Online-Portal sieht „Indizien“, aber Experten glauben nicht an Abdanken von Franziskus
08.06.22, 19:00
Steht der Papst vor dem Abdanken? Gesundheitlich ist er angeschlagen. Das rechte Knie macht ihm so sehr zu schaffen, dass er sich in letzter Zeit nur mit dem Rollstuhl fortbewegt. Jünger wird er auch nicht. Im Dezember feiert er seinen 86. Geburtstag. Die Gerüchteküche um den Vatikan hat zu brodeln begonnen, zuletzt auch in der Süddeutschen Zeitung.
Den Anlass dazu gab das Online-Portal Affari Italiani. Dieses titelte: „Der Papst tritt ab – Der Besuch in l’Aquila und die neuen Kardinäle“. Es gebe zwar noch keine Beweise, hieß es, aber mehrere Indizien. Zum Beispiel der Besuch am 28. August bei der alljährlichen Ablasswallfahrt der „Perdonanza Celestiniana“. Könnte der Besuch nicht ein Zeichen sein, so die Spekulation? Die Pilgerfahrt geht auf Papst Coelestin V. zurück der 1294 in l’Aquila gekrönt wurde, fünf Monate später aber als erster Papst in der Geschichte abdankte.
„Solche Gerüchte sind nichts Neues. In der Renaissance hat man sogar das Horoskop über Tod und Genesung eines Papstes befragt. Die jetzigen sind aber haltlos und wurden von den großen italienischen Medien auch nicht aufgenommen“, erklärt Matteo Matzuzzi, Vaticanista der Zeitung il Foglio, dem KURIER. „Mitte der 90er-Jahre sprach man von geheimen Treffen, in denen die Kardinäle über die Nachfolge von Johannes Paul II. diskutierten. Er ist dann zehn Jahre später gestorben.“
Als Indiz nennen die Spekulierer auch das für 27. August einberufene Konsistorium, in dem 21 neue Kardinäle geweiht werden. Davon sind 16 unter 80 Jahre, also berechtigt, einen neuen Papst zu wählen. Die Zahl der von Franziskus ernannten Wahlberechtigen liegt somit bei 83 von 132. „Der Papst hat, abgesehen von den zwei Jahren Pandemie, jedes Jahr ein Konsistorium einberufen“ sagt Matzuzzi. „Und dass er sein Erbe, sprich seine Reformen, sichern will, ist nicht ungewöhnlich, heißt aber nicht, dass er in Kürze abdankt.“
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