Hoffnung auf die "Vier im Jeep"

Videos von ermordeten israelischen Zivilisten, die unter tosendem Jubel durch die Straßen von Gaza geschleift werden. Bilder von jubelnden Israel-Hassern in europäischen Hauptstädten, Gefechte in israelischen Städten wie Sderot und Aschkelon. Das menschenverachtende Massaker der Terrororganisation Hamas jährt sich am Dienstag zum zweiten Mal – mehr als 1.200 Menschen wurden massakriert, 251 verschleppt. Und nach wie vor befinden sich 48 israelische Geiseln in den Händen der Hamas – lebendig oder tot.
Selten in der jüngeren Geschichte wirkte Israel so schwach wie am 7. Oktober 2023. Jetzt, zwei Jahre später, haben sich die Machtverhältnisse in der Region massiv verändert: Die libanesische Terrororganisation Hisbollah ist stark geschwächt, das iranische Regime hat spätestens mit der Operation „Rising Lion“ stark an Einfluss in der Region verloren, allen voran in Syrien, das ein wichtiger Korridor für Waffenlieferungen an die Hisbollah war. In diesen zwei Jahren hat Israel gezeigt, dass das alttestamentarische Prinzip „Auge um Auge, Zahn um Zahn“ im Nahen Osten nach wie vor gilt – und das Land würde bei einem erfolgreichen Abschluss der Trump’schen Friedenspläne mächtiger denn je aus den zahlreichen Kämpfen der vergangenen zwei Jahre hervorgehen.
Allerdings auch international isolierter denn je – denn den Kampf um die internationale Deutungshoheit hat die Hamas gewonnen.
Wenn auch die „offiziellen“ Zahlen des Hamas-geführten Gesundheitsministeriums wohl kaum glaubhaft sind und sich manche Aktivisten in Fantasiezahlen von bis zu 700.000 Opfern ergehen, muss sich die israelische Regierung die Frage gefallen lassen, wie die Militäroperation im Gazastreifen weiter ausgesehen hätte, hätte Donald Trump nicht interveniert. Und nach wie vor finden sich radikale Parteien in der israelischen Regierung, denen das jetzige Abkommen nicht weit genug geht, die am liebsten alle Palästinenser so weit wie möglich vertreiben oder umsiedeln und Gaza sowie das Westjordanland endgültig jüdisch besiedeln würden. Selbst ein Donald Trump – Ambitionen auf den Friedensnobelpreis hin oder her – kann Israel nicht so weit gehen lassen.
Ein solches Vorhaben wäre illusorisch, ebenso wie die Hoffnung, die Hamas durch militärische Gewalt endgültig zu vernichten. Die Terroristen erhalten Zulauf – durch junge Menschen, die Zuhause, Familie, Freunde verloren haben. Und die hoffen, dadurch besseren Zugang zu geraubten Lebensmitteln zu bekommen. Wird der Gazastreifen nicht unter eine vornehmlich arabische Verwaltung gestellt, die ähnlich den „Vier im Jeep“ überwacht, dass die Hamas nicht wieder ihr Haupt erhebt, sind in Zukunft weitere Massaker wie jenes vom 7. Oktober 2023 nicht auszuschließen.
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