Revolution in Rom: Papst Franziskus erlaubt die Segnung homosexueller Paare

Revolution in Rom: Papst Franziskus erlaubt die Segnung homosexueller Paare
Bereits im Oktober hatte das Kirchenoberhaupt dafür plädiert. Ein Tabu ist damit gebrochen, allerdings nicht vollständig.

Die katholische Kirche ebnet den Weg für die Segnung homosexueller Paare. Papst Franziskus hat dies unter genau festgelegten Bedingungen geregelt. 

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Dies geht aus einem Schreiben hervor, das der Vatikan am Montag in Rom veröffentlichte. 

Fünf Kardinale hinterfragten den Weg von Franziskus

Erst im Oktober hat der Vatikan Antworten des Papstes auf einen kritischen Brief mit kontrovers diskutierten Fragen veröffentlicht, den ihm fünf Kardinäle geschickt hatten. Das Oberhaupt der katholischen Kirche äußerte sich etwa zu Segensfeiern für homosexuelle Paare und zur Rolle der Frau in der Kirche. Das sogenannte Dubia-Schreiben der konservativen Kardinäle vom Juli war am 2. Oktober geworden - wenig später machte die vatikanische Glaubensbehörde Franziskus' Antworten öffentlich.

In einem Dubia-Schreiben werden theologische Fragen als Zweifel formuliert, auf die der Papst üblicherweise in einem "Ja oder Nein"-Format antwortet. In dem nun bekannt gewordenen Brief, an dem auch der deutsche Kardinal Walter Brandmüller beteiligt war, wollten die Kirchenmänner etwa wissen, ob Segensfeiern für homosexuelle Paare sowie die Frauenordination weiter verboten bleiben sollen. Die Kardinäle stehen den Reformansätzen des Papstes kritisch gegenüber.

Segensfeiern für Homosexuelle waren eine zentrale Reformforderung

Die Zulassung von Segensfeiern für gleichgeschlechtliche Paare war eine Hauptforderung für den deutschen Reformprozess Synodaler Weg und im März von der Synodalversammlung beschlossen worden. Dass der Vatikan - und vor allem das mächtige Dikasterium für die Glaubenslehre - im Oktober die Antworten des Papstes veröffentlichte, wurde unter Vatikan-Kennern bereits als bemerkenswerter Schritt gesehen. Im Zusammenhang mit der damals stattfindenden Weltsynode war dies aber notwendig, ließ Franziskus wissen. 

Die Ehe gilt für die Kirche in Rom weiter für Mann und Frau

Vor allem Franziskus' Antwort zu Segnungen für homosexuelle Paare ließ schon damals Großes erwarten, denn er lehnte diese in seiner Antwort nicht grundlegend ab. Wer um einen Segen bitte, erbitte im Vertrauen auf Gott dessen Hilfe, um besser leben zu können, hieß es. Man müsse daher abschätzen, ob es Formen der Segnung geben könne, ohne eine falsche Vorstellung von der Ehe zu vermitteln. Offizielle Regelungen dazu durch Bistümer oder Bischofskonferenzen lehnte der Papst ab. Ausdrücklich betont wird aber auch, dass ein solcher Segen von den kirchlichen Autoritäten nicht rituell festgelegt werden dürfe, "um keine Verwechslung mit dem dem Ehesakrament eigenen Segen hervorzurufen". In der Erklärung wird auch bekräftigt, dass sexuelle Beziehungen nur innerhalb der Ehe zwischen Mann und Frau als erlaubt gelten. 

Was homosexuelle Paare künftig dürfen

Die Erklärung namens "Fiducia supplicans" wurde vom vatikanischen Dikasterium für die Glaubenslehre veröffentlicht. Als Oberhaupt der katholischen Kirche hatte sie Papst Franziskus zuvor gebilligt. Weiter heißt es darin, dass eine Segnung unter bestimmten Bedingungen "allen gespendet werden kann, ohne etwas zu verlangen". Solche Segnungen seien "an alle gerichtet, niemand darf ausgeschlossen werden". Darin ist nach offizieller deutscher Übersetzung von der "Möglichkeit der Segnung von Paaren in irregulären Situationen und von gleichgeschlechtlichen Paaren" die Rede.

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Ausdrücklich betont wird aber auch, dass ein solcher Segen von den kirchlichen Autoritäten nicht rituell festgelegt werden dürfe, "um keine Verwechslung mit dem dem Ehesakrament eigenen Segen hervorzurufen". In der Erklärung wird auch bekräftigt, dass sexuelle Beziehungen nur innerhalb der Ehe zwischen Mann und Frau als erlaubt gelten. 

Keine klaren Angaben gibt es zur Frauen

Was die Frauenordination angeht, also die Berufung von Frauen in Weiheämter, blieb der Pontifex bisher vage. Er äußerte sich im Oktober zwar nicht klar, ließ aber anklingen, dass das zurzeit geltende strikte Verbot zumindest ein weiteres Mal überprüft werden könnte.

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