Fellinis Visionen an der Adriaküste

Der unvergessene Marcello Mastroianni, der große Fellini-Hauptdarsteller, in einer zentralen Projektion im Museum.
Rimini, die Geburtsstadt des Filmregisseurs, ehrt den Maestro mit einem Museum, das die Besucher auffordert selbst ihre Visionen auszuleben

Aus Rimini Andrea Affaticati Eigentlich hätte das Fellini Museum, das die adriatische Provinzstadt Rimini ihrem berühmtesten, 1993 verstorbenen Mitbürger, dem Filmregisseur Federico Fellini gewidmet hat, schon vor einem Jahr, zu seinem 100. Geburtstag – Federico Fellini kam am 20. Jänner 1920 zur Welt – eröffnet werden sollen, doch die Pandemie kam dazwischen. Und so erfolgte die Einweihung im Castello Sismondo, eine Burg im Herzen der Altstadt, erst am 19. August 2021.

„Nichts weiß man, alles stellt man sich vor“, pflegte Fellini zu sagen. Auch er trat am Anfang in die Fußstapfen des damals hochgepriesenen italienischen Neorealismus, setzte diesem aber eine Brille auf, durch die auch die Träume, innere Triebe, Widersprüchlichkeiten, geheime Fantasien, Obsessionen seiner Mitbürger und die seinigen, sichtbar wurden.

Seine Meisterwerke, „Das Lied der Straße“, (1957), „Die Nächte der Cabiria“ (1958), „8½“ (Achteinhalb, 1963), „Amarcord“ (1975) und „La Dolce Vita“ (1960), um nur die international bekanntesten zu nennen – die ersten vier auch mit dem Oscar als Bester fremdsprachiger Film ausgezeichnet – schöpften aus seiner Biografie, seinen Jugendjahren in Rimini („Die Müßiggänger“, 1953), seiner ersten Begegnung mit Rom („Roma“, 1972), gaben diese aber nicht eins zu eins wieder, sondern verwandelten sie in kaleidoskopische Visionen.

Dem Maestro, seinem Werk, gerecht zu werden, stellte für international renommierte Medienkünstlergruppe Studio Azzurro eine einmalige Herausforderung dar. Wie konnte man seiner Maxime „Der einzige wahre Realist ist der Visionär“ gerecht werden? „Die Antwort lieferte uns der Begriff Spettatore, der vom verstorbenen Paolo Rosa, einer der Mitbegründer von Studio Azzurro, stammt“, erklärt der Kurator und Professor für Filmgeschichte in Venedig Marco Bertozzi dem KURIER. „Rosa meinte damit, dass der Besucher nicht mehr nur Spettatore, Zuschauer sein sollte, sondern auch Autor.“ Oder eben Visionär.

Die neuen multimedialen Technologien waren bei der Umsetzung dieses Konzepts von großer Hilfe, denn sie ermöglichten es, den Exponaten Leben einzuflößen. Paradigmatisch hierfür ist der Saal „Buch der Träume“. Fellini war nicht nur ein Maestro des Films, er war auch ein begnadeter Zeichner.

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