Trump lobt seine "unerreichte Weisheit" und droht Erdoğan

Trump lobt seine "unerreichte Weisheit" und droht Erdoğan
US-Präsident zieht Truppen in Nordsyrien ab, droht der Türkei aber mit wirtschaftlichem Ruin.

Als das Weiße Haus am späten Sonntagabend ohne jede Begründung die nach einem Telefonat mit dem türkischen Staatschef Recep Tayyip Erdoğan entstandene Entscheidung von US-Präsident Donald Trump zum Abzug der US-Truppen in Syrien veröffentlichte, wechselten sich Erstaunen und Entsetzen in Washington ab.

Amerika zieht seine Schutzhand über die Kurden, den wirkungsvollsten Partner im Kampf gegen den „Islamischen Staat“ (IS), abrupt weg und setzt sie so einer militärischen Offensive Ankaras aus, die in einem Blutbad enden kann.

Allerdings meldete sich Trump am Montag wieder auf Twitter zu Wort: „Wenn die Türkei irgendetwas unternimmt, was ich in meiner großartigen und unvergleichlichen Weisheit für tabu halte, werde ich die türkische Wirtschaft vollständig zerstören und auslöschen“, tönte er.

Was genau gegen seine „unvergleichliche Weisheit“ verstoßen würde, ließ er offen.

Rasches Umdenken

Im Jänner hatte er Erdoğan noch mit „wirtschaftlichem Ruin“ gedroht, falls er den Kurden „schaden“ würde. Noch am Freitag hatte das Pentagon entlang dieser Linie den kurdischen YPG-Einheiten Beistand und Schutz versprochen.

Warum also jetzt der Bruch, der vor allem aufseiten der Demokraten – es scheint vergessen zu sein, dass auch Ex-Präsident Obama im August 2016 Erdoğan in Nordsyrien gewähren ließ – als „verheerend“ bezeichnet wird?

Weil er den Tatbestand erfülle, den ein Kurden-Sprecher gegenüber dem US-Sender NBC so beschrieben hat: „Die Amerikaner sind Verräter. Sie haben uns einem türkischen Massaker preisgegeben. Dadurch kann der IS in die Region zurückkehren.“

Trump will mit dem Konflikt nichts mehr zu schaffen haben. Er ist ihm, wie er sagt, „zu teuer“. Auf Twitter stellte er fest, dass die USA aus „lächerlichen, endlosen Kriegen“ aussteigen müssten. Gewiss, die Kurden hätten an der Seite der USA gekämpft, aber sie hätten dafür ja auch „viel Geld und Ausrüstung bekommen“.

Brett McGurk, ehemals Sonderbeauftragter Trumps, hält diese Haltung für verantwortungslos: „Donald Trump ist kein Commander-in-Chief. Er trifft impulsive Entscheidungen ohne Kenntnis und Nachdenken.“

Allerdings haben die USA die Kurden in den vergangenen Jahrzehnten des Öfteren im Stich gelassen. Etwa in den frühen Siebzigern, als sie die Kurden im Irak mit Waffen gegen Saddam Hussein ausrüsteten – und nach einem überraschenden Abkommen jede Hilfe einstellten.

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