Spindelegger sagt Peres Verbleib der Golan-Soldaten zu

APA10450812 - 30112012 - SCHWECHAT - ÖSTERREICH: Österreichische Soldaten am Freitag, 30. November 2012, in der Ankunftshalle am Flughafen Schwechat. Vier österreichische Soldaten der UNO-Friedenstruppe auf dem Golan sind am 29.11.2012 auf dem Weg zum Flughafen in Damaskus bei einem Angriff unbekannter Täter auf den rund 100 Soldaten umfassenden Konvoi verletzt worden. APA-FOTO: HERBERT NEUBAUER
„Wir bleiben, solange wir können“, versichert der Außenminister in Jerusalem. Artilleriegefecht an syrisch-israelischer Grenze.

Shimon Peres hat am Donnerstag Vizekanzler und Außenminister Michael Spindelegger in Jerusalem Rosen gestreut: Die heimischen UNO-Soldaten sollen am Golan „bleiben, solange sie können. Die Österreicher spielen eine sehr wichtige Rolle am Golan“, sagte der israelische Präsident. Angesichts der verschärften Sicherheitslage an der Waffenstillstandslinie zu Syrien daher sei der Verbleib der Blauhelme von vitalem Interesse Israels. „Beide Seiten haben sehr großen Respekt vor den Österreichern“, betonte Peres.

Spindelegger sagt Peres Verbleib der Golan-Soldaten zu
Korrektur - Schreibweise Bataillon (NICHT: Battaillon) Karte vom Einsatzgebiet, Factbox Grafik 0360-13-Golan.ai, Format 88 x 80 mm
„Wir bleiben, solange wir können“, bekräftigte Spindelegger einmal mehr. Im Gegenzug erklärte er, man zähle auf die israelische Unterstützung bei der beabsichtigten Verlagerung der Versorgung der Golan-Truppen von syrischem auf israelisches Territorium. Nachdem heimische Soldaten bei der „Rotation“, dem regelmäßigen personellen Austausch zwischen dem Golan und Österreich,im November auf dem Weg vom Flughafen Damaskus beschossen worden waren– zwei Österreicher wurden dabei verletzt – hatte Wien bei der UNO in New York darauf gedrängt, die Versorgung der Truppen künftig nur mehr über Israel durchzuführen.

Artilleriegefecht

Am Freitag kam es an der syrisch-israelischen Grenze zu einem Schusswechsel auf Distanz: Die israelische Armee antwortete mit Artilleriefeuer auf den Beschuss ihrer Stellungen am Golan. Israels Soldaten seien zuvor im von Israel besetzten Gebiet von syrischer Seite unter Beschuss geraten, es habe jedoch keine Verletzten oder Schäden aufseiten Israels gegeben, teilte die Militärführung am Freitagabend mit. Es sei unklar, ob Rebellen oder Regimekämpfer geschossen hätten, sagte eine Sprecherin. UNO-Offizielle in der Region seien über den Vorfall informiert worden. Bereits am Tag zuvor war eine Mörsergranate auf von Israel besetztem Gebiet gelandet, ohne Schaden anzurichten.

Diplomatie

In Zusammenhang mit der eskalierenden Situation in Syrien appellierte Peres an die Vereinten Nationen: Sie sollen die Arabische Liga auffordern, eine Eingreiftruppe zu bilden, die dem Blutvergießen in Syrien ein Ende machen solle. „Die Zeit ist reif dafür“, erklärte der israelische Präsident und verwies auf das Beispiel Malis.

Zuvor hatte Spindelegger Premier Benjamin Netanyahu einen Besuch abgestattet, bei dem keine Journalisten zugelassen waren. Dem Vernehmen nach bedankte sich auch Netanyahu für die Entscheidung der Österreicher, vorerst weiter am Golan zu bleiben. Für Israel sind die Blauhelme die einzige direkte Verbindung zum Nachbarn, mit dem man nach wie vor im Kriegszustand steht: „Wenn die UNDOF-Mission jetzt endet, wird Israel in den Syrien-Konflikt hineingezogen – auf die eine oder andere Weise“, meint Edith Rosenzweig-Abu, die für die Zusammenarbeit mit den UNO-Truppen zuständige Beamtin im israelischen Außenministerium.

Österreicher wird Vize-Kommandant

Die Österreicher hätten sich ein gutes Verhältnis zur einheimischen Bevölkerung aufgebaut, ergänzt Rosenzweig-Abu, gibt aber zu bedenken: „Peacekeeping ist ein gefährliches Geschäft.“ Man habe mit dem Nordteil der Pufferzone am Golan aber zumindest den ruhigeren Teil zu beobachten. Nachdem sich die Lage in der jüngeren Vergangenheit etwas verschärft habe, sei der Einsatz nun auf einem Level angelangt, auf dem andere UNO-Missionen schon vorher waren.

Spindelegger sagt Peres Verbleib der Golan-Soldaten zu
APA12264336-2 - 11042013 - WIEN - ÖSTERREICH: ZU APA-TEXT AI - Der Leiter der Abteilung für Einsatzvorbereitung der Sektion IV im Verteidigungsministerium, Brigadier Stefan Thaller übernimmt den Posten des stellvertretenden Force Commanders der UN-Truppen am Golan. APA-FOTO: FLORA SCHEIBENBAUER / HBF
Der Golan-Einsatz der Österreicher stand nicht nur angesichts derzunehmend schwierigen Lagein Frage: Eine weitere Bedingung Wiens für einen Verbleib war laut gut informierten Kreisen die Bestellung eines heimischen Vize-Kommandanten der UNDOF-Truppen, nachdem es zu atmosphärischen Störungen mit dem indischen Force Commander gekommen sein soll. Diesem Wunsch wurde zeitgerecht entsprochen: Stefan Thaller, der von VerteidigungsministerGerald Klugjust dann öffentlich präsentiert wurde, als sich der Außenminister, den Klug ursprünglich hätte begleiten sollen, in der Luft in Richtung Israel befand, tritt seinen Posten am 15. April an.

Thaller bereitet sich schon auf seine Aufgabe vor. Das tut er allerdings derzeit in Wien und wird es in der Folge in einem israelischen Hotel tun – bis Syrien grünes Licht für seine Einreise gibt. Durch diesen „Schlüsselposten“ bekomme man ein „noch umfassenderes Lagebild über den Einsatzraum“ und sei „noch direkter in wichtige Entscheidungen eingebunden“, hieß es aus dem Verteidigungsressort. „Das bedeutet auch mehr Sicherheit für unsere Soldatinnen und Soldaten“, so Klug.

Diese bekommen am Freitag Besuch von Außenminister Spindelegger. Abschließen wird er seine dreitägige Nahost-Reise mit einem Aufenthalt in Beirut, wo er noch am Freitag sowie am Samstag die gesamte Staatsspitze trifft. Außerdem wird der Außenminister ein von Österreich unterstütztes Caritas-Hilfsprojekt für syrische Flüchtlinge besuchen.

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