Schallenberg und Schramböck eröffneten eine Seilbahn in Haifa
In Israel geben sich die ausländischen Gäste in diesen Tagen die Klinke in die Hand. Am Dienstag waren Außenminister Alexander Schallenberg und Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck dran. Auch beim Besuch der Österreicher wurden die dramatischen Folgen des Ukraine-Krieges besprochen.Israels Premier Naftali Bennett gehört zu den Politikern, die sich in Mediation zwischen den Fronten versuchen. Da werden auch bilaterale Themen zu globalen. Politische wie wirtschaftliche.
Am Vormittag ging es nach Haifa. In der nördlichen Hafenstadt wurde die erste Seilbahn Israels für den öffentlichen Personennahverkehr eingeweiht. Gebaut von der Wolfurter Doppelmayr Seilbahn Ges.m.b.H. Noch weckt sie mehr den Eindruck einer Touristenattraktion. Hier sollen aber in Zukunft Tausende Haifaer den Straßenstaus entrinnen. Im Verkehr des Heiligen Landes erheben sie in den letzten Jahren einen Anspruch auf Ewigkeit. Allen voran die Studenten der Universität und des Technions. Die Kabinen fuhren langsamer und schaukelten etwas mehr als erwartet.
Im Technion oben auf dem Carmel-Berg werden die Möglichkeiten der wissenschaftlichen Zusammenarbeit mit Israel greifbar. Eine der ältesten Technischen Hochschulen weltweit und unter den zehn besten. Aber keineswegs „Old School“.
Wirtschaftsministerin Schramböck erwähnt ausdrücklich die besonderen digitalen medizinischen Leistungen im HiTech-Staat Israel: Vor allem auch bei Schmerztherapien und Beobachtungstechniken von Risiko-Schwangerschaften.
Israel und Österreich haben ähnliche Interessen im Tourismus. Bei einer Neuausrichtung österreichischer Holocaust-Gedenkstätten ist eine engere Zusammenarbeit angestrebt. „Mehr Betonung der Opfer-Perspektive.“
Öl und Dünger
Die neuen Probleme infolge des Krieges in Europa sind bislang auch aus der Nahost-Perspektive nur schwer einzuschätzen. „Wie bei einem Erdbeben, dessen tektonische Verlagerungen ganz neu zu orten sind“, meinte Außenminister Schallenberg. Die Schlüsselworte hier: Energie-Versorgung und Ressourcen-Mangel. Schallenberg erinnert an den Getreidemangel, der weltweit die Brotpreise in die Höhe treibt. „Was in den arabischen Ländern Rebellionen auslösen kann.“
Israel hätte etwas zu Bieten: Riesige Erdgas-Funde vor der Küste, die bis in die griechischen und zyprischen Hoheitsgewässer reichen. In den Medien der Levante ist bereits von einer „Südstream“ die Rede. Auch die Türkei zeigt Interesse. Und Dünger. Israel hat Pottasche vom Toten Meer. Gas wie Pottasche können direkt helfen. Aber nicht sofort. Schallenberg: „Wir brauchen Lösungen mit dem Jahreskürzel 22. Also jetzt.“
Und da fallen den Experten nur die existierenden Bestände in den Golfstaaten ein. Auch hier könnte Israel ein neuer Vermittler sein. Bleibt das Problem Iran: Ein positives Ende des Wiener Atomverhandlungen beunruhigt Israel und die Golfstaaten. Da hatte Schallenberg viel Gesprächsbedarf.
Norbert Jessen, Tel Aviv
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