Schwarzer Ex-Cop dürfte New Yorks Bürgermeister werden

Schwarzer Ex-Cop dürfte New Yorks Bürgermeister werden
Eric Adams, der auf Law and Order setzt, reüssierte offenbar bei Vorwahl der Demokraten für das Bürgermeisteramt und ist de facto der künftige Stadtchef.

Eric Adams war 15, als er zusammen mit seinem Bruder wegen einer Lappalie auf einer Polizeiwache in Queens von Beamten schikaniert und verprügelt wurde. Das hinderte den aus armen Verhältnissen stammenden Teenager aber nicht daran, später selbst „Cop“ zu werden. 22 Jahre machte Adams den Job in New York, rieb sich an Vorgesetzten und Kollegen und setzte sich gegen Rassismus in den eigenen Reihen ein.

Dann ging er mit lauten Tönen in die Politik. Zuletzt war er Stadtteil-Bürgermeister mit Zupacker-Image in Brooklyn. Im November steuert der 60-Jährige, der seine Zuckerkrankheit durch Umstellung auf veganes Essen überwand, auf den Karriere-Höhepunkt zu. Nach den knapp gewonnenen Vorwahlen der Demokraten gilt Adams als sicherer Nachfolger von Bill de Blasio im Amt des künftigen Bürgermeisters im Big Apple. Republikaner haben in der stramm liberalen Hochburg am Hudson River traditionell keine Chance.

Erst der zweite Schwarze

Eric Adams schreibt schon wegen seiner Hautfarbe Geschichte. Nach bis dahin 105 weißen Bürgermeistern in mehr als 330 Jahren war es 1989 der schöngeistige David Dinkins, der als erster Afroamerikaner in die „Gracie Mansion“ einzog – in die Residenz des „Mayor“ auf der noblen Upper East Side in Manhattan.

Noch bemerkenswerter: Mit Adams wird in der Ära des von der Polizei getöteten Schwarzen George Floyd ein Schwarzer der mächtigste Mann im Großstadtmoloch, der sich von Rufen der „Black Lives Matter“-Bewegung distanziert, die Polizei finanziell zugunsten von mehr Sozialarbeit zu schröpfen.

Im Gegenteil. Im Lichte der in der Corona-Pandemie extrem beschleunigten Negativ-Entwicklung New Yorks präsentierte sich Adams im Wahlkampf im Gegensatz zur internen Rivalin Kathryn Garcia als Law-and-Order-Mann, der das Jahresbudget der an akutem Personalmangel leidenden „NYPD“-Polizei von fünf Milliarden Dollar aufstocken und nicht kürzen würde. Sein griffiger Erklärsatz dazu: „Niemand kommt nach New York mit seinem milliardenschweren Tourismussektor, wenn dreijährige Kinder am Times Square erschossen werden.“

Dahinter steht, dass Verbrechensbekämpfung die zentrale Sorge der Menschen im Big Apple ist. In den ersten fünf Monaten dieses Jahres gab es trotz strengster Waffen-Gesetze mehr als 500 Schusswaffen-Opfer in New York, so viele wie seit zehn Jahren nicht mehr – und fast 50 Prozent mehr als 2020. Der Gouverneur des Bundesstaates, Andrew Cuomo, ließ gerade den „Katastrophen-Notfall“ ausrufen, um der Plage Herr zu werden.

Gegen Rassismus

In diesem Zusammenhang will Adams etwa die umstrittene und längst eingemottete Polizeistrategie der anlasslosen Kontrollen („stop and frisk) reanimieren, von der in der Bürgermeisterzeit von Michael Bloomberg vor allem junge Männer aus ethnischen Minderheiten betroffen waren.

Adams Akzent auf eine Stärkung der inneren Sicherheit hat ihm Lob von unerwünschter Seite eingebracht. Tucker Carlson, quotenträchtigster Moderator des TV-Senders Fox News, machte sich für Adams stark. Der erklärte umgehend, er lehne Hilfe ab von Leuten, die „rassistische, einwanderungsfeindliche Propaganda“ verbreiteten.

Wenig verlauten ließ Adams, wie er ein anderes drängendes Problem in den Griff kriegen will: Fast 80.000 New Yorker haben keine feste Bleibe, mehr als 4.000 schlafen auf der Straße.

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