Türkei öffnet Grenze für verletzte Flüchtlinge

Azaz: Flüchtlinge warten auf Einlass
Die NATO berät über Hilfe im Mittelmeer. Proteste gegen Hotspot auf Kos.

Die Türkei hat an der Grenze zum Bürgerkriegsland Syrien verletzten Flüchtlingen Einlass gewährt. Die Verwundeten würden in türkischen Krankenhäusern behandelt, sagte Mustafa Özbek, ein Sprecher der regierungsnahen Hilfsorganisation IHH, der Nachrichtenagentur dpa am Dienstag. Grundsätzlich bleibe die Grenze jedoch geschlossen. Kurz zuvor hatte das Flüchtlingshochkommissariat der Vereinten Nationen (UNHCR) die Türkei aufgerufen, auch alle aus der umkämpften syrischen Stadt Aleppo fliehenden Menschen aufzunehmen. "Wir bitten die Türkei, ihre Grenzen für alle Flüchtlinge aus Syrien zu öffnen", sagte UNHCR-Sprecher William Spindler in Genf. Die Regierung in Ankara versucht, die Flüchtlinge auf syrischem Gebiet zu versorgen und will, dass sie dortbleiben. In der Türkei halten sich bereits mehr als 2,5 Millionen syrische Kriegsflüchtlinge auf.

Weitere Zehntausende Menschen aus der umkämpften Stadt Aleppo warten auf der syrischen Seite der Grenze seit Tagen auf Einlass. Nach unterschiedlichen Angaben harren in der syrischen Region bei Azaz zwischen 10.000 und 50.000 Menschen aus. Die syrische Armee und ihre Verbündeten waren in der vergangenen Woche mithilfe russischer Luftschläge vorgerückt und hatten die neue Massenflucht ausgelöst.

Wenn die Vorstöße der Regierungssoldaten rund um Aleppo voranschritten, könnten nach Schätzungen örtlicher Stellen bis zu 150.000 Zivilisten aus der Stadt fliehen, erklärte das UNHCR. Sollten die Regierungstruppen und ihre Verbündeten auch den letzten Fluchtweg abschneiden, könnte die Nahrungsmittelversorgung für die 300.000 noch in der Stadt ausharrenden Menschen zusammenzubrechen.

Kein Platz mehr

Generell sei die Lage in den Flüchtlingscamps an der syrisch-türkischen Grenze katastrophal. Wie Hilfsorganisationen mitteilten, sei dort kein einziger Platz mehr frei. In und um die syrische Grenzstadt Azaz schlafen ganze Familien auf der Straße oder zu je 20 Personen in Zelten, die eigentlich nur für sieben Personen vorgesehen sind. Der UNO-Nothilfekoordinator Stephen O'Brien äußerte sich "tief beunruhigt". Schätzungen zufolge seien etwa 80 Prozent der Zehntausenden Flüchtlinge Frauen und Kinder.

Die Verteidigungsminister der NATO-Staaten werden an diesem Mittwoch über eine mögliche Beteiligung des Bündnisses am Kampf gegen die Schlepper im Seegebiet zwischen Griechenland und der Türkei beraten. Die türkische Seite habe angekündigt, das Thema ansprechen zu wollen, sagte NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg in Brüssel.

Sprengsatz auf Kos

Auf der griechischen Touristeninsel Kos kam es indes erneut zu heftigen Protesten gegen den Bau eines Registrierzentrums ("Hotspot") für Migranten. Unbekannte zündeten am Montag einen Sprengsatz neben der Polizeistation der Insel, wie das Staatsradio berichtete.

Sollte die Balkanroute für Flüchtlinge an der Grenze Griechenlands zu Mazedonien geschlossen werden, könnten Zehntausende Migranten in Griechenland festsitzen, wie der für Migration zuständige griechische Vizeminister Ioannis Mouzalas sagte. Eine solche Situation sei aber "kein Problem, mit dem Griechenland nicht fertig werden könnte". Analysten in Athen sehen darin auch Ausdruck der Hoffnungen einiger EU-Regierungen, dass die Zahl der Flüchtlinge deutlich zurückgehe, wenn die Balkanroute versperrt ist und sich die Lage herumspricht.

Kommentare