungen im Westen nicht mehr bezahlen.
Hätte Moskau eine Swift-Alternative?Zwar hat Moskau mit SPSF ein eigenes System aufgebaut, doch es läuft bisher de facto nur im innerrussischen Zahlungsverkehr.
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