Showdown im Unterhaus: Wird Sunak neuer britischer Premier?

Showdown im Unterhaus: Wird Sunak neuer britischer Premier?
Nachdem Johnson sich nun doch nicht aufstellen lässt, geht die Suche nach einem Premier weiter. Welche Szenarien heute möglich sind.

"Ich hätte gute Chancen auf Erfolg in der Parteibasis und könnte womöglich am Freitag zurück in der Downing Street sein", sagte Ex-Premier Boris Johnson am Sonntag. Im Laufe der letzten Tage sei er leider zu dem Schluss gekommen, dass dies einfach nicht das Richtige wäre, fügte er dann aber hinzu. Damit verzichtete er nicht nur selbst darauf, nach dem Rücktritt von Liz Truss wieder Regierungschef zu werden, sondern machte Rishi Sunak gleichzeitig zum aussichtsreichsten Kandidaten für ihre Nachfolge.

Schon heute könnte der 42-jährige Ex-Finanzminister als neuer Regierungschef feststehen: Wenige Stunden vor dem Ende der Kandidaturfrist am Montagnachmittag scheint Sunaks einzige verbliebene Konkurrentin im Kampf ums Premierminister-Amt, Tory-Fraktionschefin Penny Mordaunt, von der erforderlichen Unterstützung von 100 Abgeordneten entfernt. Sunak hat Medienberichten zufolge mehr als 150 der insgesamt 357 Tory-Abgeordneten hinter sich – auch mehrere prominente Johnson-Unterstützer dürften nun zu ihm gewechselt sein, etwa der Abgeordnete Simon Clarke:

Mordaunt hat noch nicht aufgegeben

Geschlagen gibt Mordaunt sich aber noch nicht. Die BBC berichtete Montagfrüh unter Berufung auf Quellen aus Mordaunts Kampagnen-Team, die 49-Jährige werde definitiv in einer Stichwahl der Parteibasis antreten, sofern sie die nötige Unterstützung von 100 Tory-Abgeordneten bekomme. Diese Schwelle sei "in Reichweite", hieß es aus dem Team.

Öffentlich haben sich nach Zählung verschiedener Medien jedoch erst rund 25 Abgeordnete für Mordaunt ausgesprochen. Der Tory-Abgeordnete Damian Green sagte aber der BBC, dass die tatsächlichen Unterstützterzahlen "weit über den publizierten" seien. "Wir sind zuversichtlich, dass wir bis zur Frist um 14 Uhr (Ortszeit) die 100 zusammenbekommen", sagte Green. Mordaunt bekomme nämlich "Unterstützung von allen Flügeln der Partei" und sei "am besten geeignet, die Partei zu einen", so der Parlamentarier. Und auch Mordaunt selbst zeigte sich Montagvormittag auf Twitter nach wie vor kämpferisch:

Neuer Premier bis spätestens Freitag

Sollte Mordaunt die 100 Nominierungen nicht erreichen, könnte Sunak später am Nachmittag bei einer Audienz bei König Charles mit der Regierungsbildung beauftragt werden. Hat Mordaunt genug Ünterstützer, würde zunächst die Fraktion zwischen den beiden Kandidaten abstimmen. Wollen danach beide Finalisten weiter im Rennen bleiben, hätte die Parteibasis in einer Online-Abstimmung das Wort. Bis spätestens Freitag soll der neue Premier feststehen. In einer Basisabstimmung werden Sunak die schlechteren Karten gegeben. Schon im Sommer hatte er die Fraktionsabstimmung gewonnen, im Mitgliedervotum aber den Kürzeren gegen Liz Truss gezogen.

Mehrere Johnson-Befürworter fordern seit dessen Verzichts-Erklärung am Sonntag Neuwahlen. So etwa der Abgeordnete Christopher Chope, der Montagmoren im Fernsehen sagte, der nächste Premierminister solle Neuwahlen ausrufen, um ein Mandat zu erhalten: "Die Partei ist im Unterhaus nicht regierungsfähig, und so wird es immer wieder zu Rebellionen kommen, wenn wir versuchen, die Politik zu ändern." Auch die ehemalige Kulturministerin Nadine Dorries hält Neuwahlen für unausweichlich, wie sie in einem Tweet schrieb:

Die meisten konservativen Abgeordneten fürchten sich aber vor vorgezogenen Parlamentswahlen. Umfragen deuten darauf hin, dass die Tories erdrutschartig verlieren würden. Die jüngste Politico-Umfrage sieht die Oppositionspartei Labour mit 34 Punkten in Führung. Die Umfrageseite Electoral Calculus, das sich auf Zahlen stützt, die Labour einen 27-Punkte-Vorsprung bescheinigen, schätzt sogar, dass Labour bei einer Wahl zum jetzigen Zeitpunkt 507 Sitze gewinnen würde und die Konservativen nur 48 bekämen.

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