Trump hat Kurz seine "Wünsche an Europa" mitgeteilt
Es war ein harter Schlagabtausch, ganz so wie ihn Donald Trump bekanntermaßen schätzt. Sebastian Kurz erlebte bei seinem Treffen im Weißen Haus den US-Präsidenten "ganz so, wie man es immer über ihn gehört hat. In Themen, die ihm wichtig erscheinen, ist er sehr klar und hart". Diese Themen drehen sich beim Geschäftsmann und Dealmaker Trump vorrangig um Geschäftliches. Und da sieht der US-Präsident die USA bei den globalen Spielregeln des Handels schlicht übervorteilt.
Genau das wurde dem österreichischen Bundeskanzler bei den Gesprächen im Weißen Haus auch mitgeteilt. Trump habe seine Frustration im Umgang mit der EU deutlich gemacht, schilderte Trevor Traina, US-Botschafter in Österreich, seinen Eindruck von den harten, aber offenen Verhandlungen im Weißen Haus. Traina, der maßgeblich am Zustandekommen der Kurz-Visite beteiligt war, sieht eine interessante und möglicherweise wichtige Rolle für den Kanzler in der aktuellen Krise zwischen den USA und Europa.
Botschaft für Europa
Der Präsident habe gegenüber dem Kanzler "seine Wünsche an Europa zum Ausdruck gebracht", meinte Traina und hoffe, "dass Kurz eine Antwort organisieren kann". Denn in den Verhandlungen stehen derzeit vor allem Drohungen im Raum. Die USA überlegen Strafzölle für europäische, vor allem aber deutsche Autos. Eine Maßnahme, die "quasi in der Sekunde Tausende Arbeitsplätze auch in Östereich kosten kann", warnt der Kanzler vor den Folgen einer tatsächlichen Eskalation des Handelskrieges.
Kurz kommt Vermittlerrolle zu
So hart man in der Diskussion im Oval Office auch aneinander geriet, so positiv schildern Beteiligte den grundlegenden Ton der Gespräche. Trump zeigte sich von Kurz nicht nur von dessen Jugend beeindruckt, sondern offensichtlich auch von dessen Argumenten. So brachte die österreichische Delegation vor allem die wirtschaftlichen interessen auf beiden Seiten des Atlantik ins Spiel.
Streit um Gaspipeline
So ginge es etwa bei der bei den Amerikanern mehr als unbeliebten russisch-europäischen Pipeline weniger um globale Politik als schlicht um Energie-Versorgungssicherheit für Europas und auch Österreichs Industrie und private Verbraucher. Eine Darstellung, die beim Präsidenten zumindest einmal auf offene Ohren stieß. In der Darstellung des US-Botschafters habe Trump mit Kurz so gesprochen "als ob er mit Europa spräche". Das erscheint zwar auch örtlichen Beobachtern der Verhandlungen etwas zu optimistisch, aber für Trump scheint sich mit Kurz zumindest ein Gesprächspartner anzubieten, mit dem die Chemie stimmt.
Und das ist ein klarer Unterschied zu allen Kontakten zwischen dem US-Präsidenten und der deutschen Kanzlerin Angela Merkel. Dass er mit ihr gar nicht kann, hat der Präsident ja inzwischen mehrfach öffentlich demonstriert. Seine eisenharte Haltung gegenüber Deutschland und seiner Autoindustrie resultiere, so analysieren auch deutsche Kommentatoren und Politik-Experten, auch aus dieser sehr persönlichen Antipathie. Mit dem Österreicher tut sich der US-Präsident offensichtlich auch im persönlichen Umgang leichter. Ob das hilft, den drohenden Handelskrieg tatsächlich abzuwenden, bleibt abzuwarten, zumindest aber gibt es so neue Hoffnung, dass man auf beiden Seiten des Atlantik, "den Verhandlungen wieder eine Chance gibt", wie Kurz betonte.
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