"Sinnlos und barbarisch": Heftige Raketenangriffe auf die Ukraine

"Sinnlos und barbarisch": Heftige Raketenangriffe auf die Ukraine
Die russischen Attacken reichten bis weit in den Westen der Ukraine.

Mehrere Regionen der Ukraine sind am Donnerstag massiv mit russischen Raketen beschossen worden. Von insgesamt 69 abgefeuerten Geschossen habe die ukrainische Luftabwehr aber 54 abgefangen, erklärte der Oberbefehlshaber der ukrainischen Streitkräfte, Walery Saluschny. In der ostukrainischen Großstadt Charkiw starb mindestens ein Mensch bei dem Beschuss. Im mit Russland verbündeten Belarus wurde nach Angaben aus Minsk erstmals eine ukrainische Luftabwehrrakete abgefangen.

"Raketenterror gegen die friedliche Bevölkerung"

Die ukrainische Luftwaffe erklärte: "Der Feind greift die Ukraine an mehreren Fronten an, mit Marschflugkörpern, die von Flugzeugen und Schiffen aus abgefeuert werden". Oberbefehlshaber Saluschny sprach im Onlinedienst Telegram von "Raketenterror gegen die friedliche Bevölkerung". Andere Quellen hatten zuvor berichtet, dass nach nächtlichen Drohnenangriffen Donnerstagfrüh landesweit vor allem die Energieinfrastruktur mit insgesamt mehr als 120 Raketen attackiert worden sei.

Neben dem Toten in Charkiw wurden mehrere Menschen bei den jüngsten russischen Luftangriffen verletzt, wie ukrainische Vertreter mitteilten. In der Hauptstadt Kiew wurden drei Menschen durch den Beschuss verletzt, wie Bürgermeister Vitali Klitschko auf Telegram berichtete. Unter anderem wurden demnach im Osten Kiews zwei Häuser von Fragmenten abgeschossener Raketen getroffen. 40 Prozent der Einwohner der Hauptstadt seien von Stromausfällen betroffen.

In der südukrainischen Stadt Cherson wurden nach Angaben des Präsidialbüros zwei Menschen beim Angriff auf eine medizinische Einrichtung verletzt. Über der südlichen Region Odessa wurden nach offiziellen Angaben 21 Raketen abgefangen, in der Hafenstadt selbst wurden demnach die Energieinfrastruktur beschädigt und der Strom vorsorglich abgeschaltet.

"Sinnlose barbarische" Angriffe

Der russische Beschuss reichte diesmal bis weit in den Westen der Ukraine. Raketen schlugen in der ländlichen Karpaten-Region Iwano-Frankiwsk ein, die fast 1.000 Kilometer von Russland entfernt ist und nahe der Grenze zu Rumänien und der Slowakei liegt. In der westlichen Stadt Lwiw waren nach mehreren Explosionen nach Angaben des dortigen Bürgermeisters sogar 90 Prozent der Haushalte ohne Strom, es drohte dort ein Ausfall der Wasserversorgung.

Der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba verurteilte die "sinnlosen barbarischen" Angriffe auf "friedliche ukrainische Städte kurz vor dem Neujahrsfest". Die US-Botschaft in Kiew erklärte, Moskau verstärke seine Angriffe und wolle "Kälte und Dunkelheit" als Waffen gegen die Ukraine einsetzen. Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell sprach von "absichtlichen" Angriffen und Tötungen von Zivilisten. Es werde "keine Straffreiheit für russische Kriegsverbrechen" geben.

Reaktion aus Belarus

Das mit Russland verbündete Belarus erklärte unterdessen, erstmals seit Kriegsbeginn eine ukrainische Luftabwehrrakete abgeschossen zu haben. Das Geschoss vom Typ S300 sei "von ukrainischem Territorium aus" abgefeuert und worden, teilte das Verteidigungsministerium in Minsk mit. Die Trümmer der Rakete seien in der Region um Brest nahe der Grenze zur Ukraine und Polen gefunden worden.

Das belarussische Außenministerium berief den ukrainischen Botschafter ein und äußerte "scharfen Protest". Der Vorfall müsse umgehend untersucht werden, da derartige Vorkommnisse "katastrophale Folgen" haben könnten und sich nicht wiederholen dürften, erklärte das Ministerium. Belarus ist mit Russland verbündet und unterstützt die russische Invasion in der Ukraine.

Neue russische Kriegsschiffe

Im November war eine mutmaßlich fehlgeleitete Rakete in einem Dorf im NATO-Mitgliedsstaat Polen eingeschlagen und hatte dort zwei Menschen getötet. Der Vorfall, der nach Auffassung der NATO und Polens wahrscheinlich durch eine ukrainische Rakete verursacht wurde, schürte Ängste vor einer Ausweitung des Ukraine-Kriegs auf andere Staaten.

In Moskau weihte am Donnerstag Präsident Wladimir Putin in einer Zeremonie per Videobotschaft mehrere neue Kriegsschiffe ein, darunter ein U-Boot, das Atomraketen abfeuern kann. Putin kündigte die Produktion weiterer Schiffe an und rühmte die Fähigkeiten der russischen Marine.

Die russische Armee gilt trotz der Modernisierung, die sich Putin als Priorität gesetzt hat, noch immer als teils unzureichend ausgerüstet und schlecht organisiert. Bei ihrer Invasion der Ukraine hat sie eine Reihe von Rückschlägen hinnehmen müssen.

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