"Top Gun": Warum sich Taiwan über die Jacke von Tom Cruise freut

"Top Gun": Warum sich Taiwan über die Jacke von Tom Cruise freut
Im neuen Erfolgsfilm trägt der Hollywood-Star die taiwanesische Flagge auf dem Rücken. Das wird als Kritik an China verstanden.

Kritische außenpolitische Statements sind in weltweit vermarkteten Hollywood-Blockbustern eher ungewöhnlich. Umso größer war die Freude in Taiwan, dass sich ein derartiges Statement just in einem Film befindet, der derzeit wie kaum ein anderer gefeiert und beworben wird: Die lang erwartete Fortsetzung des 1980er-Jahre-Hits „Top Gun“ mit Tom Cruise.

Der Superstar trägt in dem Streifen als Captain Pete Mitchell eine Lederjacke, die er auch schon im Original von 1986 trug. Auf ihrem Rückenteil befinden sich neben der amerikanischen und der UNO-Flagge auch die Flaggen Japans und Taiwans, die an Asieneinsätze des Vaters der Filmfigur erinnern sollen.

Vorauseilender Gehorsam

2019, als „Top Gun: Maverick“ ursprünglich veröffentlicht werden sollte, was wegen Corona verschoben wurde, waren in Trailern statt der zwei Flaggen Fantasiesymbole zu sehen.

Der Aufschrei war groß, besonders in Taiwan, wo man den Filmemachern vorwarf, sich in Vorausgehorsam der chinesischen Zensur zu beugen.

Jubelrufe 

Sowohl Japan als auch Taiwan sind seit Jahrzehnten mit China verfeindet. Japan steht in wirtschaftlicher Konkurrenz mit dem großen Nachbarn und liegt mit diesem auch in politischem Clinch, unter anderem weil Peking versucht, seinen Hoheitsbereich im Meer auszudehnen.

Taiwan betrachtet sich seit 1949 als unabhängig von China, das es als integralen Bestandteil seines Territoriums sieht. Immer wieder drohte Peking, die Insel notfalls gewaltsam zurückzuerobern.

Dass Taiwans Flagge nun wieder den Rücken von „Maverick“ ziert und im Film sogar in Nahaufnahme gezeigt wird, löste bei der ersten Vorführung in Taiwan Jubelrufe aus.

Schutzmacht USA

International wird Taiwan nur von wenigen Ländern anerkannt, darunter einige lateinamerikanische Staaten wie Belize oder Paraguay, aber auch der Vatikan. Die USA sehen sich als Schutzmacht der Insel.

Zuletzt sorgte US-Präsident Joe Biden für Aufsehen, als er Taiwan Beistand für den Fall zusicherte, dass es von China angegriffen werde. Ein Sprecher ruderte kurz darauf zurück.

In China läuft der Streifen, der in enger Kooperation mit dem US-Militär entstanden ist, übrigens noch nicht – und wird es wohl auch nicht tun. Die chinesische Produktionsfirma Tencent stieg vor kurzem endgültig als Partner aus, vermutlich, um Konflikte mit der politischen Führung zu vermeiden.

Chinesischen Fans dürfte das nur wenig ausmachen: Sie würden einfach Raubkopien ansehen, heißt es in den sozialen Medien.

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