Terror in Paris: Die traurigen Fakten und die offenen Fragen
Nach der verheerenden Anschlagsserie von Paris hat Frankreich dem islamischen Terrorismus offen den Krieg erklärt. Die Massaker mit 129 Toten und mehr als 350 Verletzten waren nach ersten Ermittlungen eine minutiös koordinierte Kommandoaktion von Anhängern der Miliz Islamischer Staat (IS). Erste Spuren weisen nach Belgien. Womöglich wollten die Attentäter ein noch größeres Blutbad anrichten. Nach einem Bericht des Wall Street Journal könnte ein Anschlag direkt im mit knapp 80.000 Fans besetzten Stadion versucht worden sein, in dem die deutsche Fußball-Nationalmannschaft gegen Frankreich spielte.
Der französische Präsident François Hollande sprach von einem "Kriegsakt" des IS und kündigte "angemessene Entscheidungen" an. Premierminister Manuel Valls sagte am Samstagabend dem Sender TF1: "Ja, wir sind im Krieg." Frankreich werde handeln, um diesen Feind zu zerstören. "Wir ergreifen daher außergewöhnliche Maßnahmen. Und diesen Krieg werden wir gewinnen", schrieb Valls auf Twitter.
Die islamistische Terrormiliz "Islamischer Staat" hat sich in einer Videobotschaft zu den Anschlägen bekannt, sieben Terroristen kamen ums Leben.
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Die Terrorserie hat verheerende Auswirkungen. Viele Fragen sind noch offen.
WAS WIR WISSEN:
- Die mit Abstand meisten Opfer gab es beim Überfall auf ein ausverkauftes Konzert in der Konzerthalle „Bataclan“. Ein Angreifer wurde laut Staatsanwalt François Molins als 29-jähriger Franzose identifiziert. Der mehrfach Vorbestrafte sei den Behörden wegen seiner Radikalisierung bekannt gewesen, allerdings niemals wegen Verbindungen in Terror-Netzwerke.
- Vater und Bruder des Selbstmordattentäters sind in Polizeigewahrsam genommen worden. Außerdem wurden am Samstagabend die Wohnungen der beiden Männer durchsucht, wie aus Ermittlerkreisen verlautete. Bei dem Vorgehen der Sicherheitskräfte in den Gemeinden Bondoufle nahe Paris und Romilly-sur-Seine in der Champagne waren auch Spezialeinheiten der französischen Polizei im Einsatz. Im familiären Umfeld des von den französischen Behörden identifizierten Attentäters wurden zudem weitere Menschen festgenommen.
- Auch auf mehrere Cafés und Restaurants in der Nähe des „Bataclan“ wurden Anschläge verübt. Drei Explosionen gab es zudem vor dem Fußball-Stadion Stade de France, wo die deutsche Nationalmannschaft gegen Frankreich spielte. Die Leiche eines Selbstmordattentäters wurde in der Nähe gefunden, wie auch ein syrischer Pass.
- Die Terroristen töteten mindestens 129 Menschen. 352 weitere wurden verletzt, es gab 99 akute Notfälle.
- Sieben Terroristen starben. Einer wurde erschossen, sechs sprengten sich in die Luft. Zunächst war von acht getöteten Angreifern die Rede gewesen.
- Frankreichs Präsident François Hollande machte am Samstag die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) verantwortlich und sprach von einem „Kriegsakt“. Der IS bekannte sich in einer zunächst nicht verifizierbaren Erklärung im Internet zu den Anschlägen und kündigte neuen weiteren Terror an.
- Vorher hatte es geheißen, bei dem Überfall auf das „Bataclan“ habe einer der Angreifer „Allah ist groß“ gerufen. Die Terroristen begründeten ihre Tat mit der Situation in Syrien und dem Irak begründet. In beiden Ländern fliegen französische Flugzeuge Luftangriffe.
- Laut griechischen Behörden soll der Inhaber des am Stadion gefundenen syrischen Passes Anfang Oktober als Flüchtling auf der Insel Leros registriert worden sein.
- Eine Spur der Attentäter führt nach Belgien. Die belgische Polizei nahm mehrere Menschen fest. Im Brüsseler Stadtteil Molenbeek durchsuchten schwer bewaffnete Beamte mehrere Wohnungen. Ein Grund: Nahe des „Bataclan“ wurde ein Mietwagen gefunden, der sich nach Belgien zurückverfolgen ließ. Nach Angaben von Ministerpäsident Charles Michel wurde eine Person festgenommen, die am Freitagabend in Paris war.
- Die französische Regierung hat den Ausnahmezustand verhängt. In Paris blieben so gut wie alle öffentlichen Einrichtungen wie Museen, Bibliotheken oder Sporthallen am Samstag geschlossen. Auch der Eiffelturm bleibt bis auf weiteres für Besucher gesperrt. Die Hospitäler waren in Alarmbereitschaft.
- Der Aufenthaltsort des bei dem Terroranschlag auf den Pariser Konzertsaal Bataclan verletzten Österreichers ist nun bekannt. Laut einem Sprecher des Außenministeriums ist der 20-jährige Tiroler außer Lebensgefahr. Derzeit sei er aber noch nicht transportfähig, hieß es in der Nacht auf Sonntag. Sobald es sein Gesundheitszustand zulässt, soll der junge Mann nach Österreich gebracht werden.
Der Tiroler hatte bei den Anschlägen am Freitagabend in der Pariser Konzerthalle eine Schussverletzung erlitten. Die Botschaft steht mit ihm und seiner Familie in Kontakt, hieß es aus dem Außenministerium in Wien gegenüber der APA. Die Botschaft konnte den jungen Mann in einem Krankenhaus in Paris ausfindig machen.
WAS WIR NICHT WISSEN:
- Unklar ist auch, ob alle Terroristen getötet wurden oder es noch weitere Attentäter oder Komplizen gibt. Damit ist auch offen, ob die Terrorserie tatsächlich beendet ist oder weiter akute Gefahr besteht.
- Planten die Attentäter ein Massaker im Stade de France und damit auch einen gezielten Angriff auf deutsche Fans und die DFB-Auswahl? Einem Bericht des „Wall Street Journal“ (WSJ) zufolge hatte mindestens ein Attentäter ein Ticket für das Spiel Frankreich-Deutschland. Er sei von einem Ordner beim Sicherheitscheck aufgehalten worden, berichtet die Zeitung unter Berufung auf einen anderen Ordner und einen Polizisten. Bei dem Attentäter sei etwa eine Viertelstunde nach Spielbeginn am Stadioneingang eine Sprengstoff-Weste entdeckt worden. Beim Versuch zu entkommen, habe der Mann den Sprengstoff zur Explosion gebracht. Der Polizist vermutetet laut „WSJ“, dass der Angreifer den Sprengstoff im Stadion zünden wollte, um vermutlich eine Massenpanik unter den Zuschauern auszulösen.
- Dem Sender BFMTV zufolge wurde auch ein ägyptischer Ausweis gefunden. Die Staatsanwaltschaft äußerte sich dazu bislang nicht.
- Rätsel gibt ein Mann aus Montenegro auf, der vor gut einer Woche von der Polizei in Oberbayern mit Maschinenpistolen, Handgranaten und Sprengstoff im Auto gestoppt wurde. Angeblich war er damit auf dem Weg nach Paris. Ein Zusammenhang mit den Anschlägen wird geprüft.
Das Außenministerium hat eine Hotline für Betroffene und Angehörige eingerichtet.
- In Österreich: 050 11 50 44 11
- Für Österreicher in Frankreich: 0043/190 115 44 11
- Hotline der Stadt Paris (lokal): 0800 6 005
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