Russische Nachrichtenagentur verkündete Sieg – und löschte Artikel wieder
„Eine neue Welt wurde vor unseren Augen geboren“, beginnt der Artikel: „Russlands Militäroperation in der Ukraine hat eine neue Ära eröffnet“. Die Tragödie von 1991, der Zerfall der UdSSR, sei hiermit überwunden.
Es ist Wunschdenken des Autors und der russischen Führung: Dass die staatliche russische Nachrichtenagentur RIA einen vorproduzierten Text zum Sieg Russlands über die Ukraine unabsichtlich veröffentlicht hat, zeigt gut, wie Desinformation und Propaganda funktionieren.
In Russland ist es unter Androhung einer Strafe von bis zu 40.000 Euro verboten, in öffentlichen Texten andere Quellen als die staatlichen zu verwenden, die Nutzung der Worte „Invasion“ oder „Angriff“ ist ebenso verboten. Die meisten Medien folgen darum exakt dem vom Kreml vorgegebenen Narrativ, wonach Russland in der Ukraine einen „Befreiungskrieg“ führt – die wenigen Ausnahmen, wie etwa der Radiosender Echo Moskwy und der TV-Sender Dozhd, wurden von der Rundfunkbehörde am Montag abgedreht.
Der Text, der bei der russischen Agentur RIA erschienen ist, ist auf der Website nicht mehr zu finden – allerdings war er gut 24 Stunden online. Bei anderen Outlets – etwa Sputnik, das die EU ja jetzt hierzulande verboten hat – war er noch länger online. Verfasst wurde der Kommentar von RIA-Kolumnist Pjotr Akopow. „Wladimir Putin hat ohne Übertreibung eine historische Verantwortung übernommen, indem er entschieden hat, die Lösung der Ukraine-Frage nicht künftigen Generationen zu überlassen“, schrieb er.
Weiter fragt er: „Hat ernsthaft jemand in den alten europäischen Hauptstädten in Paris und Berlin geglaubt, dass Moskau Kiew aufgeben würde? Jetzt ist dieses Problem weg - die Ukraine ist nach Russland zurückgekehrt.“
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