Was Österreich im Katastrophenfall von der Türkei lernen kann

Was Österreich im Katastrophenfall von der Türkei lernen kann
Über eineinhalb Jahre nach dem schlimmsten Erdbeben in der jüngeren Geschichte der Türkei versuchen die Menschen noch immer, mit den Folgen zu leben.

Neslihan legt den Arm um ihren jüngsten Sohn, fährt ihm liebevoll durch die Haare. Die 38-jährige Frau mit dem lila Kopftuch muss kurz innehalten, bevor sie weiterspricht, die Tränen hinunterschlucken. Die Erinnerung an die frühen Morgenstunden des 6. Februars 2023, die ihre Leben komplett veränderten, sind schmerzhaft. "Meine Kinder waren unter den Steinen verschüttet, ich habe sie selbst herausgezogen", erzählt sie, bevor die Stimme wieder bricht. Zuerst ihren ältesten Sohn, der weder hören noch sprechen kann. "Wie hätte er um Hilfe rufen sollen?"

Heute ist ein rund 21 Quadratmeter großer Container das Zuhause von Neslihan, ihren drei Söhnen und ihren beiden Geschwistern, die sie zusätzlich beherbergt. Zwei Zimmer, ein kleines Bad. Auf der Waschmaschine in der Küche kocht der Schwarztee.

Nur einen Tag zuvor hat hier in der Provinz Kahramanmaraş die Erde wieder gebebt – es war das heftigste Beben seit dem 6. Februar 2023, mit einer Stärke von 5,9. Das Epizentrum lag in der Nachbarprovinz Malatya. Die Menschen sind aus den Containern ins Freie gelaufen, das Trauma sitzt tief.

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