Trump und die Verschwörungstheoretiker: Was verbindet den Präsidenten und QAnon?
Wenn es heikel wird, dann weiß Donald Trump plötzlich nichts mehr und kennt niemanden. Egal, ob es sich um rechtsradikale Milizen handelt, oder eben rechte Verschwörungstheoretiker. Der US-Präsident hat sich bei einem Auftritt im Sender NBC auf Nachfrage wieder einmal nicht von der Verschwörungstheorien-Bewegung QAnon distanziert. "Ich weiß nichts über QAnon", sagte Trump am Donnerstagabend bei einer Fragestunde mit Wählern in Miami. "Lassen Sie mich Ihnen nur sagen, was ich darüber höre, ist, dass sie sehr entschieden gegen Pädophilie sind, und dem stimme ich zu."
Trump knüpfte daran sofort eine Attacke gegen linke Gewalttäter und deren Rolle bei Demonstrationen. Die kenne er, und er wisse, wie gefährlich sie seien.
"Satanischer Pädophilen-Ring"
Moderatorin Savannah Guthrie hatte den Republikaner Trump zuvor auf die QAnon-Theorie angesprochen, wonach die Demokraten "ein satanischer Pädophilen-Ring" seien und er der "Retter" sei. Guthrie fragte: "Können Sie jetzt ein für alle Mal feststellen, dass das absolut nicht wahr ist?" QAnon gewann in den vergangenen Monaten weiter an Bekanntheit in den USA.
Qanon-Vertreter als Kandidaten
Bei den Kongresswahlen am 3. November sind aufseiten der Republikaner mehrere Kandidaten im Rennen, die Sympathien für QAnon-Gedankengut gezeigt haben. Auch Trump verbreitete bei Twitter wiederholt Inhalte von QAnon-Anhängern weiter. Twitter, Facebook und Youtube haben ihr Vorgehen gegen QAnon zuletzt verschärft.
Pizzagate und Kinderblut
Die zentrale Behauptung der QAnon-Anhänger ist, dass es eine Verschwörung gegen US-Präsident Donald Trump in den tieferen Schichten des US-Regierungsapparats gebe. Außerdem behaupten sie oft, prominente Politiker der Demokratischen Partei in den USA ließen sich mit Hormonen behandeln, die aus dem Blut von Kindern gewonnen würden. Ein Strang davon war die "Pizzagate"-Theorie, die dazu führte, dass Ende 2016 ein bewaffneter Mann in eine Pizzeria in Washington stürmte, um dort angebliche gefangen gehaltene Kinder zu befreien. Er wurde von der Polizei festgenommen, niemand wurde verletzt.
Trump der Erlöser
Dem US-Präsidenten kommt dabei eine spezielle Rolle zu: In der Erzählung der Anhänger ist er eine Art Erlöser, entsandt, um eine scheinbar vorhandene Elite aus demokratischer Partei, Banken, Medien und Prominenten zu bekämpfen, die heimlich über die USA herrsche. Dazu zählen sie die Ex-Präsidenten Bill Clinton und Barack Obama, den Milliardär George Soros sowie Hollywoodstars. Zudem wird behauptet, dass sie Kinder gefangen halten, um aus ihnen ein Verjüngungsserum zu gewinnen.
Verbreitet wurde diese Erzählung erstmals 2017 auf dem Internetportal 4Chan von einem Nutzer, der sich "Q Clearance Patriot", dann "Q", nannte. Um ihn hat sich die Legende gesponnen, dass er Geheimdienstmitarbeiter wäre und er daher all diese Informationen hätte.
Soziale Netzwerke wie Facebook und Twitter haben mittlerweile Gruppen, Accounts und Anzeigen mit Verbindungen zu QAnon entfernt. Nur der US-Präsident distanzierte sich nicht: "Wie ich es verstehe, mögen sie mich sehr, was ich zu schätzen weiß", sagte er kürzlich auf einer Pressekonferenz im Weißen Haus. Er wisse zwar nicht viel über die Bewegung, habe aber gehört, dass sie an Popularität gewinne.
Offline trat sie zunehmend bei den Corona-Protesten auf – in den USA und bei den Demonstrationen in Stuttgart und Berlin. Über Mitgliederzahlen lässt sich nicht viel sagen, da es ein loser Verband ist. Auf YouTube haben die deutschen Q-Anhänger einen Kanal mit 105.000 Abonnenten – und prominente Verbreiter wie Sänger Xavier Naidoo.
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