Vor allem gegen feindliche Kampfjets, ballistische Raketen, Marschflugkörper und Drohnen in einer Entfernung zwischen 35 und 160 Kilometern ist das Patriot-System wirksam.
Bisher verfügt die Ukraine jedoch lediglich über drei dieser Systeme – um eine Stadt wie Kiew zu schützen, wären zumindest vier notwendig. Deutschland hat neben einem der Patriot-Systeme auch drei „IRIS-T SLM“ an die Ukraine geliefert
50 Kilometer Radius
Ein arbeitsfähiges IRIS-T-System besteht aus mindestens einem Starter mit jeweils acht Raketen, einem 360-Grad-Radar und einem Kommandomodul. Es bildet eine Schutzglocke von 25 Kilometern Höhe und 50 Kilometern Radius. Die Raketen werden senkrecht gestartet und können in alle Richtungen abgefeuert werden.
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Beide Systeme erweisen sich grundsätzlich als effektiv gegen russische Raketen und Marschflugkörper, es sind allerdings bei Weitem zu wenige, um die gesamte Ukraine abzudecken. Dazu kommt, dass Kiew im Dilemma steckt, entweder die zivile Infrastruktur und die Zivilisten oder die Soldaten an der Front zu schützen. Der Abschuss von drei russischen Kampfjets in den vergangenen Tagen legt nahe, dass zumindest eine Patriot-Batterie nahe der Front im Einsatz war.
Ein weiteres System, das der Ukraine zur Verfügung steht, ist das sogenannte NASAMS: Dabei handelt es sich um ein modernes Boden-Luft-Raketenabwehrsystem. Die weitreichendsten Raketen von NASAMS können Ziele bis maximal 50 Kilometer bekämpfen, als Besonderheit nutzt NASAMS modifizierte Luft-Luft-Raketen, mit denen normalerweise Jets ausgerüstet werden. Diese "Zweitverwertung" ist kostengünstiger als eine komplette Neuentwicklung. Neun Systeme sollen sich in der Ukraine befinden.
All das ist – ganz objektiv – zu wenig, will man von einem ausreichenden Schutz gegen russische Luftangriffe sprechen. Vor allem ist der Verschleiß an teurer Munition hoch, die Produktionskapazitäten im Westen begrenzt.
Flakpanzer Gepard
Auf kürzere Reichweite und vor allem gegen Drohnen effektiv, haben sich die 52 Flakpanzer Gepard bewiesen. Gerade gegen die Shahed-Drohnen sind die hochmodernen Abwehrsysteme alles andere als kosteneffizient: Eine Patriot-Rakete kostet etwa drei Millionen Euro, eine Kamikazedrohne etwa 20.000. Ein Gepard mit seiner 35 Millimeter-Munition ist demgegenüber stark im Vorteil.
Doch auch die Shahed-Drohnen haben eine Entwicklung durchgemacht: Russland stellt die iranische Waffe mittlerweile selbst her, hat mit dem Aufbau einer Fabrik in der Stadt Alabuga in Tatarstan begonnen. 200 „Geran 2“, wie sie in Russland genannt werden, sollen pro Monat dort vom Stapel laufen.
Abschüsse zeigen, dass die Drohnen mittlerweile schwarz sind, damit sie in der Nacht schlechter erkannt werden können. In einem Wrack fanden Soldaten ein 4G-Modem mit einer ukrainischen SIM-Karte – dadurch könnte die Drohne laut dem Fachmagazin The War Zone Signaturen von Luftabwehrsystemen, die sie entdeckt, und deren Position über das ukrainische Mobilfunknetz zurücksenden.
Während die russischen Bodentruppen trotz massiver Verluste den Druck an allen Fronten erhöhen, werden die Luftangriffe mit hoher Wahrscheinlichkeit noch heftiger ausfallen – während in Washington und Brüssel über die Lieferung weiterer Flugabwehrsysteme diskutiert wird.
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