Warum Trumps F-35-Deal mit Saudi-Arabien jetzt für Aufsehen sorgt
Den US-Präsidenten Donald Trump und den saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman verbindet eine tiefe Zuneigung.
Als Donald Trump im Mai Riad besuchte, flankierten saudische Kampfjets seine Air Force One, eine Ehrengarde mit goldenen Säbeln nahm ihn in Empfang, berittene Soldaten begleiteten seinen Konvoi auf dem Weg in die Stadt. Ein Zeichen der Wertschätzung, für das sich der US-Präsident dem saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman (hier ein KURIER-Porträt aus 2022) bei dessen Besuch am Dienstag revanchierte: Etwa mit einem Überflug von F-35-Kampfjets zu dessen Ehren. Und – viel wichtiger für Saudi-Arabien – der angekündigten Unterzeichnung eines Liefervertrags ebendieser modernen Flieger, die weltweit heiß begehrt sind.
Langer Weg zum F-35-Deal
Bereits am Montag war durchgesickert, dass Trump diesen Schritt unternehmen wird und Saudi-Arabien den lang ersehnten Wunsch erfüllt. Dass es so weit kommt, war seit der brutalen Ermordung des Journalisten Jamal Khashoggi im Jahr 2018 in Ferne gerückt. Unter US-Präsident Joe Biden hatten die Saudis als „Paria“ gegolten – Trump selbst hatte aus seiner Sympathie gegenüber Riad nie ein Hehl gemacht.
Nach wie vor gilt der F-35-Kampfjet als Maß aller Dinge - zahlreiche Staaten wollen ihn, darunter die Türkei. Republikaner im US-Kongress äußern Bedenken darüber, dass eine F-35-Lieferung nach Riad dazu führen könnte, dass Peking - eng mit den Saudis verbunden - die Technologie in die Hände bekommen könnte.
Das macht den F-35 so besonders:
- Stealth-Technologie: Für Radare schwer erfassbar – entscheidend für Erstschlagfähigkeit.
- Sensorfusion: Fasst Daten aus Radar, Infrarot und elektronischer Aufklärung in Echtzeit zusammen.
- Netzwerkkriegführung: Kann andere Einheiten steuern, Ziele markieren und Gefechtsfelder digital vernetzen.
- Luft-Boden-Präzisionsschläge: Hohe Treffsicherheit mit modernen Smart-Weapons.
- Multirole-Fähigkeit: Einsetzbar für Luftüberlegenheit, Aufklärung, elektronische Kriegsführung und Bodenangriffe.
Die Vereinigten Arabischen Emirate hätten ebenfalls gerne F-35-Jets - der Deal ist aber aufgrund der Verbindungen zu Peking ausgesetzt.
Ungeklärte Frage: Annäherung zwischen Riad und Israel
Dennoch dürfte bei all den Sympathiebekundungen eines der Herzensthemen Trumps ungelöst bleiben: Verbesserte Beziehungen zwischen Saudi-Arabien und Israel. Nur mit den Saudis an Bord würden die „Abraham-Abkommen“ ihre volle Kraft entfalten – doch Riad hält an der Forderung eines eigenen palästinensischen Staats fest.
Rivalitäten und militärische Schwächen Riads
Gleichzeitig ist man über die starke Rolle Ägyptens in Nachkriegsgaza erbost, ziert sich allerdings, selbst mehr anzubieten. Das ist insofern nachvollziehbar, als dass sich die saudischen Streitkräfte in den vergangenen Jahren nicht mit Ruhm bekleckert haben. Trotz massiver Investitionen in die eigene Armee konnten die Saudis im Verbund mit den VAE die Houthis im Jemen nicht besiegen. Trotz brutal geführtem Krieg und einer auf dem Papier starken Luftverteidigung trafen Drohnen immer wieder Öllager und Kraftwerke.
Gescheiterte Machtspiele in Katar und im Libanon
Auch andere strategische Initiativen scheiterten: Etwa der massive Druck auf Katar 2017 oder die „Festsetzung“ des libanesischen Premiers Saad Hariri. Der Plan, den eigenen Einfluss zu stärken, ging nicht auf. Der Hauptkonkurrent Iran wurde vor allem durch Israel und die USA geschwächt, im sogenannten „Zwölf-Tage-Krieg“ wurde Riad bewusst, dass kein Geld der Welt eine starke Verteidigung ersetzt. Ein Ausweg könnte ein Verteidigungsabkommen mit den USA sein.
- Normalisierung der Beziehungen: Israel schließt seit 2020 offizielle diplomatische Beziehungen mit VAE, Bahrain, Marokko und Sudan.
- Strategische Allianz gegen Iran: Gemeinsame Sicherheits- und Geheimdienstinteressen treiben die Kooperation.
- Wirtschaftliche Öffnung: Neue Handelsrouten, Investitionen, Tourismusabkommen und Technologietransfers.
- Waffengeschäfte & Militärkooperation: Zugang zu US-Systemen wird politisch erleichtert.
- Schlüsselrolle Saudi-Arabiens: Eine saudische Teilnahme würde das Bündnis massiv stärken – bisher blockiert Riad wegen der Palästinenserfrage.
Wirtschaftliche Sorgen und gescheiterte Prestigeprojekte
Der niedrige Ölpreis belastet ein Land, das seine Wirtschaft dringend diversifizieren will. Prestigeprojekte wie die Retortenstadt „NEOM“ geraten ins Stocken. Auch im IT-Sektor drängen sich die VAE und Katar in den Vordergrund.
Hoffnung auf neuen Einfluss – und neue Risiken
Ein erfolgreicher Besuch bei Trump könnte MbS wieder Aufwind geben. Hinter den Kulissen wächst der Wunsch nach enger Zusammenarbeit mit Israel – vor allem bei IT, KI und Geheimdienstinformationen. Doch der israelische Sicherheitsapparat sieht das F-35-Geschäft kritisch: Eine Lieferung würde die israelische Lufthoheit bedrohen. Da sie frühestens in sieben Jahren erfolgt, könnte Riad bis dahin selbst die Abraham-Abkommen unterzeichnen.
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