Neue Eskalationsstufe? Russland feuerte Interkontinentalrakete auf die Ukraine ab

Neue Eskalationsstufe? Russland feuerte Interkontinentalrakete auf die Ukraine ab
Der russische Angriff erfolgte, nachdem die Ukraine erstmals mit US-amerikanischen und britischen Raketen Ziele in Russland attackiert hatte.

Russland hat nach Angaben der Ukraine bei einem Luftangriff Donnerstag früh erstmals seit Kriegsbeginn auch eine Interkontinentalrakete abgefeuert. Ziel des russischen Angriffs seien unter anderem Unternehmen und kritische Infrastruktur in der zentralöstlichen Stadt Dnipro gewesen, teilt das ukrainische Militär mit. Russland will unterdessen erstmals von der Ukraine abgefeuerte britische Storm-Shadow-Marschflugkörper abgefangen haben.

Der russische Angriff auf Dnipro erfolgte, nachdem die Ukraine in den vergangenen Tagen erstmals mit US-amerikanischen und britischen Raketen Ziele in Russland attackiert hatte. In der Großstadt wurde den örtlichen Behörden zufolge ein Industrieunternehmen beschädigt. Zudem seien zwei Brände in der Stadt ausgebrochen. Die Rakete sei von der südlichen Region Astrachan am Kaspischen Meer aus gestartet worden, teilte das ukrainische Militär mit.

Anruf: Sprecherin soll Raketenangriff nicht kommentieren

Danach kam es zu einer skurrilen Situation: Die Sprecherin des Moskauer Außenministeriums erhielt inmitten einer live übertragenen Pressekonferenz die Anordnung, den Vorfall nicht zu kommentieren. Maria Sacharowa erhielt am Donnerstag während des Briefings einen Anruf, in dem sie eine männliche Stimme aufforderte, keinen Kommentar zu dem Angriff "ballistischer Raketen" auf das Zentrum der ukrainischen Stadt Dnipro abzugeben. "Mascha", sagte die unbekannte männliche Stimme am Telefon unter der Verwendung der Koseform von Sacharowas Vornamen Maria. Zu dem Angriff auf "Juschmasch", über den der Westen zu sprechen begonnen habe, "geben wir keinen Kommentar" ab, sagte der Mann weiter. Die Pressekonferenz wurde vom Außenministerium live auf der Onlineplattform Youtube übertragen.

Russland hat indes nach eigenen Angaben zwei von der Ukraine abgefeuerte Marschflugkörper vom Typ Storm Shadow abgefangen. Das teilte das Verteidigungsministerium in Moskau mit. Es wäre der erste bestätigte Einsatz dieser aus Großbritannien gelieferten Waffen über Russland seit Kriegsbeginn. Am Vortag hatten britische Medien berichtet, die Ukraine habe die Waffen erstmals auf Russland abgefeuert. Die Regierung in Moskau hat die Erlaubnis für die Ukraine zum Einsatz westlicher Waffen mit größerer Reichweite gegen Ziele auf russischem Territorium als Eskalation bezeichnet.

Die russische Armee hat eigenen Angaben zufolge im Osten der Ukraine ein weiteres Dorf nahe der strategisch wichtigen Stadt Kurachowe eingenommen. Das Verteidigungsministerium in Moskau erklärte am Donnerstag, die fünf Kilometer südlich von Kurachowe gelegene Ortschaft Dalne sei eingenommen worden. Damit setzten die Soldaten ihren Vormarsch auf die Industriestadt weiter fort. Russland hatte zuletzt dutzende Städte und Dörfer im Osten der Ukraine eingenommen und seine Soldaten nähern sich Kurachowe und dem größeren logistischen Knotenpunkt Pokrowsk.

Ukraine: Britische Raketen gegen Russland

Selenskij: Panik hilft nur Russland

In der Ukraine ist Donnerstag früh landesweit Luftangriffs- und Raketenalarm ausgelöst worden. Im Gebiet Dnipropetrowsk sei eine russische Hyperschallrakete vom Typ "Kinschal" eingeschlagen, berichtete die Agentur Ukrinform. Die Rakete sei von einem MiG-31-Kampfjet abgefeuert worden.

Kurz darauf warnte die ukrainische Flugabwehr auf der Plattform Telegram vor dem möglichen Einflug mehrerer Ch-101-Marschflugkörper. Diese mit Tarnkappentechnik versehenen Flugkörper seien vermutlich von strategischen Bombern des Typs Tu-95 in der Nähe der Stadt Engels in der südrussischen Region Saratow abgefeuert worden. Wenig später drangen mehrere Marschflugkörper in den ukrainischen Luftraum ein und nahmen Kurs auf die Hauptstadt Kiew und Poltawa im Osten des Landes, wie die Luftwaffenführung mitteilte.

Infolge eines russischen Raketenangriffs sind in der südostukrainischen Großstadt Krywyj Rih nach Behördenangaben mindestens 15 Menschen verletzt worden. Neun Opfer mussten in Krankenhäuser verlegt werden, wie Gebietsgouverneur Serhij Lyssak bei Telegram schrieb. Der örtlichen Militärverwaltung zufolge schlug eine Rakete in einem Verwaltungsgebäude ein. Etwa zehn Wohngebäude in der Heimatstadt des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj seien beschädigt worden. Die Angaben ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen.

Russland bereit zu Gesprächen?

Russland zeigt sich unter bestimmten Bedingungen bereit zu Gesprächen über eine Lösung des Ukraine-Konflikts. "Wir sind offen für Verhandlungen und selbstverständlich bereit, jede realistische, nicht politisierte Initiative in Betracht zu ziehen", sagt die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Sacharowa. Russland werde aber nur eine Lösung in Betracht ziehen, die auf der Berücksichtigung seiner Interessen beruhe. "Ich möchte noch einmal betonen: Das Schlüsselwort ist die Berücksichtigung der Interessen unseres Landes, der aktuellen Lage vor Ort und der Garantien für die Einhaltung einschlägiger Vereinbarungen."

Die Nachrichtenagentur Reuters hatte unter Berufung auf Insider berichtet, dass der russische Staatschef Wladimir Putin offen für Gespräche mit dem künftigen US-Präsidenten Donald Trump über eine Feuerpause in der Ukraine sei. Er schließe jedoch größere territoriale Zugeständnisse aus und bestehe darauf, dass die Ukraine ihre Beitrittsambitionen zum westlichen Verteidigungsbündnis NATO aufgibt.

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Diplomatie der Ukraine?

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskij setzt bei der Rückgewinnung der von Russland annektierten Halbinsel Krim weiter auf diplomatische Mittel. "Ich habe bereits gesagt, dass wir bereit sind, die Krim mit diplomatischen Mitteln zurückzuerlangen", sagt der Präsident dem US-Sender Fox News. Eine militärische Rückeroberung der Krim wäre mit zu hohen Verlusten an Menschenleben verbunden, die sein Land nicht hinnehmen könne. Zudem gebe es keine Garantie für einen militärischen Erfolg. Gleichzeitig stellt Selenskyj klar, dass die Ukraine keine besetzten Gebiete an Russland abtreten werde. "Wir können kein besetztes Gebiet der Ukraine rechtlich als russisch anerkennen."

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