Türkische Regierung räumt Fehler bei Verhaftungswelle ein

Einige der Verdächtigen seien "zweifellos" Opfer eines "unfairen Verfahrens" geworden.

Mehr als zwei Wochen nach dem gescheiterten Militärputsch haben türkische Regierungsvertreter erstmals mögliche "Fehler" bei der Entlassungs- und Verhaftungswelle gegen mutmaßliche Unterstützer des Umsturzversuches eingestanden. Einige der Verdächtigen seien "zweifellos" Opfer eines "unfairen Verfahrens" geworden, sagte Ministerpräsident Binali Yildirim am Montag.

Die Behörden würden aber "zwischen Schuldigen und Unschuldigen unterscheiden", sagte Yildirim nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu.

18.000 Menschen festgenommen

Die türkische Regierung macht den in den USA lebenden Prediger Fethullah Gülen für den gescheiterten Militärputsch vom 15. Juli verantwortlich. Sie geht seitdem mit aller Härte gegen mutmaßliche Gülen-Anhänger vor. Mehr als 18.000 Menschen wurden festgenommen. Unter ihnen sind neben Militärangehörigen auch Staatsbedienstete, Politiker, Wissenschaftler und Journalisten.

Vize-Regierungschef Numan Kurtulmus sagte am Montag, wenn beim Vorgehen gegen die mutmaßlichen Gülen-Anhänger "Fehler" gemacht worden seien, "werden wir diese korrigieren". Alle Verdächtigen, die keine Gülen-Anhänger seien, könnten sich "entspannen". Ihnen werde "nichts Böses angetan". Tatsächliche Gülen-Anhänger müssten aber sehr wohl "Angst haben", fügte Kurtulmus hinzu. "Sie werden es teuer bezahlen."

Gülen bestreitet jede Verwicklung

Das Vorgehen der türkischen Regierung auch gegen kritische Medien und die Justiz war international auf Kritik gestoßen. Gülen selbst bestreitet jede Verwicklung und hat den Putschversuch scharf verurteilt.

Seit dem gescheiterten Putsch in der Türkei sind auch 23 Journalisten verhaftet worden. Die Zeitung Cumhuriyet berichtete am Montag von sechs neuen Haftbefehlen. Bereits am Freitag hatte ein Gericht 17 Anträgen auf Untersuchungshaft stattgegeben. Nach Angaben des Türkei-Experten von Reporter ohne Grenzen, Erol Önderoglu, arbeiten die meisten der Journalisten für Medien, die der Bewegung um Gülen nahestehen.

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