212 Tote nach Ausschreitungen in Südafrika

South African President Cyril Ramaphosa speaks to the media while visiting a shopping centre which was damaged after several days of looting following the imprisonment of former South Africa President Jacob Zuma in Durban
Mindestens 212 Tote nach tagelangen Ausschreitungen. Die Lage beruhigt sich langsam, Ramaphosa besucht die Unruheprovinz und macht Vermutungen über Hintermänner.

Bei den gewalttätigen Ausschreitungen in Teilen Südafrikas sind nach Regierungsangaben 212 Menschen ums Leben gekommen. Viele weitere wurden demnach verletzt. Die Zahl der Todesopfer könne noch weiter steigen, gab die Ministerin im Präsidialamt, Khumbuzo Ntshaveni, am Freitag bekannt. Trotz vereinzelter Übergriffe in der Küstenprovinz KwaZulu-Natal sei die Lage nun vom Militär weitgehend unter Kontrolle gebracht, so dass wichtige Verkehrsachsen wieder geöffnet würden.

"Die Lage in den beiden Provinzen kehrt graduell, aber sicher zurück zur Normalität", sagte Ntshaveni. Insgesamt habe es bisher mehr als 2500 Festnahmen gegeben. Die Proteste und Plünderungen wurden Angaben von Präsident Cyril Ramaphosa durch Hintermänner koordiniert. In einem durch drei Armee-Panzer gesicherten Einkaufszentrum in der Hafenstadt Durban verurteilte er am Freitag die Gewalt als Angriff auf die Demokratie.

"Es ist offenkundig, dass zu all diesen Zwischenfällen und Plünderungen angestiftet wurde; es gab Leute, die sie geplant, die sie koordiniert haben", sagte der 68-Jährige. Demnach wurden einige identifiziert. Sie werden gesucht. "Wir werden keine Anarchie und Unruhe in unserem Land gestatten", betonte er.

Destabilisierung der Wirtschaft

Mit Blick auf die Opferzahlen hätte die Situation durchaus schlimmer ausgehen können, sagte der Präsident. "Ja, wir hätten besser sein können, aber wir waren überwältigt von der Situation.". Oberstes Ziel der Polizei sei gewesen, weitere Verluste an Menschenleben zu vermeiden. Ziel der ungenannt bleibenden Hintermänner sei auch eine Destabilisierung der Wirtschaft gewesen, so Ramaphosa. Anders als zunächst erklärt, sei die Gewalt nicht ethnisch bedingt gewesen.

In dem bei Johannesburg gelegenen Township Alexandra warnte der Streitkräfte-Chef, General Rudzani Maphwanga, nach der demonstrativen Landung eines schweren Transporthelikopters: "Wir werden Gewalt mit Gewalt beantworten; wir werden keine ökonomische Sabotage erlauben."

SAFRICA-UNREST-POLITICS-ECONOMY-VIGILANTES

Riesiger Militäreinsatz

Südafrikas Regierung hat weitere 25.000 Soldaten mobilisiert, um die gewalttätigen Proteste in den betroffenen Provinzen KwaZulu-Natal und dem Ballungsgebiet um die Städte Pretoria und Johannesburg (Gauteng-Provinz) zu beenden. Es handelt sich um einen der größten Militäreinsätze seit Bestehen eines demokratischen Südafrikas.

A military tank patrols near a shopping centre which was damaged after several days of looting following the imprisonment of former South Africa President Jacob Zuma in Durban

Laut Ramaphosa kamen allein in KwaZulu-Natal 95 Menschen ums Leben. Am Vortag waren landesweit offiziell 117 Tote bekanntgegeben worden - 91 davon in der Küstenprovinz, wo es in der Nacht zu Freitag noch Berichte über vereinzelte Übergriffe gab. Dort verschärfen sich die Versorgungsengpässe. Ein Problem sei die Sperrung wichtiger Transportrouten, warnten Verbraucherorganisationen. Die strategisch wichtige Autobahn zwischen Durban und Johannesburg wurde im Laufe des Tages wieder geöffnet. Raffinerie-Schließungen führten zu langen Schlangen vor Durbans wenigen offenen Tankstellen. Die Regierung warnte vor Hamsterkäufen und verbot das Befüllen von Benzinkanistern.

Looting continues in Durban

Da auch Drogerien und Kliniken geplündert wurden, sind Medikamente knapp. Nach Angaben der Molkerei-Organisation Sampro müssen Landwirte zudem Milch vernichten, da kein Transport von den Ställen möglich ist.

Die Proteste richteten sich zuerst gegen die Inhaftierung des aus KwaZulu-Natal stammenden Ex-Präsidenten Jacob Zuma, der eine 15 Monate lange Haftstrafe wegen Missachtung der Justiz antreten musste. Den Protesten folgten dann großflächige Ausschreitungen.

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