Taliban: Viele Waffen, kein Geld
Von Eva Sager
Auf den Straßen patrouillieren Taliban-Kämpfer mit amerikanischen Schnellfeuergewehren, fahren US-Humvees und Spezialfahrzeuge. Zwei Jahrzehnte lang investierten die USA Milliarden in den Aufbau des afghanischen Heers.
Nun sind die eigenen Truppen abgezogen, die nationalen Streitkräfte geflohen. Die Taliban regieren wieder. Und profitieren von den gelieferten Waffen, der Munition und den Hubschraubern, die die Amerikaner im Land hinterließen. „Das ist eine Art Statussymbol. Es ist ein psychologischer Gewinn“, sagte Elias Yousif, stellvertretender Direktor des Security Assistance Monitor des Center for International Policy, dem US-Medium The Hill.
Zwischen 2002 und 2017 stellten die Vereinigten Staaten dem afghanischen Militär schätzungsweise 28 Milliarden Dollar für Waffen zur Verfügung. "Alles, was nicht zerstört wurde, gehört jetzt den Taliban", sagte ein US-Beamter unter der Bedingung der Anonymität gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters. Ein anderer schätzte, dass die Taliban mehr als 2.000 gepanzerte Fahrzeuge kontrollieren würden, darunter US-Humvees und bis zu 40 Flugzeuge, möglicherweise einschließlich UH-60 Black Hawks, andere Kampfhubschrauber und ScanEagle-Militärdrohnen.
Schwierige Wartung
Darüber sei man besorgt. Aktive und ehemalige Beamte sagten Reuters aber, dass die Luftwaffe häufig gewartet werden müsse und zu ihrer Bedienung ein umfangreiches Training nötig sei. "Ironischerweise ist die Tatsache, dass unsere Ausrüstung so oft ausfällt, hier ein Lebensretter", erklärte einer. Es wird erwartet, dass die Taliban die meisten Waffen selbst einsetzen werden, für genaue Einschätzungen – einschließlich einer möglichen Weitergabe der Ausrüstung an mit den USA rivalisierende Staaten wie China – sei es aber zu früh
Der Terrortruppe geht das Geld aus
An Waffen mangelt es den Taliban also nicht, beim Geld sieht es da schon anders aus. Die Taliban haben derzeit keinen Zugriff auf die in den USA abgelegten Vermögenswerte der afghanischen Regierung. Rund neun Milliarden Dollar Devisenreserven des Landes liegen im Ausland, sieben Milliarden davon, laut dem geflohenen afghanischen Zentralbank-Gouverneur Ajmal Ahmady, bei der US-Zentralbank in New York. Auch ein Großteil des Restbetrages auf anderen internationalen Konten ist eingefroren. Wirklich zur Verfügung stehen den Taliban nur rund 0,2 Prozent, nicht mehr als 18 Millionen Dollar.
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