Spanien: Debatte um monatlichen "Menstruations-Urlaub"
Bauchkrämpfe, die mit Medikamenten nicht in den Griff zu bekommen sind; Erbrechen, Durchfall, Kopfschmerzen oder Fieber – mit Symptomen wie diesen kämpfen Milliarden Menschen jeden Monat. Das Leiden trägt den Namen Dysmenorrhö, besser bekannt als gravierende Menstruationsbeschwerden.
Während fast alle Frauen leichte Begleiterscheinungen ihrer Regelblutung wie Ziehen im Bauch oder Stimmungstiefs kennen, sind bis zu 30 Prozent laut Studien stark beeinträchtigt. Arbeiten können viele davon nur unter Schmerzen.
Auf Staatskosten
In Spanien soll das bald der Vergangenheit angehören: Ein Gesetz, dessen Entwurf die sozialistische Regierung am Dienstag auf den Weg gebracht hat, soll Betroffenen ermöglichen, drei bis fünf Tage pro Monat freizunehmen. Auf Staatskosten und nach Vorlage eines Attests.
„Wir reden nicht über leichtes Unbehagen“, stellte die Staatssekretärin für Gleichstellung, Angela Rodriguez, klar. „Es geht um schwerwiegende Symptome.“ Es dürfe nicht länger „normal“ sein, trotz Schmerzen zur Arbeit zu gehen.
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Eingebettet ist der Gesetzesentwurf in ein Regierungsvorhaben, das Frauengesundheit als gesellschaftlich relevantes Thema forcieren will. Schulen und andere Bildungseinrichtungen sollen Schülerinnen künftig Binden und Tampons kostenlos zur Verfügung stellen, um einkommensschwache Familien zu entlasten.
Zudem steht die Mehrwertsteuer auf Damenhygieneprodukte vor dem Aus – was NGOs auch in Österreich oder Deutschland bereits gefordert haben.
Zugang zu Abtreibungen
Erleichterungen soll es in Spanien auch beim Zugang zu Schwangerschaftsabbrüchen geben. Künftig sollen Mädchen ab 16 Jahren kein Einverständnis ihrer Eltern mehr brauchen; zudem wird die dreitägige Bedenkfrist zwischen Beantragung und Durchführung einer Abtreibung gestrichen. Und da es im katholisch geprägten Spanien oft schwierig ist, einen Arzt für den Eingriff zu finden, soll es eine offizielle Liste mit Ansprechpartnern geben.
Strengere Regeln sind dagegen bei der ohnehin verbotenen Leihmutterschaft geplant. Künftig soll sich auch strafbar machen, wer im Ausland ein Kind austragen lässt.
Am heftigsten diskutiert wird dabei der „Menstruationsurlaub“. Kritiker befürchten, dass Frauen durch ihn bei der Jobvergabe diskriminiert werden könnten – was Staatssekretärin Rodriguez zurückweist, da der Staat vom ersten Fehltag an den Lohn der Frau übernehme.
"Wenn Männer eine Periode hätten..."
Fraglich ist allerdings, wie viele Frauen tatsächlich wegen ihrer Regelschmerzen der Arbeit fernbleiben werden. „Da gibt es immer noch dieses Stigma. Die Leute denken, die Frauen seien einfach nur faul“, gibt eine Frau aus Indonesien gegenüber der Deutschen Welle zu Bedenken. In Indonesien sowie in Japan, Südkorea und Taiwan gibt es bereits vergleichbare Regelungen wie die in Spanien geplante; viele Frauen nehmen sie aber nicht in Anspruch.
Dennoch, so sagen Befürworter, würden die Gesetze helfen, ein Problem anzuerkennen, das viele betreffe. „Wenn Männer eine Periode hätten“, twitterte auch der Chef der linken spanischen Partei Mas Pais, Inigo Errejon, „gäbe es diesen Urlaub schon seit Jahrzehnten“.
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