Abhörwanze bei ukrainischem Armeechef gefunden
Nach dem Fund eines oder mehrerer mutmaßlicher Abhörgeräte im Büro von Oberbefehlshaber Walerij Saluschnyj leitet die Ukraine Ermittlungen ein. Dem Generalstab zufolge handelt es sich um mehrere Geräte, die in Räumen gefunden worden seien, in denen Saluschnyj und sein Stab arbeiten sollten. Der ukrainische Geheimdienst spricht von einem Gerät, das nach ersten Informationen in einem "nicht betriebsbereiten Zustand" sei, ohne Speicher oder Übertragungstechnik.
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"Wir betonen, dass das Gerät nicht direkt im Büro von Walerij Saluschnyj gefunden wurde, sondern in einem der Räume, die er in Zukunft für seine Arbeit hätte nutzen können". Saluschnyj selbst sagt dem Sender RBC, es herrsche Krieg. "Alles ist möglich."
Die Ukraine verteidigt sich seit fast 22 Monaten mit Hilfe westlicher Verbündeter gegen den russischen Angriffskrieg. Seit längerem gibt es Spekulationen über Konflikte zwischen dem Armeeoberbefehlshaber und Präsident Wolodymyr Selenskyj. Zum Ärger Selenskyjs hatte Saluschnyj zuletzt in einem Interview davon gesprochen, dass der Krieg in einer Sackgasse sei. Ihm werden immer wieder politische Ambitionen nachgesagt. Die eigentlich im Frühjahr 2024 fällige Präsidentenwahl wird allerdings nicht stattfinden - die ukrainische Verfassung schließt die Wahl wegen des geltenden Kriegsrechts aus.
Clinch zwischen Selenskij und Saluschnyj
Montagabend kritisierte Saluschnyj einem Medienbericht zufolge Selenskyj wegen der Entlassung von sämtlichen Chefs der regionalen Rekrutierungsbüros. "Das waren Profis, die wussten, wie man das macht, und jetzt sind sie weg", zitierte die Agentur Interfax Ukraine Saluschnyj. Selenskyj hatte im August im Zuge einer Korruptionsbekämpfung alle regionalen Leiter der ukrainischen Rekrutierungsbüros gefeuert.
Auf die Frage nach dem jüngsten Plan des Verteidigungsministeriums, die militärische Rekrutierung zu verstärken, sagte Saluschnyj, dass das alte System wieder eingeführt werden sollte. "Es ist noch etwas früh, um die Rekrutierung zu bewerten. Was die Mobilisierung anbelangt, so ist es nicht notwendig, sie zu verstärken, sondern zu den Grenzen (und) zu den Rahmenbedingungen zurückzukehren, die früher funktioniert haben."
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Mangelhafte Behandlung
Nach britischer Einschätzung werden Mitglieder russischer Sturmeinheiten mit unverheilten Wunden und sogar nach Amputationen zurück in den Krieg gegen die Ukraine geschickt. Das britische Verteidigungsministerium berief sich in seinem täglichen Geheimdienst-Update auf "glaubwürdige Berichte". Demnach würden Mitglieder der "Sturm Z" genannten Infanteriegruppen nur minimale oder gar keine Behandlung erhalten. Bei diesen Truppen handelt es sich nach britischen Informationen um Strafbataillone aus ehemaligen Häftlingen und in Ungnade gefallenen Soldaten.
Auch Milizen aus dem von Russland völkerrechtswidrig annektierten Gebiet Donezk in der Ostukraine sowie Mitglieder der Privatarmee Wagner würden mangelhaft behandelt, hieß es in London weiter. Doch vor allem einstige Sträflinge, die den Großteil der "Sturm Z"-Einheiten ausmachten, seien betroffen. "Ein Grund ist, dass den Gefangenen häufig die für den Zugang zu Militärkrankenhäusern erforderlichen Papiere fehlen." Der Druck auf das überlastete medizinische System des Militärs werde damit verringert.
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