Russische Luftwaffe griff IS-Ziele in Palmyra an

Seit vergangener Woche bombardiert Russland Stellungen des IS und anderer Rebellengruppen in Syrien.
Die Angriffe sollen mit der syrischen Armee koordiniert worden sein.

Russische Kampfflugzeuge haben nach Angaben des syrischen Fernsehens erstmals Stellungen des Islamischen Staates (IS) in und um Palmyra angegriffen. Die Angriffe erfolgten "in Koordination mit der syrischen Luftwaffe", berichtete das syrische Fernsehen am Dienstag unter Berufung auf Militärkreise.

Die Extremisten der radikalsunnitischen IS-Organisation hatten die zum Weltkulturerbe gehörende antike Stadt Ende Mai erobert und seither zahlreiche wertvolle Stätten dort zerstört.

Der Direktor der Antikenbehörde, Mamun Abdelkarim, warnte vor kurzem, dem der Stadt drohe die vollständige Vernichtung. Palmyra könne nur gerettet werden, wenn die internationale Gemeinschaft die syrische Armee bei der Befreiung der Stadt von der IS-Miliz unterstütze.

Russland hatte am 30. September mit seiner Militärintervention in Syrien begonnen. Moskau will nach eigener Darstellung mit den Luftangriffen die Extremisten der IS-Miliz und der Al-Nusra-Front sowie andere "Terroristen" bekämpfen. Der Westen wirft Russland aber vor, vor allem Staatschef Bashar al-Assad stützen zu wollen.

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Russischer Admiral schließt Bodentruppen in Syrien aus

Der Vorsitzende des Verteidigungsausschusses im russischen Parlament hat den Einsatz von Bodentruppen seines Landes in Syrien ausgeschlossen. Gegenwärtig versuche die Regierung in Moskau zudem, russische Freiwillige an der Reise ins Bürgerkriegsland zu hindern, zitierte die Nachrichtenagentur RIA Novosti am Dienstag Admiral Wladimir Komojedow. Am Vortag hatte Komojedow erklärt, es sei wahrscheinlich, dass Freiwillige aus Russland in den Kampf nach Syrien zögen.

Nach russischen Bombenangriffen auf Rebellengebiete in Westsyrien plant die syrische Regierung dort angeblich eine Bodenoffensive. Das erfuhr die Deutsche Presse-Agentur am Montag aus dem Umfeld eines von der libanesischen Schiitenmiliz Hisbollah geführten Militärbündnisses.

Für die Offensive nördlich der Stadt Homs werden demnach Tausende Kämpfer der Hisbollah, der iranischen Revolutionsgarden, der syrischen Streitkräfte und verbündeter Milizen mobilisiert.

Die Bodenoffensive dürfte harte Kritik der westlichen und sunnitischen Staaten hervorrufen, die in der Region aktive Rebellen unterstützen. Russland hatte argumentiert, seine Bombenangriffe richteten sich gegen den Islamischen Staat und andere terroristische Organisationen. Einige Rebellengruppen, die den Sturz des syrischen Präsidenten Bashar al-Assad anstreben, werden vom Westen aber nicht als terroristisch, sondern als gemäßigt angesehen, auch wenn sie mit Islamistentruppen taktische Bündnisse eingehen.

Mehr als 40 Rebellengruppen hatten am Montag der russischen Luftwaffe ein "Massaker" an Zivilisten in der Provinz Homs vorgeworfen und Vergeltung angedroht. Die "russische Militäraggression" sei eine "offene Besatzung" und alle Besatzungsmächte seien "legitime Ziele", heißt es in der Erklärung, die von gemäßigten Rebellenbrigaden sowie von radikalislamischen Truppen wie Ahrar al-Sham und Jaisch al-Islam getragen wurde. Die Al-Nusra-Front unterzeichnete nicht.

Erneut russischer Botschafter ins Außenamt bestellt

Nach der zweiten Verletzung des türkischen Luftraums durch russische Kampfjets hat unterdessen die Regierung in Ankara erneut den russischen Botschafter ins Außenamt bestellt. Man habe noch einmal betont, dass ein solcher Vorfall nicht wieder vorkommen sollte, sagte eine Sprecherin des türkischen Außenministeriums am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur (dpa).

Die russische Botschaft in Ankara teilte der Agentur Interfax zufolge mit, der Vorfall werde überprüft. Nach einer ersten Verletzung des türkischen Luftraums am Samstag hatte die Türkei dem russischen Botschafter bereits eine Protestnote übergeben und vor einer Wiederholung gewarnt. Am Sonntag drangen russische Kampfjets erneut in die Türkei ein, wie das Außenministerium bestätigte.

Nach Angaben der NATO handelte es sich um Maschinen vom Typ SU-30 und SU-24. Die Vorfälle ereigneten sich in der Region Hatay, die an der Grenze zu Syrien liegt.

Russland fliegt seit dem vergangenen Mittwoch Luftangriffe auf Stellungen der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) und anderer Gruppen in Syrien. Russland ist ein Verbündeter des syrischen Machthabers Bashar al-Assad. Die Türkei dagegen unterstützt Rebellengruppen, die gegen Assad kämpfen.

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