Die halbautonomen Färöer-Inseln, die primär vom Fischfang leben, sind nicht Mitglied in der EU, somit greifen die Sanktionen gegen Russland nicht, welche russischen Schiffen die Nutzung von Häfen der Mitgliedsstaaten verbietet.
Zwischen Moskau und Brüssel
Gleichzeitig strebt die färöische Regierung in Thorshavn ein Freihandelsabkommen mit Brüssel an.
Rasmussen war bereits Mitte April auf den Inseln, um vorsichtig Bedenken an dem Russland-Abkommen anzumelden, das jeden November neu ausgehandelt wird.
Weniger diplomatisch agierten die oppositionellen Konservativen in Dänemark. Sie argumentieren, dass aufgrund der Militärausrüstung in den russischen Trawlern deren Anwesenheit in den Häfen einen Sicherheitsaspekt habe. Somit hätte Dänemark ein Mitspracherecht und die Färöer müssten den russischen Schiffen das Anlaufen verwehren. Denn die Sicherheitspolitik und die Außenpolitik von Thorshavn werden mit Kopenhagen koordiniert, die Inseln sind Teil der NATO.
Der färöische Außenminister Högni Hoydal verbat sich darauf jede dänische Einmischung, man werde selbst entscheiden. Dies bewiesen die Insulaner bereits – im vergangenen Jahr wurde das Abkommen trotz internationalen Drucks verlängert. Doch aufgrund der Spionage- und Sabotage-Angst im Westen nimmt diesmal der Druck zu.
Nach dem Dokumentarfilm erkunde Russland derzeit Strom- und Datenkabel im Atlantik, um diese in einem Konfliktfall kappen zu können, auch würden von den Russen Windparks und Gaspipelines in der Nord- und Ostsee kartiert.
„Die Bedrohung durch Russland und russische Spionage ist ernst“ so Mette Frederiksen, Dänemarks Regierungschefin Anfang dieser Woche.
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Die EU und die NATO wollen hierzu gemeinsame Sicherheitskonzepte erarbeiten, das Ergebnis dieser Zusammenarbeit werde im Juli auf dem NATO-Gipfel in Vilnius präsentiert, so die Ankündigung der EU-Kommissions-Vorsitzende Ursula von der Leyen.
Auf der anderen Seite geht es den Insulanern um viel Geld. So exportierte das Land im Jahr 2021 Waren, zumeist Fisch, im Wert von 351 Millionen Dollar nach Russland. Dabei ist zu berücksichtigen, dass die Gruppe aus 18 größeren Inseln gerade einmal knapp 54.000 Einwohner hat.
Das Fischereiabkommen beinhaltet die Erlaubnis der Färöer, in der Barentssee-Kabeljau zu fangen, den Russen darf dafür in den Gewässern um die nordatlantischen Inseln der Blaue Wittling ins Netz gehen.
Strategische Bedeutung
Sollte dies alles wegfallen, müsste Ersatz her, so das Signal aus Thorhavn.
Die Färöer-Inseln erscheinen auf den ersten Blick abgelegen, sie sind jedoch von strategischer Bedeutung in einem Konfliktfall mit dem Kreml, etwa um die Bewegung von russischen U-Booten zu überwachen.
Darum zeigen die USA vermehrtes Interesse an den Färöer-Inseln, was bei der Regierung in Thorshavn das Selbstbewusstsein steigen lässt – im kommenden Jahr wird man in Washington eine diplomatische Vertretung eröffnen.
Die US-Marine hat die Häfen des Landes im vergangenen Jahr mehrfach angesteuert.
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