Russische Blogger berichten von "Zusammenbruch der Front" bei Cherson

Russische Blogger berichten von "Zusammenbruch der Front" bei Cherson
Die Ukrainer nutzten ihre „erhebliche zahlenmäßige Überlegenheit“, um die russischen Truppen zurückzuschlagen.

In den von Russland annektierten Gebieten in der Ukraine stehen Moskaus Truppen weiter unter massivem Druck angesichts des Vormarsches der Streitkräfte Kiews. Aus den Gebieten Saporischschja, Cherson, Donezk und Luhansk berichteten die russischen Besatzer am Montag von zahlreichen Versuchen der Ukraine, Frontlinien zu durchbrechen.

Die ukrainischen Streitkräfte verbuchen Berichten zufolge an der Südfront in der Region Cherson Geländegewinne. Während sich die Regierung in Kiew am Montag offiziell zunächst nicht zum Kriegsgeschehen äußerte, beschrieben russische Militär-Blogger, wie ukrainische Panzerverbände entlang des Flusses Dnipro vorstießen. Ein Berater des Kiewer Innenministeriums, Anton Geraschtschenko, veröffentlichte ein Video, auf dem ukrainische Soldaten ihre Nationalflagge in der Ortschaft Solota Balka hissten. 

Der pro-russische Kanal „Rybar“ sprach von einem „Zusammenbruch“ der Front nördlich von Cherson, wo die Ukrainer mit fast 100 Einheiten Militärgerät durchgebrochen seien. Die Ukrainer nutzten ihre „erhebliche zahlenmäßige Überlegenheit“, um die russischen Truppen zurückzuschlagen.

Die Oblast-Hauptstadt liegt am westlichen Ufer des Dnepr, ist also ein Brückenkopf für die russischen Streitkräfte, die Cherson am 2. März einnahmen. Für Moskau wäre ein Verlust der Stadt aber nicht nur eine taktische Niederlage: Erst am Freitag verkündete er die Annexion des Oblasts Cherson - sollte er die Oblast-Hauptstadt verlieren, wäre dies eine symbolträchtige Niederlage. 

Noch liegen etwa hundert Kilometer zwischen der Nordfront und Cherson - an der Westfront sind es knappe 24. Die nächsten Stunden und Tage werden zeigen, ob die ukrainische Offensive im flachen Steppengelände tatsächlich so erfolgreich ist. 

Rob Lee von der US-Denkfabrik Foreign Policy Research Institute zitierte russische Blogger, die berichteten, dass ihre Truppen sich bis nach Dudtschany etwa 40 Kilometer weiter südlich am Ufer des Dnipro zurückgezogen hätten. "Wenn so viele russische Kanäle Alarm schlagen, heißt das gewöhnlich, dass sie in Schwierigkeiten sind", schrieb Lee auf Twitter. Sollten die ukrainischen Streitkräfte weitere Fortschritte am Ufer des Flusses machen, könnten Tausende russische Soldaten in der Falle sitzen. Der Dnipro ist stellenweise sehr breit, und die Ukraine hat die meisten Brücken zerstört.

Die Meldungen aus dem Süden kommen nur einen Tag nach der vollständigen Befreiung der Stadt Lyman im Osten der Ukraine. "Die Geschichte der Befreiung von Lyman in der Donezk-Region ist zur populärsten in den Medien geworden", sagte der ukrainische Präsident Selenskyj in seiner abendlichen Video-Botschaft. "Aber die Erfolge unserer Soldaten sind nicht auf Lyman begrenzt." Auch Selenskyj berichtete von Vorstößen seiner Truppen im Gebiet von Cherson. Mit der Einnahme von Lyman könnten die ukrainischen Verbände im Osten weiter tief in russisch besetztes Gebiet vorrücken, wie Viktor Kewljuk vom ukrainischen Forschungsinstitut Zentrum für Verteidigungsstrategie ausführte.

 

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