Kiew: Russland hat noch Raketen für vier massive Angriffe

Kiew: Russland hat noch Raketen für vier massive Angriffe
In der Ukraine heulten in der Nacht wieder die Sirenen. Die Russen schickten wieder Drohnen.

Die ukrainische Führung geht davon aus, dass die russischen Bestände an Raketen nur noch für wenige massive Angriffe reichen. "Wenn man Großangriffe zählt, dann bleiben ihnen maximal zwei bis drei, vielleicht können sie (Raketen für) vier zusammenkratzen", sagte der Sekretär des Nationalen Sicherheitsrats, Olexij Danilow, in einem am Montag bei der Onlinezeitung Ukrajinska Prawda erschienenen Interview. Dann hätte Russland jedoch keine Reserven mehr.

Inwieweit die Einschätzung der Wahrheit entspricht, kann nicht überprüft werden: Was gegen Danilows Prognose spricht: Der Sekretär des Nationalen Sicherheitsrats hat bereits vor knapp einem Monat von russischen Kapazitäten für maximal drei bis vier massive Raketenattacken auf die Ukraine gesprochen. Seitdem hat Moskau aber bereits drei Großangriffe mit jeweils mindestens 70 Raketen durchgeführt.

Dass Russland immer wieder Probleme mit seinen Raketen hat, deckte der US-Geheimdienst schon kurz nach Kriegsbeginn auf. Selbst Hightech-Waffen kämen demnach auf Ausfallquoten von bis zu 60 Prozent.

Und dass der Kreml nicht wahllos Raketen und Marschflugkörper auf die Ukraine abschießen wird können, wurde im bereits Oktober deutlich. Mit damaligem Stand hat Russland bereits mehr als 3.800 Raketen und Marschflugkörpfer verschossen. Damals hieß es, die russische Rüstungsindustrie könne jährlich aber nicht mehr als 200 bis 300 Stück produzieren, bräuchte somit also zwölf Jahre, um die bereits verschossenen Arsenale wieder aufzufüllen. 

Geheimdienst: Wagner-Gruppe verheizt Rekruten als Kanonenfutter

Die russische Söldnergruppe Wagner nutzt in der Ukraine nach Einschätzung britischer Geheimdienste Rekruten als Kanonenfutter. Manche rekrutierte Soldaten erhielten ein Smartphone oder Tablet, das ihnen mithilfe von Satellitenbildern ihre vorgegebene Angriffsroute und ihr Ziel zeige, teilte das Verteidigungsministerium in London am Montag mit. Für diesen Vormarsch erhielten sie Feuerschutz, aber selten gepanzerte Fahrzeuge.

"Wagner-Mitgliedern, die ohne Genehmigung von ihren Angriffsrouten abweichen, droht wahrscheinlich eine standesrechtliche Hinrichtung." Die Kommandeure würden von geschützten Stellungen aus über Drohnenbilder informiert. "Diese brutalen Taktiken zielen darauf ab, Wagners seltene Reserven an erfahrenen Kommandanten und gepanzerten Fahrzeugen auf Kosten der leichter verfügbaren Sträflingsrekruten zu erhalten, die die Organisation als entbehrlich einschätzt", betonte das britische Ministerium.

Wagner rekrutiert neue Kämpfer auch in Gefängnissen. Die Söldnergruppe spiele bei den Kämpfen um die Stadt Bachmut in der Ostukraine weiter eine zentrale Rolle, hieß es weiter.

Nächtliche Drohnenangriffe auf Kiew

Die ukrainische Hauptstadt Kiew und ihr Umland sind nach Behördenangaben in der Nacht auf Montag erneut von Russland mit Kampfdrohnen iranischer Bauart angegriffen worden. 

Über der Stadt waren nach Berichten von Einwohnern nachts das typische Fluggeräusch der Drohnen sowie das Feuer der Flugabwehr zu hören.

Kiew: Russland hat noch Raketen für vier massive Angriffe

In Kiew heulten fast die ganze Nacht die Luftschutzsirenen. In der Früh wurde der Luftalarm aufgehoben. Erst am Freitag hatte eine schwere russische Angriffswelle zu massiven Ausfällen bei der Strom-, Wärme- und Wasserversorgung in der Ukraine geführt.

Ziel waren einmal mehr Objekte der kritischen Infrastruktur. Ukrainische Techniker sind nun bemüht, die Versorgung mit Strom und Heizung zu stabilisieren. In einigen Stadtteilen wurde der Strom notfallmäßig abgeschaltet. Verletzt wurde niemand.

 

Selenskij würde gegen Putin in den Ring steigen

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskij würde gerne und jederzeit für einen Zweikampf mit Kremlchef Wladimir Putin (70) in den Ring steigen. "Immer, immer", sagte er am Sonntag auf eine entsprechende Frage in einem Interview mit dem französischen TV-Sender TF1. "Ein echter Mann, wenn er jemandem etwas sagen will, oder wenn er - wie sagt man das, ihm eine in die Fresse hauen will - dann macht er das selber, und schickt nicht irgendwelche Mittelsleute."

Er selber würde dafür keine Mittelsleute brauchen, betonte Selenskij. Er sei immer offen für solche Vorschläge. Ob er bereit sei für einen Zweikampf mit Putin? "Von mir aus schon morgen", lachte Selenskij. "Das wird dann der letzte Gipfel für den Präsidenten der Russischen Föderation."

Ausgangspunkt dieser Diskussion war ein Bericht der Zeitung "Le Monde", wonach der französische Präsident Macron seinem russischen Kollegen Putin gesagt haben soll, er gehe jetzt boxen. Daraufhin habe Putin ihm empfohlen, er solle sich vorstellen, dabei Selenskij zu schlagen.

Militärübung in Belarus

Russische Streitkräfte werden nach Angaben der russischen Nachrichtenagentur Interfax in Belarus mit taktischen Militär-Übungen beginnen. "Die endgültige Bewertung der Kampffähigkeit und der Kampfbereitschaft der Einheiten wird vom Kommando in der letzten Phase der Koordinierung - nach Durchführung der taktischen Bataillonsübungen - vorgenommen", berichtete Interfax unter Berufung auf das russische Verteidigungsministerium.

Es war nicht sofort klar, wann und wo in Belarus die Übungen durchgeführt werden. Das belarussische Verteidigungsministerium hatte im Oktober erklärt, dass 9.000 russische Soldaten als Teil einer "regionalen Zusammenlegung" von Streitkräften zum Schutz der Grenzen in das Land verlegt würden.

Großbritannien: Weitere Waffenlieferungen

Großbritannien will der Ukraine auch im kommenden Jahr kontinuierlich Rüstungsgüter liefern. Man werde im Laufe des Jahres mehrere Hunderttausend Schuss Artilleriemunition im Wert von rund 250 Millionen Pfund (rund 286 Mio. Euro) liefern, kündigte die britische Regierung am Sonntagabend an. Damit solle eine kontinuierliche Versorgung der Ukraine sichergestellt werden.

Bisher hat Großbritannien nach eigenen Angaben der Ukraine seit Beginn des Krieges mehr als 100.000 Schuss Artilleriemunition sowie mehrere Raketensysteme und kürzlich 125 Flugabwehrgeschütze geliefert. Die Briten sehen sich damit als führend in Europa an.

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