Eine Finanzspritze wie für Argentinien? Trump will Orbán finanziell aus der Patsche helfen

Eine Finanzspritze wie für Argentinien? Trump will Orbán finanziell aus der Patsche helfen
Der ungarische Premier Orbán spricht von einem "finanziellen Schutzschild", den US-Präsident Trump versprochen haben soll. Das sorgt für Aufregung bei der Opposition.

In den regierungsnahen Medien waren nach dem Besuch des ungarischen Ministerpräsidenten in Washington Lobeshymnen zu lesen: "Dank des Bündnisses zwischen Viktor Orbán und Donald Trump werden die Energiekosten nicht drastisch steigen!" und "Hervorragendes Ergebnis! Präsident Trump befreit Ungarn auf unbestimmte Zeit von den Energiesanktionen". Gemeint sind damit die US-Sanktionen für russische Energielieferungen, für die Ungarn dem Weißen Haus zufolge eine einjährige Ausnahmeregelung erhalten haben soll. Dass sich Ungarn dafür dazu verpflichtet hat, amerikanisches Flüssigerdgas im Wert von rund 600 Millionen Dollar zu kaufen, wird in den Medien verschwiegen.

Was in Ungarn aber besonders hohe Wellen schlägt, ist die Ankündigung des nationalkonservativen Orbán, Trump habe der ungarischen Wirtschaft einen "finanziellen Schutzschild" versprochen. "Sollte es externe Angriffe auf Ungarn oder sein Finanzsystem geben, haben die Amerikaner ihr Wort gegeben, dass sie in einem solchen Fall die finanzielle Stabilität Ungarns verteidigen würden", sagte Orbán am Sonntag in einem Video.

"Externe Angriffe auf Ungarns Finanzsystem"? In bekanntem Orbán-Jargon ist damit vor allem die Zurückhaltung von EU-Mitteln gemeint: Brüssel hat Ungarn wegen Korruptionsvorwürfen und Bedenken hinsichtlich der Rechtsstaatlichkeit mit Sanktionen belegt und hält rund 20 Milliarden Euro an Fördermitteln für Budapest zurück.

Hohe Inflation

Geld, das Ungarn gut gebrauchen könnte: Das wirtschaftliche Wachstum stagniert seit Jahren. Die Preise sind seit 2020 um 50 Prozent gestiegen, der Konsum gering. Die Inflationsrate betrug zu ihrem Höchstwert 26,2 Prozent, das war im Jänner 2023. Im Juli 2025 lag sie bei 4,3 Prozent – immer noch doppelt so hoch wie die durchschnittliche Inflationsrate von zwei Prozent in der Eurozone.  

Dem ungarischen Zentralamt für Statistik zufolge haben sich die die Mietpreise für Wohnungen landesweit zwischen 2015 und 2025 verdoppelt; das mittlere Nettoeinkommen wird laut Zentralamt auf 392.700 Forint, rund 1018 Euro geschätzt. Für eine 65 Quadratmeter große Mietwohnung in der Hauptstadt Budapest bezahlt man mit Nebenkosten aber schon mal rund 280.000 Forint (726 Euro).

Finanzspritze half Milei bei Zwischenwahlen

Trump hat erst unlängst seinem ideologisch nahestehenden Amtskollegen Javier Milei in Argentinien ähnlich unter die Arme gegriffen und mit der argentinischen Zentralbank einen Währungsswap, also den "Tausch" von Währungen, in der Höhe von 20 Milliarden Dollar abgeschlossen. Dadurch sollten die Staatsfinanzen saniert und der argentinische Pesos stabilisiert werden. Beobachtern zufolge hat Milei auch dank der Finanzspritze der USA überraschenderweise bei den Zwischenwahlen zum Kongress Ende Oktober gewonnen.

Vergleiche mit Argentinien weist der ungarische Wirtschaftsminister Marton Nagy zurück, er spricht von einem "Schutzschild", keinem "Rettungspaket", wie es die Opposition nennt. Doch wie genau dieser aussehen soll – ein Swap-Geschäft, Kredite oder die Finanzierung von Infrastruktur – ist unklar. Eine Stellungnahme der US-Regierung liegt nicht vor.

Orbán verspricht Wahlzuckerl

Péter Magyar von der oppositionellen Tisza-Partei, die in Umfragen seit Monaten vor Orbáns Fidesz-Partei liegt, fordert Details zu der Vereinbarung: "Warum treibt er unser Land nur fünf Monate vor der Wahl noch tiefer in die Schuldenfalle? Welche Zinsen und sonstigen Kosten müssen die Ungarn zahlen? Droht dem Staat der Bankrott?", schreibt er auf X.

Tatsächlich ist die wirtschaftliche Situation Ungarns noch lange nicht so schlecht wie jene Argentiniens, die Staatsverschuldung betrug 73,5 Prozent der Wirtschaftsleistung im Dezember 2024. Wahrscheinlich ist jedoch, dass Orbán vor der Wahl im Frühling 2026 nochmal ordentlich in die Staatskasse greift: Die ungarische Regierung setzt in Wahlkämpfen gern auf Steuersenkungen wie günstige Kredite für kleine Unternehmen und staatliche Zuschüsse wie Wohnbeihilfen. 

Ähnlich wie in Argentinien würde ein Swap-Abkommen jedenfalls bedeuten, dass die ungarische Zentralbank über erhebliche Währungsreserven verfügen würde, die zum Einsatz kämen, müsste der Forint stabilisiert werden. Diese Absicherung kann zur Stärkung der ungarischen Währung beitragen. Allein die Ankündigung Orbáns zum "Schutzschild" ließ den Forint am Montag auf ein Eineinhalbjahreshoch gegenüber dem Euro steigen.

Kommentare