Einst Trump-Kritiker, jetzt dessen rechte Hand: Wer ist J. D. Vance?

Rupert Murdoch, der Patriarch des einflussreichen US-Medien-Riesen Fox, muss wütend ins Tischtuch gebissen haben. Wochenlang hatte der gebürtige Australier hinter den Kulissen gegen J. D. Vance gearbeitet.
Sogar bei Donald Trump persönlich wurde er vorstellig mit dem dringenden Rat, den erst 39 Jahre alten republikanischen Senator aus Ohio nicht an seine Seite zu holen. Trump ignorierte den greisen Medien-Zar.

J. D. Vance wurde auf dem Nominierungsparteitag der Republikaner auf den Schild gehoben
Noch bevor die Top-Personalie am ersten Tag des Nominierungsparteitages in Milwaukee offiziell wurde, erklärte der am Montag offiziell mit 2.387 Stimmen zum Kandidaten für das Weiße Haus ausgerufene Ex-US-Präsident auf seinem Kommunikationsportal „Truth Social“, dass er den erst vor Kurzem in die Politik gegangenen ehemaligen Buch-Autor und Risikokapital-Finanzier zu seinem Vize-Präsidentschaftskandidaten macht. Doch wie tickt der Mann?
Dass es auf Vance hinauslaufen würde, hatte sich bereits am Morgen angedeutet. Mit einer Kolonne aus Polizei und Secret Service wurde Vance zu Hause abgeholt und zu einem Flugzeug gebracht, das ihn nach Milwaukee führen sollte.
Der Bartträger stammt aus ärmlichen Verhältnissen. In Ohio wuchs er in instabilen Verhältnissen auf und verbrachte große Teile seiner Kindheit bei den Großeltern. Nach dem Schulabschluss ging er zum Militär, diente im Zuge dessen auch im Irak.
Im Anschluss begann Vance, der immer wieder den Stellenwert von Bildung betont, seine akademische Laufbahn – er beendete sie als Jurist mit Abschlusszeugnis von der Elite-Universität Yale.
Dort lernte er auch seine heutige Ehefrau Usha Chilukuri Vance kennen, eine Tochter indischer Einwanderer, mit der er drei Kinder hat. Später arbeitete er als Wagniskapitalgeber, unter anderem im kalifornischen Silicon Valley.
Netflix verfilmte Vances autobiographisches Buch
Schlagartig berühmt wurde Vance 2016 mit seinem autobiografischen Buch „Hillbilly-Elegie: Die Geschichte meiner Familie und einer Gesellschaft in der Krise“. Darin schilderte er sein Aufwachsen in einer von Armut und Drogenproblemen geprägten Familie der weißen Unterschicht in den USA. Das Buch wurde später für den Streamingdienst Netflix verfilmt.
Zum großen Erfolg des Buches trug bei, dass es aus der Sicht vieler eine Erklärung dafür lieferte, wie sich die weiße Arbeiterklasse in abgehängten früheren Industrieregionen für Trump begeistern konnte.
Unumstritten war die „Hilbilly-Elegie“ aber nicht. Manche Kritiker warfen Vance eine klischeehafte Darstellung der verarmten Bevölkerung in der Appalachen-Region vor.
Die Nominierung von Vance zeigt jedenfalls, dass unter Trump das Unmögliche möglich ist. Denn noch vor acht Jahren bezeichnete der Neue den polternden "Alten" als „amerikanischen Hitler“. Er warnte die Republikaner damals vor einem „gefährlichen“ Mann, der Partei und Land ins Verderben führen werde.
Der Wandel
Alles Schnee von gestern. Schon ehe Vance 2020 auch durch Trumps Fürsprache in den Kongress in Washington gewählt wurde, machte er eine 180-Grad-Kehrtwende und wurde zum Trump-Jünger.
Seither lobt er den 78-Jährigen unablässig für seine Politik und verteidigt ihn – eloquent bis charmant in der Sprache, aber beinhart in der Sache. So wurde er zu einem der wichtigsten Sprachrohre der MAGA-Bewegung („Make America Great Again“).
Vance war einer der ersten US-Politiker, die sich wie Trump dafür aussprachen, die Militärhilfen für die Ukraine zu kappen und die Außenpolitik der Vereinigten Staaten streng isolationistisch auszurichten. Wie sein Mentor fordert er eine radikale Abschottung der US-Südgrenze, um den Zustrom von Einwanderern zu stoppen.
Vance ist davon überzeugt, dass Trump 2020 der Wahlsieg gestohlen wurde. Und dass der blutige Sturm aufs Kapitol im Jänner 2021 nicht auf das Konto des ehemaligen Präsidenten geht.

Best friends: Trumps ältester Sohn Donald Jr. und J. D. Vance
Zu den lautesten Fürsprechern von Vance gehören der frühere Trump-Berater Steve Bannon, Ex-Fox-News-Moderator Tucker Carlson und Trumps ältester Sohn Donald Jr. Sie sehen in dem 39-Jährigen den geeigneten Fackelträger, um die MAGA-Politik Trumps in die nächste Generation zu führen.
Dabei muss man kurz in Erinnerung rufen, warum Donald Trump überhaupt ein neues „Beiboot“ benötigt. Mike Pence, seine Nr. 2 in der ersten Amtszeit, nutzten knapp vier Jahre hundertprozentige Loyalität am Ende nichts.
Trump ließ Pence fallen
Als er sich mit Verweis auf die amerikanische Verfassung Trumps Erpressungsversuchen verweigerte, am 6. Jänner 2021 den Wahlsieg von Joe Biden zu beglaubigen, ließ Trump den ultra-religiösen Ex-Radio-Moderator fallen. Als Trump-Anhänger damals einen Galgen zum Kapitol schleppten, um Pence zu hängen, sagte Trump, vielleicht habe Pence es verdient…
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