Es war Premier Mario Draghi, der auf diese Maßnahme bestanden hat, um zu vermeiden, dass eine weitere Pandemiewelle den Aufschwung bremst. Voriges Jahr war das BIP um 9 Prozent abgestürzt und im Juni dieses Jahres befand sich noch eine Million Arbeitnehmer in Kurzarbeit. Natürlich rechnete Draghi mit Widerstand, den es Anfang September auch im Schul- und Universitätsbereich gegeben hatte, als dort die 3G-Pflicht eingeführt worden war. Doch er legte sich schnell wieder.
Diesmal scheint der Widerstand größer, warum aber gerade der Hafen von Triest zum Bollwerk der Anti-3G-Pflicht geworden ist, und warum 40 Prozent der dortigen Hafenarbeiter nicht geimpft sind, bleibt ein Rätsel.
Triest ist Italiens wichtigster Industriehafen, der jährlich mehr als 61 Millionen Tonnen Ware umschlägt und angesichts der geografischen Lage auch wichtiges Bindeglied zum Hinterland sprich Richtung Österreich und Deutschland ist.
"Ich bin geimpft, das war aber meine freie Entscheidung" wiederholt Stefano Puzzer, Sprecher des Komitees der Triester Hafenarbeiter, gebetsmühlenartig. "Ich werde aber nicht untätig zusehen, wie Arbeitskollegen nicht reingelassen werden und somit auch kein Gehalt bekommen." Die Hafenbehörde hatte versucht zu vermitteln, sich angeboten, die Kosten der Tests zu übernehmen, Puzzer blieb aber dabei und erhöhte seine Forderung sogar: "Der Grüne Pass muss weg, und zwar nicht nur für uns hier, sondern in ganz Italien."
Sollte die Triester Hafenblockade, sowie möglicherweise die anderer Häfen, anhalten, riskiert Italien ein Versorgungsproblem. Denn sie beeinträchtigt auch den Warentransport. 350.000 Transporteure gibt es im Land und die zeigen auf ihre Kollegen aus den Oststaaten, die kreuz und quer durch Italien fahren. Es heißt, viele seien nicht geimpft, und wenn, dann mit Sputnik, der aber von der Europäischen Arzneimittel-Agentur nicht anerkannt ist.
"Die Green Pass-Vorschrift ist diesbezüglich sehr schwammig", meinte unlängst Paolo Uggè, Vorsitzender der nationalen Transportgewerkschaft. Was aber nicht stimmt, denn das Dekret sieht auch für die ausländischen Transporteure die 3G-Pflicht und einen von EMA autorisierten Impfstoff vor.
Uggé zeigt Verständnis für die Straßenblockaden, die angekündigt sind. In einer Branche, die sowieso schon unter Personalmangel leidet, und jetzt mit weiteren Ausfällen rechnen muss, würde dies noch mehr osteuropäische Konkurrenz ins Land locken. Weswegen die letzte Forderung an die Regierung lautete: Eine weitere Frist von 15 Tagen und einen Runden Tisch, um eine für alle tragbare Lösung zu finden.
Mit diesem Zeitfenster könnten auch die Hafenarbeiter von Triest leben und ihren unbefristeten Streik abblasen.
In vielen Städten könnte auch der öffentliche Verkehr sowie der Bahnverkehr durch Personalausfälle beeinträchtigt werden. Allein in Mailand haben sich schon mehr als 150 Autobus- und Straßenbahnfahrer krank gemeldet. 100 sind es unter dem Zugpersonal der Regionalbahn Trenord.
Am Samstag war es in Rom zu Ausschreitungen gekommen. Dort hatten Anführer und Anhänger der neofaschistischen Partei Forza Nuova zuerst den Sitz von CGIL, Italiens größter Gewerkschaft, gestürmt und zerstört. Dann bewegten sie sich in Richtung Palazzo Chigi, Sitz der italienischen Regierung, bevor sie von den Sicherheitskräften zurückgedrängt wurden.
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