Sie hat das Geld, er den Namen. Wenn sie - die Ex-Google-Milliardärin Nicole Shanahan - öffentlich darüber sinniert, ob er - Robert F. Kennedy, Neffe des ermordeten Ex-Präsidenten John F. Kennedy - seine seit Monaten von einer Pleite in die nächste rauschende Präsidentschaftskandidatur als Parteiunabhängiger beizeiten aufgeben sollte, horchen die Wahlkämpfer von Demokraten und Republikanern genau hin.
Zumal dann, wenn Shanahan, die ohne jede politische Erfahrung als Vize-Präsidentschaftskandidatin firmiert, damit liebäugelt, dass man sich mit dem zuletzt auf fünf Prozentpunkte geschrumpften Umfragen-Kapital dem Republikaner Donald Trump anschließen könnte. Um das im Aufwind befindliche demokratische Duo Kamala Harris/Tim Walz zu verhindern.
Politische Nähe zu Trump gesucht
Letzteres, so die angeblich wegen einer Affäre mit Elon Musk von Google-Mitgründer Sergey Brin geschiedene und finanziell entsprechend auskömmlich ausgestattete Juristin, könne erschwert werden, wenn man im Rennen verbleibe. Ihre Annahme in einem Interview: „Wir würden wohl eher bei Donald Trump Wähler absaugen.” Umfragen hatten dies zuletzt in mehreren Swing States bestätigt.
Dass Shanahan, die einst die Demokraten alimentiert und Kennedys Wahlkampf mit über zehn Millionen Dollar finanziert hat, die politische Nähe zu Trump sucht, verwundert.
Am Rande des Demokraten-Parteitags in Chicago bestätigten Parteifunktionäre auf Nachfrage, dass Kennedy erst kürzlich bei Kamala Harris antichambriert habe. Tenor: Kandidatur-Aufgabe gegen Kabinettsposten. Harris sei nicht drauf eingegangen.
Shanahan bestreitet scharf, dass es solche Gespräche gegeben habe. Richtig sei dagegen, dass die Trump-Kampagne aufrichtiges Interesse an einzelnen Politik-Konzepten Kennedys (etwa zu chronischen Erkrankungen) angemeldet habe und man sich darum eine Allianz gut vorstellen könne. Wie? In welchem Rahmen? Keine Details. Auch die Trump-Kampagne gab dazu auf Anfrage keine Stellungnahme ab.
Statement von Kennedy
Was ist davon zu halten? Nun, Kennedy selber hat sich zu dem Vorstoß seiner politischen Partnerin bisher nicht geäußert. Auf dem Musk-Portal X postete der 70-Jährige, der es bis heute nur auf die Stimmzettel von 19 der 50 US-Bundesstaaten geschafft hat, lediglich einen Placebo-Satz: „Wie immer bin ich willens, mit den Spitzen aller politischen Parteien zu sprechen, um die Ziele zu befördern, für die ich mich seit 40 Jahren in meiner Karriere und in diesem Wahlkampf eingesetzt habe.”
Bei den Demokraten sieht man dazu keine Veranlassung. Seit dem Wechsel von Joe Biden zu Kamala Harris sind Kennedys Umfragenwerte, die vor Monaten mal bei bis zu 15 % lagen, abgestürzt. Außerdem behaupten er und Shanahan in einem unfreundlichen Gestus, dass die Demokraten, von Haus aus die Partei des Kennedy-Clans, der Robert F. als von der Herde ausgestoßenes schwarzes Schaf betrachtet, seine Wahl-Kampagne "sabotiert" hätten. Konkret seien Leute eingeschleust worden, die für Kennedy juristische Probleme erzeugt hätten, sagte Shanahan verschwurbelt, nannte aber keine konkreten Sachverhalte. Die demokratische Parteizentrale winkt ab und spricht von "verschwörungstheoretischem Unsinn".
Wie steht es um Kennedys Kampagne?
Im Umfeld Kennedys werden ganz profane Gründe für die öffentlichen Gedankenspiele vermutet: "Ihm geht schlicht das Geld aus. Und nach dauernden Skandalen haben die Wähler ihn zunehmend satt. Die Kampagne ist im Prinzip so gut wie tot", sagte ein Vertrauter der Polit-Dynastie aus Boston. Darum werde jetzt an einer Legende für den Ausstieg gebastelt. Wettbüros beziffern die Wahrscheinlichkeit, dass Kennedy den Schritt demnächst vollzieht, mittlerweile auf über 60 Prozent. Shanahan betont, noch sei nichts entschieden.
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