Erfolg Chinas
Spätestens mit dem Eingreifen Russlands aufseiten Assads wendete sich das Blatt zugunsten der syrischen Regierung, derweil zogen sich die USA mehr und mehr aus dem Nahen- und Mittleren Osten zurück. Dieses Vakuum nutzten der Iran, Russland – und immer mehr auch China aus.
Gleichzeitig verschlechterte sich mit dem Amtsantritt Joe Bidens als US-Präsident das Verhältnis zwischen Washington und Riad, während Peking Verhandlungen zwischen dem Iran und Saudi-Arabien anstieß – die im März tatsächlich einen Erfolg brachten: Es herrscht Tauwetter zwischen den Erzfeinden.
Bereits zuvor hatte es durch Staaten wie Ägypten oder die Vereinigten Arabischen Emirate erste Bestrebungen gegeben, Syrien wieder in die Arabische Liga aufzunehmen – unter anderem, weil Länder wie der Libanon oder Jordanien auf eine Rückkehr der syrischen Flüchtlinge drängen. Ein Thema, das auch im türkischen Wahlkampf eine Rolle spielt: Erdoğan -Herausforderer Kemal Kılıçdaroğlu verspricht, im Falle eines Wahlsiegs alle syrischen Flüchtlinge in ihr Heimatland zu bringen.
Drogenhandel
Eine weitere Rolle spielt die Captagon-Krise auf der arabischen Halbinsel: Die sogenannte „Dschihadistendroge“ wird immer stärker in Syrien produziert und vor allem in Länder wie Saudi-Arabien, aber auch die EU geschmuggelt. Etwa zehn Milliarden Dollar bringt der Handel mit dem Amphetamin im Jahr, Syrien produziert 80 Prozent davon. Nicht nur Rebellengruppen und Terrormilizen, auch das syrische Regime selbst soll sich an Produktion und Vertrieb dieser Droge beteiligen – es gilt als gutes Geschäftsmodell: „Für eine Captagon-Fabrik braucht man nicht viel Platz“, sagt der Vertreter der libanesischen Sicherheitskräfte. „Man kann Millionen Pillen geräuschlos in einem Kleinbus produzieren.“
Inwieweit die Wiederaufnahme Syriens in die Arabische Liga Einfluss auf den Verlauf des Bürgerkrieges haben wird, ist fraglich: Das Gros der Bodentruppen stellen schiitische Milizen, die aus dem Iran und Afghanistan stammen. Mithilfe dieser Verbündeten konnte Assad die großen Städte Aleppo, Damaskus, Homs und Hama vollständig unter seine Kontrolle bringen. Belagerten Widerständlern stellten die Streitkräfte das Ultimatum: entweder Kapitulation und Umsiedelung nach Idlib, oder Vernichtung durch Bombardements – in den meisten Fällen, etwa in der Damaszener Enklave Ghouta, ergaben sich die oppositionellen Milizen und ließen sich umsiedeln.
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Dort kamen folglich alle Milizionäre, die gegen die Regierung kämpften, zusammen – Moderate wie Islamisten. Die Folge waren heftige Kämpfe um die Vorherrschaft, die – nach jahrelangem Ringen – die radikale Islamistenmiliz HTS für sich entscheiden konnte. Die unterlegenen Milizen schlossen sich an oder flüchteten in den Norden, werden von den türkischen Streitkräften unterstützt oder verdingen sich als Söldner.
Derzeit steht Idlib jedenfalls unter HTS-Kontrolle, drei Millionen Zivilisten leben dennoch nach wie vor in der Provinz.
Indes steht der Nordosten des Landes unter kurdischer Kontrolle – ein Problem für den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan, der regelmäßig neue Militäroperationen ankündigt, um die kurdischen Gebiete Syriens von den kurdischen Gebieten seines Landes abzutrennen.
Der Einfluss der arabischen Staaten auf den Krieg ist mittlerweile stark gesunken – das ursprüngliche Ziel, Assad zu stürzen, ist für die Arabische Liga unmöglich geworden. Lediglich Staaten, die der Muslimbruderschaft nahestehen, wie etwa Katar, sind gegenüber dem neuen Mitglied reserviert.
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