Trumps Schlachtruf: "Amerika ist nicht zu stoppen!"

Bei regnerischem Winterwetter legte Donald Trump vor 900.000 Zuschauern den Amtseid als 45. Staatschef der USA ab.

"Der 20. Jänner 2017 ist der Tag, an dem die Menschen wieder die Herrscher über dieses Land wurden!" Mit einer Kampfansage wie in seinen Wahlreden trat Donald Trump am Freitag das Amt des US-Präsidenten an.

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Trotz leichten Regenwetters fand die Zeremonie nach alter Tradition vor dem Kapitol in Washington statt. 900.000 Zuschauer waren dabei, als Trump seine ersten Worte als 45. Präsident der USA hielt: "Der Eid, den ich heute abgelegt habe, ist ein Eid für alle Amerikaner", sagte er im Zuge seiner Rede, die vor allem die inneramerikanische Wirtschaft und die "kleinen Menschen" thematisierte. Lange genug habe sich das Establishment in Washington selbst gefeiert, für andere habe es nichts zu feiern gegeben, "Mütter und Kinder waren in Armut gefangen." Nun werde die Macht aus Washington an das Volk übergehen, "dieser Augenblick ist Euer Augenblick".

Trumps Schlachtruf: "Amerika ist nicht zu stoppen!"
U.S. President Donald Trump speaks after taking the oath of office during inauguration ceremonies swearing him in as the 45th president of the United States on the West front of the U.S. Capitol in Washington, U.S., January 20, 2017. REUTERS/Brian Snyder
Und noch einen Kampfruf aus dem Wahlkampf holte Trump bei seiner Angelobungsrede hervor: "Wir haben andere Länder reich gemacht", während eine Fabrik nach der anderen in den USA geschlossen habe. Aber das sei Vergangenheit. "Buy American, hire American" (Kauft amerikanische Waren, stellt amerikanische Arbeiter ein) laute jetzt die Devise – "Amerika zuerst. Amerika zuerst!"

Kurs der Welt bestimmen

Und: "Gemeinsam werden wir für viele, viele Jahre den Kurs Amerikas und der Welt bestimmen", sagte Trump, Amerika sei nicht zu stoppen. Er kündigte die "Vereinigung der zivilisierten Welt gegen den radikal-islamistischen Terror" an, "der völlig vom Antlitz der Erde verschwinden wird". Der Stab des neuen US-Präsidenten kündigte auf der Internetseite des Weißen Hauses an, ein modernes Raketenabwehrsystem zu entwickeln. Dieses sei als Schutz gegen Raketenangriffe von Staaten wie Iran oder Nordkorea gedacht.

Trumps Rede zur Angelobung im Volltext (englisch)

Nach einem Wahlkampf mit beispielloser Härte und einigen Skandalen vor- und nach der Wahl am 8. November ist Trump dort, wo ihn anfänglich niemand vermutet hatte – im Weißen Haus. Dort traf er sich mit seiner Frau Melania schon vor der Inauguration am Freitag mit seinem Vorgänger Barack und Michelle Obama zum Tee.

Bereits im Vorfeld war die Stimmung in Washington angespannt – Trump-Gegner veranstalteten zahlreiche angemeldete Demonstrationen gegen die Inauguration. Einige versuchten, die Zugänge zum Areal um das Kapitol zu blockieren. Die Sicherheitskräfte räumten die Blockaden rasch, einige Demonstranten wurden verhaftet. Immer wieder kam es zu Zusammenstößen, einige Vermummte warfen Schaufensterscheiben ein. Die Polizei setzte Tränengas ein. Insgesamt protestierten 270.000 Menschen gegen Trump.

Bei den Trump-Anhängern war die Freude groß: "Gott nimmt sich unseres Landes wieder an, weil Donald Trump Gott wieder zu einem Teil unseres Landes machen wird und dafür sorgen wird, dass Christen wieder mit allen gleichgestellt sind", sagte eine Frau.

Alt-Präsidenten

Trumps Schlachtruf: "Amerika ist nicht zu stoppen!"
Former Democratic presidential candidate Hillary Clinton and former U.S. President Jimmy Carter greet each other as former President Bill Clinton (L) looks on as they attend the presidential inauguration of President-elect Donald Trump at the U.S. Capitol in Washington, U.S., January 20, 2017. REUTERS/Carlos Barria
Vor den Augen seiner ehemaligen KonkurrentinHillary Clintonund Alt-Präsidenten wie dem 92-jährige Jimmy Carter legte Trump den Amtseid auf zwei Bibeln ab: Seine eigene und die des legendären US-Präsidenten Abraham Lincoln.

Nach Trumps Einführungsrede sang die 16-jährige Künstlerin Jackie Evancho die US-Hymne. Zuvor hatten viele Stars das Angebot abgelehnt, bei Trumps Amtseinführung aufzutreten. "Für mich geht es dabei nicht um Politik. Ich habe mich dazu entschieden, das zu machen, weil es eine Ehre ist, mein Land zu repräsentieren", sagte Evancho.

Im Anschluss zogen Trump und Vizepräsident Mike Pence mit einer großen Parade zum Weißen Haus.

"Ein schwieriger Tag"

Viel Kritik schlug Trump auch vonseiten prominenter Gegner entgegen: "Trump ist ein Blender, ein Hochstapler und Möchtegern-Diktator", sagte etwa der milliardenschwere US-Investor George Soros. "Er würde gerne Diktator sein, wenn er damit durchkäme", setzte er nach, glaubt aber, dass Trump scheitern werde.

Auch Bernie Sanders, der sich im Vorwahlkampf Hillary Clinton geschlagen geben musste, machte seinem Unmut Luft: "Heute wird ein schwieriger Tag für Millionen von Amerikanern, auch für mich", teilte er seinen Fans via Twitter mit und fügte hinzu, dass man sich gegen Trump wehren müsse.

Auch der Biograf Trumps, David Cay Johnston, zeigte sich besorgt: "Es wird wesentlich gefährlicher, Trump hat keinen Schimmer von Außenpolitik. Zugleich sagt er, sein bester Berater sitze in seinem Kopf. Manche sehen darin einen Wahn".

Freundliche Töne kamen aus Israel: "Glückwunsch an meinen Freund, Präsident Trump", tweetete der israelische Premier Benjamin Netanyahu und äußerte seine Hoffnungen: "Freue mich darauf, eng mit Ihnen zusammenzuarbeiten, um die Allianz von Israel und den USA stärker denn je zu machen." Trump hatte im Vorfeld versprochen, Israel weiter in seiner Siedlungspolitik zu unterstützen.

"Gebt ihm eine Chance"

Trumps Tochter Ivanka wurde ihrem Ruf als "inoffizielle First Lady" gerecht: "Gebt meinem Vater eine Chance. Lassen Sie ihn ins Amt kommen, lassen Sie ihn beweisen, dass Sie sich geirrt haben", empfahl sie den Kritikern Trumps im Interview auf ABC. Sie kritisierte aber auch die Twitter-Politik ihres Vater: "Natürlich sage ich ihm von Zeit zu Zeit, er soll das bleiben lassen."

Demos

Selten polarisierte eine Inauguration so sehr wie die am Freitag, dabei beginnen erst am Samstag die großen Demonstrationen: Mit dem "Marsch der Frauen" wollen Hunderttausende in Washington gegen Trump auf die Straße gehen. Zu diesem Zeitpunkt wird sich Präsident Trump bereits mit der Abschaffung von Obamas Gesundheitsreform befassen.

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Trumps Schlachtruf: "Amerika ist nicht zu stoppen!"

Lilly Price and Sara Owre scream in protest at the

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